HTL-Wettbewerb AUTstanding : Die Rettung der Welt durch die Ingenieure von morgen

Clemens Maier, Beckhoff Automation
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Ein Gespräch mit Clemens Maier, Beckhoff Automation, über den wachsenden Wohlstand, softwaregetriebene Zukunft und persönliche Kontakte auf allen Kontinenten.

Der Leitsatz von Hans Beckhoff lautet „Die Ingenieure müssen die Welt retten!“ Was heißt das bei einem Automatisierungsanbieter?

Clemens Maier: Wir erleben wachsenden Wohlstand auf unserem Planeten, wir wissen aber auch, dass wir nicht weitermachen können wie bisher, wenn wir ihn erhalten wollen. Wir gehen mit den Ressourcen verschwenderisch um, der Klimawandel ist ein Teilaspekt davon. Wir brauchen effektive Technologien, die ressourcenschonend sind und langfristig halten – und wir haben diese Technologien. Die Automatisierungstechnik bildet das Rückgrat einer nachhaltigeren Welt. In jedem Kraftwerk, in jeder Wasseraufbereitungsanlage steckt jede Menge Automatisierung drin. Wir von Beckhoff versorgen die Maschinen- und Anlagenbauer mit der neuesten Technik, die die Informations- und Kommunikationstechnologie mit Maschinenbau und Mechatronik vereint.

Welche Perspektive bietet dieser Weltrettungsansatz den Ingenieuren und Führungskräften von morgen?

Maier: Die Automatisierer sitzen an der entscheidenden Schnittstelle für die Zukunft. Sie brauchen breitgefächertes Wissen, das bekommen sie bei uns. Generell ist lebenslanges Lernen mittlerweile Usus geworden, da entwickeln sich ganz neue Modelle. So bietet etwa das Stammhaus von Beckhoff gemeinsam mit der Fachhochschule Bielefeld am Campus Gütersloh ein praxisintegriertes Studium. Das ist ein Weg, der in Zukunft immer stärker begangen werden wird.

Die Zukunft ist softwaregetrieben und digital, sagt man. Wie wirkt sich das bei Beckhoff aus?

Maier: Schauen wir uns eine typische Steuerung an: Die Zykluszeiten einer SPS liegen bei einer Millisekunde. Das heißt, wir haben 1.000 Mal pro Sekunde ein komplettes Prozessabbild einer Produktionsanlage. Das sind riesige Datenmengen, die gespeichert, verarbeitet und übertragen werden müssen. Wir haben die entsprechenden Software-Funktionalitäten dafür.

Beckhoff hat mit dem MX-System heuer eine „Revolution im Schaltschrankbau“ vorgestellt, bei der die Steuerung zum modularen Schaltschrank wird. Müssen die Ingenieure von morgen die Hardware nicht mehr so sehr im Blick haben?

Maier: Bei Stromführungen werden wir uns immer Gedanken über Leitungen und Stromschienen machen müssen. Der Ingenieur wird beides „beherrschen“ müssen, die Elektroplanung und die Programmierung. Doch bei einfacheren Standardmaschinen wird es Sinn machen, sich den physischen Schaltschrank zu sparen. Da muss man nicht mehr direkt in eine Elektrokonstruktion einsteigen, es wird ein Umdenken geben.

Der Fachkräftemangel ist längst Realität: Wie stellt sich das für Beckhoff dar?

Maier: Wir haben das Glück, dass wir ein sehr innovatives Unternehmen sind. Bei uns gibt es ein breites Tätigkeitsfeld mit jeder Menge an Aufgaben für Ingenieure von der Vorentwicklung bis zum technischen Vertrieb. Es gibt in einem Unternehmen mit 5.000 Mitarbeitern weltweit viele interne Veränderungsmöglichkeiten und Perspektiven. Trotzdem sind wir ein Familienbetrieb, ein sehr menschlich gestaltetes Umfeld – da kennt man einander noch beim Namen, in jedem Land und auf jedem Kontinent haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter persönliche Kontakte.

Beckhoff will die Führungsmannschaft verjüngen und über die Familie hinaus verbreitern. Was für Leute suchen Sie dafür?

Maier: Offene Leute mit sozialer Kompetenz und Interesse am Fortschritt, die gewillt sind, sich stetig mit neuen Technologien zu beschäftigen. Wenn einer nach der Ausbildung bis zur Pension nichts mehr lernen will, wird das bei uns nicht funktionieren.

„Freies Herumspinnen ist ausdrücklich erlaubt und notwendig“, hat Hans Beckhoff in dem oben schon zitierten Interview gesagt. Wie wird da konkret „herumgesponnen“?

Maier: Wir haben stetig neue Produkte, mit denen man ganz viele Sachen ausprobieren kann und soll. Beispielsweise Bildverarbeitung in Kombination mit Machine Learning: Da gab es dann auch mal jemanden, der sich Bilder von einer öffentlich zugänglichen Webcam runterlädt und das System Autos zählen lässt. Da kam dann am Ende eine Lösung für einen Stückzähler bei einem Kunden heraus. Das ist die Neugierde des Ingenieurs, der den Fortschritt mit Technologien sucht.

Beckhoff unterstützt den HTL-Wettbwerb AUTstanding auch heuer. Warum sind Sie wieder dabei?

Maier: Weil es eine sehr gute Veranstaltung ist. Im Bereich der Automatisierungstechnik gibt es nichts Vergleichbares. Ein Punkt ist, dass das Wissen über Automatisierungstechnik nicht so verbreitet ist, viele junge Menschen wissen zu wenig darüber, vor allem wenn sie sich entscheiden sollen, welchen Ausbildungsweg sie gehen wollen. Da ist es gut, diese Zukunftsbranche auf diesem Weg zu bewerben und Vorbilder zu schaffen. Herausragende Leistungen gehören immer hervorgehoben. Loben und Belohnen sind generell ganz zentrale Faktoren im Umgang mit Menschen – und wenn auch nur einer sich vornimmt, so eine gute Abschlussarbeit zu schaffen wie die, die er bei AUTstanding gesehen hat, ist es ein Erfolg.