Individuelle Lösung : Schulmöbel gleiten automatisiert besser

MKW

In nur zwei Monaten hatte Produktionsverantwortlicher Christoph Hörmandinger von MKW einen fertigen Greifer.

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MKW ist ein Familienunternehmen, das verschiedene Sparten unter einem Dach vereint. MKW Kunststofftechnik und MKW Oberflächen+Draht fertigen an seinen oberösterreichischen Standorten für unterschiedlichste Branchen. Die Kernkompetenzen liegen in Metall, Kunststofftechnik, Sanitär und Pulverbeschichtung – in letzterem Feld zählt das 1960 gegründete Unternehmen zu den größten in Österreich. Einem breiteren Publikum ist MKW durch seine WC-Sitze bekannt, wo es zu den führenden Markenherstellern Europas zählt. Aber auch zu den letzten, die noch hier fertigen, sagt Geschäftsführer Johannes Danner: „Gerade im Sanitär- und Kunststoffbereich sind schon viele Mitbewerber nach Asien abgewandert.“ Bei MKW spielt die regionale Verwurzelung eine große Rolle, die trotz aller Herausforderungen am österreichischen Wirtschaftsstandort festhalten lässt. Doch eines ist für Danner klar: „Nur durch die fortschreitende Automatisierung der Produktion ist es uns möglich, im Hochlohnland Österreich wettbewerbsfähig zu bleiben.“

„Nur durch die fortschreitende Automatisierung der Produktion ist es uns möglich, im Hochlohnland Österreich wettbewerbsfähig zu bleiben“, sagt MKW-Geschäftsführer Johannes Danner.

Manuell bestückte Sesselfilzgleiter

Die Automatisierung erfüllt dabei mehrere der bekannten Aufgaben. Für MKW ist die Senkung der Energiekosten zentral, denn nur dank der Automatisierung ist es möglich, Prozesse ohne Unterbrechung weiterzufahren und Leerläufe zu verhindern. Den Einspareffekt in bestehenden Anlagen beziffert Danner mit 10 bis 20 Prozent. Daneben finden sich aber auch in hochautomatisierten Produktionen Prozesse, die bisher händisch durchgeführt werden mussten. So fertigt MKW für einen Schulmöbelhersteller seit vielen Jahren sogenannte Sesselfilzgleiter: Das sind jene kleinen Filzpatscherln an den Stuhlbeinen, die sowohl geräuschloses Bewegen der Sessel ermöglichen, als auch den Boden vor dem zerkratzt werden schützen. Dabei werden die kleinen, lediglich 50x15 mm kleinen Filzstücke mit Polyamid umspritzt, um sie langfristig am Sessel fixieren zu können.

Das Problem dabei: Die kleinen, weichen Filzstücke mussten bisher händisch in die Spritzgussmaschine eingelegt werden, denn es fehlte an einer Lösung für einen passenden automatischen Greifer. Darum machte MKW seit vielen Jahren Tests und Projektbemusterungen, um diesen Prozess zu automatisieren. Die Lösung des Problems kam im Vorjahr von TAT-Technom Antriebstechnik aus Leonding.

Greifer in nur zwei Monaten

„Wir wissen, dass es gerade im Bereich von Kunststoffspritzguss-Maschinen immer wieder zu gleichförmigen manuellen Prozessen kommt“, erklärt Raimund Temmel, Vertriebstechniker für Automatisierungstechnik bei TAT-Technom-Antriebstechnik. Dieses Potenzial auszuschöpfen ließ ihn bei der Recherche nach Neukunden auf MKW stoßen. Und die reagierten so, wie er es von Neukunden gewohnt ist: „Sie haben uns zuerst mal einen Ball zugespielt, den sie noch nicht ins Tor bekommen haben.“ Im internen Entwicklungsprozess nahmen die Automatisierungsspezialisten von TAT die Herausforderung an und entwickelten nach dem Ausschlussprinzip – was geht sicher nicht – sehr rasch die Idee, den Filz am besten wo „hineinzuzwängen“.

Im hauseigenen 3D-Drucker wurde ein Prototyp des Greifers gebaut, der den Filz in eine geringfügig kleinere Gegenkontur drückt und mit Gegenkraft in den Zylinder einlegt. MKW war der Meinung, dass das funktionieren könnte – und innerhalb von nur zwei Monaten „hatten wir einen fertigen Greifer“, staunt Christoph Hörmandinger, bei MKW für Produktion und Automatisierung im Spritzguss-Bereich verantwortlich, noch immer. Ihm hatte es besonders die pragmatische Vorgangsweise des Automatisierers angetan.

„Im Bereich von Kunststoffspritzguss-Maschinen kommt es immer wieder zu gleichförmigen manuellen Prozessen“, weiß Raimund Temmel, Automatisierungsspezialist bei TAT-Technom-Antriebstechnik.

Re-Automatisierung für die Standortsicherung

Die Lösung und der Weg dorthin sind für Temmel typisch in seiner Einzigartigkeit: „Der Kunde kommt mit einem Einzelfall zu uns, für den er noch keine Lösung hat – und wir suchen eine spezielle, individuelle Lösung.“ Der Unterschied von MKW zu anderen Kunden liegt für ihn darin, dass MKW beim Thema Automatisierung schon sehr weit ist und die eigenen Prozesse sehr genau kennt: „Das ist häufig nicht so: Oft wissen die Kunden bloß, dass sie Automatisierung benötigen, aber nicht wo sie ansetzen sollen.“ MKW setzt seit über 30 Jahren auf Roboter und Automatisierung.

Doch während bei neuen Anlagen Automatisierung von Anfang an eingebunden ist, ist die Re-Automatisierung von bestehenden Prozessen schwieriger. Bei den Sesselfilzgleitern ist das gelungen, wie Hörmandinger vorrechnet: „Wir können jetzt mit nur einem Greifer bis zu 7.000 Filzgleiter pro Tag bestücken.“ Über Amortisationszeiten braucht man da gar nicht erst lange nachdenken, sagt Geschäftsführer Danner. So trägt die Automatisierungslösung von TAT-Technom-Antriebstechnik wirtschaftlich nachvollziehbar zur Standortsicherung bei.