In ihrem Buch beschreiben sie sogar die Schmerzschwellen bei der Mensch-Maschine-Kollaboration, die bei der Risikobeurteilung eine wichtige Rolle spielen. Wie häufig sind eigentlich Unfälle in der MRK?
Ryll: Ich muss bei dieser Frage etwas schmunzeln, weil ich mich mit dieser Frage schon seit Jahren beschäftige. Es gibt zu Unfällen mit Robotern sehr wenige Daten und somit auch Unfälle. Und bei den Cobots ist das noch expliziter: Ich finde da einfach keine Fälle. Ich frage bei der AUVA alle zwei Jahre nach, ob es Meldungen gibt, aber es gibt einfach keine. Es kann daran liegen, dass die Unfälle erst ab einem gewissen Verletzungsgrad gemeldet werden. Aber das sind dann keine schwerwiegenden Verletzungen. Die Robotik ist also sehr sicher.
Die Programmierung ist ein entscheidender Faktor in der MRK – die ist ja oft teurer als der Roboter selbst. Welche Möglichkeiten sehen sie da vor allem für KMUs, die die IT-Expertise vielleicht nicht im Haus haben?
Ryll: In den vergangenen Jahren hat sich gezeigt, dass die neuen Spieler am Markt diesen Umstand erkannt haben. Als ich in Wien Robotik studiert habe, da habe ich noch gelernt, wie man die Roboter von KUKA und ABB von Hand programmiert – das hat ewig lange gedauert. Heutzutage ist das aus wirtschaftlicher Sicht gar nicht mehr möglich – kein Unternehmen kann es sich mehr leisten, seine Mitarbeiter auf Schulungen zu schicken. Deswegen setzt sich hier das Prinzip des Anlernens durch. Den Cobots wird einfach vorgezeigt, wie sie die Schritte auszuführen haben. Und ein anderer Weg, der auch immer beliebter wird, sind simple Baukästen, mit denen man die Cobots mit Funktionsblöcken programmieren kann. Man muss dafür also nicht mehr studiert haben, man muss nur verstanden haben, wie der Fluss der Programmierung auszusehen hat.
Als Berater haben Sie Einblick in die Implementierung der Cobots. Welche Herausforderungen beobachten Sie in den Unternehmen?
Ryll: Ich stelle fest, dass etablierte Unternehmen die Cobots eher mit klassischen Industrierobotern gleichsetzen und dadurch dieselben Anforderungen stellen. Hier muss aber verstanden werden, dass Cobots für vergleichsweise einfache Aufgaben gedacht sind. Und deswegen übertreibt man es da manchmal. Bei den KMUs sehe ich hingegen, dass sie oft vom Marketing der Hersteller getrieben sind und viel zu hohe Erwartungen hegen. Ich kann mich noch an eine Robotikkonferenz erinnern, wo es eine Präsentation eines namhaften deutschen Herstellers gab. Da hieß es: In fünf Minuten ausgepackt, nach zwanzig Minuten installiert und in zwei Stunden betriebsbereit. Das steckt in manchen Köpfen noch immer drinnen. Die Realität ist aber, dass man um gewisse Sachen wie die Risikobewertung, Betriebsanleitung oder Konformitätsprüfung nicht herumkommt.