BLOG : Wie eine IoT-Innovation meinen Computer lahmlegte

Nach drei Tagen auf der Messe in Wien war meine Mailbox naturgemäß voll mit ungelesenen Mails. Ich hab sie also abzuarbeiten begonnen, dann hat am Abend der Mailclient irgendwie zu spinnen begonnen, und als ich am darauffolgenden Tag Outlook wieder aufgemacht habe, war ein Großteil der Mails weg. Einfach weg. Nicht mehr zu finden. Und das an einem Samstag, an dem die IT-Support-Menschen gerade ihr wohlverdientes Wochenende zu genießen beginnen. Na super.

Dank Cache- und Back-up-Files waren die vom Server verschwundenen Nachrichten am nächsten Arbeitstag zwar innerhalb von 30 Minuten wieder hergestellt, aber die Fehlersuche gestaltete sich als schwierig. Nach einer weiteren Stunde hatte der nette EDV-Kollege die Lösung: „Da ist es – du hast mit diesem Mail ein korruptes File bekommen. Da ist das Protokoll schadhaft und hat die Probleme verursacht.“

Es handelte sich um die automatisch verschickte Bestätigung eines Smart-Ausstellers, der mir für den Besuch auf seinem

Messestand dankte. Ich hatte diesen Aussteller besucht, weil er – wie so viele heuer – eine garantiert sichere Cloud-Lösung für effiziente Maschine-to-Maschine-Kommunikation vorzustellen hatte. Mit einem hunderprozentig kompatiblen Protokoll soll das Internet of Things zwischen unterschiedlichsten Anwendungen realisiert und Industrie 4.0 möglich gemacht werden …

Genau dieses Besuchsbestätigungsmail war „korrupt“ und hat meinen Mailaccount lahmgelegt. Hier einen Zusammenhang herzustellen mag ein wenig polemisch sein, zugegeben. Denn natürlich ist der Serienmailer, der aus der Marketingabteilung des Unternehmens die Aussendung eines Massenmailings übernimmt, ein völlig anderes, vermutlich zugekauftes Tool als die selbstentwickelte IoT-Anwendung desselben Hauses. Trotzdem zeigt dieses kleine Beispiel, welch große Aufgaben noch vor uns liegen. Stellen Sie sich bloß vor, eine Linie Ihres Kunden steht plötzlich still, weil sich die Mail-Protokolle zweier Maschinen nicht vertragen …

Industrie 4.0 wird kommen, die Automatisierungsbranche wird einen wesentlichen Teil zur Realisierung beitragen, und in einigen Jahren werden jene selbstständig ablaufende Prozesse selbstverständlich sein, die heute noch als Pilotprojekte angekündigt werden. Aber bis dahin wird noch viel Korruption die Datenleitungen verstopfen. Und der Support wird im Schichtdienst Lösungen aus dem Router zaubern müssen.