Software Engineering : Salzburger Softwareschmiede setzt auf Modularisierung mit MTP

Petrowisch

Johannes Petrowisch, Geschäftsführer von COPA-DATA CEE/ME

- © Florian Mitterer

Das herstellerunabhängige und -übergreifende Informationsmodell Module Type Package (MTP) ermöglicht es, nach einem Baukastenprinzip verschiedene Komponenten digital zu einer Produktionsanlage zu verknüpfen, womit der Anlagenaufbau deutlich flexibler wird. Ein zukunftsweisender Ansatz für Modularisierung in der industriellen Produktion, der den Anwendern wesentlich mehr Unabhängigkeit von den großen Anlagenherstellern verspricht.

Sie sprechen von einem Paradigmenwechsel in Bezug auf Module Type Package. Was ist daran so bahnbrechend?

Johannes Petrowisch: Das Wesentliche ist, dass es eine Verlagerung gibt, die die Kontrolle weg von den Anlagenherstellern hin zum Anwender bringt. MTP ist ein herstellerunabhängiger Standard. Damit ist der Anwender, wenn er die Maschine geliefert bekommt, selbst in der Lage, Änderungen und Anpassungen am Prozess vorzunehmen, ohne mit dem Anlagenhersteller Kontakt aufnehmen zu müssen. Aktuell muss im Grunde bei jeder kleinen Änderung der Lieferant mit ins Boot geholt werden. Dies hat zu Folge, dass sich Umstellungen und Umstrukturierungen unnötig in die Länge ziehen können und somit auch wertvolle Produktionszeit verloren geht. Aber nicht nur Zeit geht verloren, schlussendlich auch potentieller Umsatz. Die MTP-Technologie verringert die Herstellerabhängigkeit und verschiebt die Kontrolle wieder in Richtung Anwender, der dadurch mehr Kontrolle über seine eigenen Prozesse bekommt. Dieser Paradigmenwechsel bietet weitreichende Flexibilität und erlaubt es, Produktionskosten um bis zu 40 Prozent zu senken und die „Time-to-Market“-Zeitspanne zu halbieren.

MTP wird mit einer Art Druckertreiber verglichen, mit dem man die Hardware zum Laufen bringt. Wie flexibel ist man mit diesem Standard?


Petrowisch:
Wir haben das Thema in Form der MTP-Suite in unsere Softwareplattform zenon integriert. Eine der Komponenten ist der MTP-Editor, mit dem man MTP-Dateien erstellen, aber auch modifizieren kann. Natürlich soll das auch der Norm entsprechen, deswegen gibt es eine Validierung der MTP-Dateien. Wir bieten hierzu einen kostenlosen Online-Validierungsservice an, mit dem man MTP-Dateien hochladen und validieren lassen kann. Wenn die Datei standardkonform ist, kann man davon ausgehen, dass man auch beim Arbeiten mit den Dateien keine bösen Überraschungen erleben wird. Damit wird sichergestellt, dass die MTP-Dateien konform zur Norm VDI/VDE/NAMUR 265 sind. Es gibt weitere Komponenten, mit denen man sich die einzelnen Anlagen anhand dieser MTP-Dateien erzeugen kann und damit in die physische Welt überträgt und orchestriert. Wir nennen das den „Process Orchestration Layer“ (POL), in dem man die einzelnen Pakete miteinander verbindet und die verschiedenen Anlagen in einem grafischen Editor per Drag & Drop miteinander logisch verschaltet. An dieser Stelle sprechen wir auch von „Plug & Produce“ – die Hardware einfach anstecken und mit der Produktion starten, so wie bei einem Drucker.

Wie groß ist der Aufwand, die gewonnenen Daten in eine Visualisierung zu übertragen?


Petrowisch:
Ich denke, man kann mit kleinen Projekten und somit kleinen Schritten schon sehr viel bewirken. Ich bin davon überzeugt, dass der entgangene Nutzen die Aufwände auf jeden Fall übersteigt. Am Ende des Tages muss sich jeder Betrieb die Frage stellen, ob er diese Opportunitätskosten in Kauf nehmen will. Gewisse Komponenten werden immer günstiger und man kann bereits von kleinen Maßnahmen sehr profitieren. Es ist also nicht zwingend erforderlich, gleich ein großes Digitalisierungsprojekt anzugehen. Ich kann auch damit anfangen, die Basis für die weitere Entwicklung zu legen. Wir wissen, dass es in der Industrie viele Betriebe gibt, die schon daran scheitern, Zugang zu ihren Daten sämtlicher eingesetzten Anlagen zu haben – und da fängt es überhaupt an. Dann gilt es, konsequent einen Schritt nach dem anderen zu gehen. Denn im Grunde geht es um die Frage, ob man wettbewerbsfähig bleiben will. Wir, als COPA-DATA, wollen vor allem Neukunden genau diesen ersten Schritt in Richtung Digitalisierung erleichtern und ihnen das Leben mit unserer hersteller- und hardwareunabhängigen Softwareplattform zenon einfacher machen.

Kostenloses Webinar

Von den Möglichkeiten der MTP-Technologie können Sie sich am 3. Mai bei einem kostenlosen Webinar von COPA-DATA überzeugen, wo auch Praxisbeispiele vorgestellt werden. Anmeldungen: https://go.copadata.com/mtp-we...