Studie : Industrial Ethernet überholt erstmals Feldbusse

Es zeichnete sich seit Jahren ab, jetzt ist es so weit: Bei den neu installierte Knoten in der Fabrikautomation hat Industrial Ethernet die traditionellen Feldbusse überholt. Das ist die Haupterkenntnis der jährlichen Studie von HMS Industrial Networks bezüglich der Marktanteile industrieller Netzwerke. Der Anteil von Industrial Ethernet an neu installierten Knoten beträgt 52 Prozent (Vorjahr 46), der von Feldbussen 42 Prozent (Vorjahr 48). Weltweit ist EtherNet/IP mit 15 Prozent das am häufigsten installierte Netzwerk, gefolgt von Profinet und Profibus mit jeweils 12 Prozent. Auch die wireless Technologien sind bereits mit 6 Prozent Marktanteil relevant vertreten – und sie werden das Bild der Netzwerke mittelfristig neu definieren, glauben die Experten.

Absehbare Entwicklung

HMS Industrial Networks stellte die jährliche Auswertung des industriellen Netzwerkmarktes vor, die sich auf neu installierte Knoten innerhalb der Fabrikautomatisierung konzentriert. Als unabhängiger Anbieter von Produkten und Dienstleistungen für die industrielle Kommunikation und das Internet der Dinge hat HMS einen fundierten Einblick in den Markt der industriellen Netzwerke. Darum war das Überholmanöver von Industrial Ethernet keine Überraschung, sagt HMS-Geschäftsführer Thilo Döring: „Wir haben die Entwicklung seit Jahren aufmerksam verfolgt, daher war der Übergang zu Industrial Ethernet absehbar. Aber erst jetzt hat es die Feldbusse bei der Anzahl neu installierter Knoten wirklich überholt.“ Wesentliche Treiber für Industrial Ethernet seien die Notwendigkeit hoher Performance, die Integration von Fabrikinstallationen und IT/IoT-Systemen sowie generell das Industrial Internet of Things.

Zersplittertes Gesamtbild

Beeindruckend ist auch die Wachstumsrate: Industrial Ethernet hat in nur einem Jahr um 22 Prozent zugelegt. Betrachtet man den Marktanteil, ist das Bild der genutzten Netzwerkverbindungen jedoch unverändert zersplittert. Lediglich 15 Prozent Marktanteil reichen EtherNet/IP, um das am meisten verbreitete Netzwerk zu sein. Hinter Profinet sind auch noch EtherCAT, Modbus-TCP und Ethernet Powerlink zu nennen. Generell sind Feldbusse noch weit verbreitet und wachsen sogar noch leicht: Im Beobachtungszeitraum um 6 Prozent. Das verdanken die Feldbusse einer starken Industrie und Bedenken hinsichtlich Cyber Security. Aber mittelfristig erwarten die Experten von HMS einen Rückgang. ist davon auszugehen, dass die Zahl der Feldbusinstallationen in den nächsten Jahren stetig abnimmt. Dominierender Feldbus ist nach wie vor Profibus mit 12 Prozent weltweitem Marktanteil, gefolgt von Modbus-RTU und CC-Link mit jeweils 6 Prozent.

Wireless verändert Automatisierungsarchitektur

Funk-Technologien wuchsen um 32 Prozent und machen bereits 6 Prozent des Gesamtmarktes aus. Innerhalb von Wireless ist WLAN die am weitesten verbreitete Technologie, gefolgt von Bluetooth. „Wireless wird zunehmend von Maschinenbauern und Systemintegratoren zur Realisierung innovativer Automatisierungsarchitekturen genutzt. Anwender können den Verkabelungsaufwand reduzieren und neue Lösungen für die Konnektivität und Steuerung umsetzen, einschließlich Bring Your Own Device (BYOD) – bei dem Tablets oder Smartphones zum Einsatz kommen“, sagt Thilo Döring.

Große regionale Unterschiede

In Europa und dem Nahen Osten sind Profinet und EtherNet/IP führend. Auch Profibus ist dort immer noch weit verbreitet. Andere populäre Netzwerke sind EtherCAT, Modbus-TCP und Ethernet Powerlink. Der US-Markt wird von den CIP-Netzwerken dominiert, mit einer deutlichen Verschiebung in Richtung EtherNet/IP. In Asien ist kein Netzwerk marktführend, aber Profinet, EtherNet/IP, PROFIBUS, EtherCAT, Modbus und CC-Link sind weit verbreitet. Auch die Ethernet-Version CC-Link IE Field gewinnt an Bedeutung. Die Zahlen sind eine konsolidierte Sicht von HMS basierend auf eigenen Verkaufsstatistiken, den Einblicken der Kollegen in die Industrie sowie der Gesamtwahrnehmung des Marktes.

5 Jahre Wachstum

In den letzten fünf Jahren konnte HMS ein konstantes Wachstum industrieller Netzwerke feststellen. Wirkliche Verlierer gibt es also keine, sagt Thilo Döring: „Unsere Studie, dass der Netzwerkmarkt weiterhin fragmentiert bleibt. Nutzer fragen weiterhin nach Anbindungen an eine Vielzahl verschiedener Netzwerke, je nach Anwendung.“ Ein Ende der Entwicklung ist nicht absehbar, da in Zukunft industrielle Geräte durch das IIoT und Industrie 4.0 zunehmend miteinander vernetzt werden müssen. Das ist eine gute Nachricht für den Herausgeber der Studie: „Aus unserer Sicht sind wir gut aufgestellt, um mit diesen Trends zu wachsen. Denn wie unser Claim ‚Connecting Devices‘ schon sagt, geht es bei HMS genau darum.“