Automatisierung der Zukunft : Eine Plattform für die Losgröße-1 SPS

Flecs Marketplace
© Flecs Technologies

Die Maschinensteuerung von der eingesetzten Hardware unabhängig machen, die SPS virtualisieren und vereinfachen, standardisierte Software zur Öffnung der Systeme nutzen – diese Trends verändern derzeit die Automatisierung. Sowohl etablierte als auch neue Anbieter bringen laufend neue Anwendungen dazu auf den Markt. Ein der jüngsten darunter ist Flecs Technologies. Das 2021 gegründete Start-up aus dem Allgäu hat es sich zum Ziel gesetzt, die Komplexität bei der Maschinenprogrammierung und -steuerung zu reduzieren: „Maschinenbauer sparen mit uns 40 Prozent Zeit beim Engineering und bei der Wartung“, bringt Patric Scholz, Managing Director von Flecs, die Vorteile auf den Punkt. Der Weg dorthin führt über die Nutzung von Tools und Ansätzen, die aus der IT-Welt bekannt sind.

Hardwareunabhängigkeit als Basis

Zeitfresser und damit auch ein großer Kostenfaktor sind die Installation und die Aktualisierung von Applikationen auf der SPS. Flecs vereinfacht diesen Prozess durch das Angebot einer Plattform zur Automatisierung von Installation und Aktualisierung industrieller Anwendungen auf SPSen. Scholz: „Somit bieten wir dem Maschinenbau die Möglichkeit, hardwareunabhängig Softwareprogramme für jede Automatisierungsaufgabe schnell und einfach zu verwenden.“

Die Plattform kann auf jeder Linux-basierten SPS oder Standard-Hardware installiert werden, so dass Maschinenhersteller diejenige Softwarelösungen nutzen können, die für ihre spezifischen Maschinen am besten geeignet sind. Die Plattform ist aber nicht nur ein „Marktplatz für industrielle Anwendungen“, wie es Scholz nennt. Sie umfasst auch ein Service-Mesh, das es allen Anwendungen in einer Applikation ermöglicht, miteinander zu kommunizieren und Daten auszutauschen. Scholz: „Dies ermöglicht es den Herstellern, die Funktionalität ihrer SPS durch die Installation neuer Anwendungen zu erweitern, ohne dass sie über tiefgreifende Kenntnisse von Linux oder IT-Technologien wie Docker verfügen müssen.“

Denn durch die Nutzung von offenen Standards kann sich der Anwender ganz aufs Funktionieren der Basis verlassen. So wird Docker bei Flecs als als eine der Basistechnologien genutzt, die einzelnen Apps sind als Docker-Container aufgesetzt: Das stellt unter anderem die reibungslose Kommunikation untereinander sicher. Dadurch kann, so das Versprechen der Allgäuer Innovatoren, die SPS „wie ein Smartphone“ benutzt werden, auf der verschiedene Apps unterschiedlicher Hersteller laufen.

"Die SPS so einfach benutzen wie ein Smartphone": Patric Scholz, Managing Director und Mitbegründer von Flecs Technologies.

Praxistauglichkeit der offenen Plattform

Flecs ist aber nicht nur ein Versprechen für die Zukunft, sondern bereits in der Automatisierungspraxis angekommen. So ist beim neuen Automatisierungsbetriebssystem u-OS von Weidmüller, das generisch auf Codesys basiert, Flecs mit drauf: Mit Hilfe der Plattform können Apps von außerhalb der Weidmüller-Welt auf u-OS installiert werden. Auch Baumüller stellt auf der Hannover Messe einen gemeinsam mit Flecs realisierten Marktplatz für Apps vor, über den reglerbasierte Anwendungen oder der OPC-UA-Server plattformunabhängig genutzt werden können. TTTech wird Flecs als Erweiterung auf der Nerve-Plattform einsetzen; und Salz Automation stellt einen IPC mit Safety-Unterstützung vor, der gemeinsam mit Flecs erstmals eine offene Plattform im Bereich der funktionalen Sicherheit bietet.

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Standardisierung als Zukunftskonzept

Die Gründer von Flecs haben den offenen, auf Standards basierenden Ansatz der Plattform von Anfang an in die DNA des Start-ups eingebracht. Der gemeinsame Hintergrund ist eine Vergangenheit bei Codesys, dem bekanntesten Anbieter von Automatisierungssoftware auf Basis von IEC 61131-3. Patric Scholz kennt aber auch die Hardwareseite aus eigener Erfahrung. Der studierte Elektro- und Informationstechniker war vor dem Softwarevertrieb bei Codesys fünf Jahre lang im Hardwarevertrieb bei Kontron tätig.

Auch der Trend von SPS- und IPC-Herstellern, mehr und mehr auf Linux zu setzen um die Software nicht bei jedem Update neu aufsetzen zu müssen, spielt Flecs in die Karten. Die genutzte Docker-Technologie wiederum reduziert den Hardware-Bedarf erheblich. Doch erst die Verbindung dieser Ansätze ermöglicht die Bereitstellung einer transparenten und flexiblen Plattform für die Installation und Aktualisierung industrieller Anwendungen. Damit, so Patric Scholz, „trägt Flecs dazu bei, den Weg für die nächste Generation von Automatisierungslösungen zu ebnen.“ Oder, um den Vorteil für SPS-Hersteller und -Nutzer noch plakativer auf den Punkt zu bringen: „Die Losgröße-1-SPS kann kommen!“