Rittal auf der Smart Automation : „Der entscheidende Hebel ist die Industrialisierung der gesamten Prozesskette“

Rittal

Marcus Schellerer, Geschäftsleitung / Managing Director Rittal GmbH

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Was sind Ihrer Meinung nach im Moment die größten Chancen und Risiken in der Branche?

Marcus Schellerer: Die großen Chancen bzw. Herausforderungen, wie digitale Transformation der Fabriken, Erhaltung der Arbeitsplätze in Europa, sichere und wirtschaftliche Energieversorgung oder Reduktion des CO2-Footprints sind Top-Thema in der Industrie und nicht isoliert zu betrachten. Alle beteiligten Bereiche müssen ihr Wissen einbringen und durch kluge Kombination von Soft- und Hardware ihre Prozesse optimieren. Rittal und Eplan widmen sich diesem Thema gemeinsam mit den Schwesterfirmen Cideon und German Edge Cloud. Unsere Erfahrungen im Maschinenbau zeigen hier großes Potenzial. Dieses Prinzip wollen wir noch stärker in die Energiebranche einbringen und mit unserem Domänenwissen an diversen Stellen des Energiekreislaufs verbinden, es unseren Kunden zur Verfügung stellen und sie so in ihren Wertschöpfungsketten stärken. Ich sehe auch große Chancen für die Wirtschaft in der Rückholung einiger Produktionszweige nach Österreich bzw. Europa. Ein besonders aktuelles und damit schon auch als Risiko für die Branche zu bewertendes Thema ist der Fachkräftemangel. Wir alle müssen uns die Frage stellen, wie es gelingt, gut ausgebildetes Personal zu finden und zu binden und auch Mädchen und junge Frauen für technische Berufe zu begeistern. Weitere Risiken für die Branche sehe ich in den hohen Energiekosten und der aktuell in der Diskussion stehenden 4-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich.

Gibt es eine Entwicklung in der Automatisation, die in den kommenden Jahren revolutionären Charakter hat?

Schellerer: Ich möchte an der genannten digitalen Transformation der Fabriken anknüpfen. Diese ist absolut richtungsweisend. Rittal, Eplan, Cideon und German Edge Cloud widmen sich der Smart Production und zeigen, wie es drei Ökosysteme mit ihren jeweiligen Digitalen Zwillingen zu verbinden gilt: Anlagen, Produkte und Fertigungsprozesse. Wenn es gelingt, für Anlagen, Produkte und Fertigungsprozesse je einen vollständigen digitalen Zwilling zu erzeugen und diese klug zu verbinden, ist das ein zentraler Beitrag auf dem Weg zur smarten Fertigung. Ein sehr großes Thema wird in jedem Fall die KI, die – wenn sie verantwortungsvoll angewendet wird – revolutionären Charakter bekommen kann.

Ein ressourcenschonender Umgang mit unserer Umwelt ist heute eine allgemeine wirtschaftliche Anforderung.

Wenn Sie auf Ihr Produktportfolio blicken, was sind Neuheiten, oder Highlights, die Ihnen besonders am Herzen liegen?

Schellerer: Mein Herz schlägt für Blue e+ Kühlgeräte. Ein ressourcenschonender Umgang mit unserer Umwelt ist heute eine allgemeine wirtschaftliche Anforderung. Damit verbunden ist der Ruf nach mehr Effizienz aufgrund der Energieverknappung und der damit verbundenen steigenden Kosten. Wir von Rittal sind immer vorne dabei, wenn es darum geht, dem Kunden energieeffiziente Lösungen anzubieten. Mit unseren einzigartigen Blue e+ Geräten sparen unsere Kunden bis zu 75 % Energie im Vergleich zu anderen Kühlgeräten. Und das ist – nicht nur in der heutigen Zeit – bares Geld. Das können auch unsere Kunden bestätigen, die teilweise sogar höhere Werte erreichen. Mit Blue e+ gelingt mehr Performance, mit weniger CO2-Ausstoß. Durch die Verwendung unserer Kühlgeräte oder Chiller der Serie Blue e+ reduzieren unsere Kunden ihren CO2-Footprint enorm. Blue e+ gibt es übrigens auch für IT-Containerrechenzentren. Ich bin aber ein Fan von allen Lösungen entlang der Wertschöpfungskette. Dazu zählen bei Rittal die CNC – gesteuerten Blechbearbeitungsmaschinen der Familie Perforex und Wire Terminal. Des Weiteren Kupferstanz- und Biegemaschinen. Bei Eplan die CAD – Lösungen P8, ProPanel und einiges mehr. Nicht vergessen darf man im IT-Bereich auch das superschnelle EDGE – Datencenter für den Shop Floor.

Welche Vorteile bringt die Automatisierung der Produktion einem Kunden? Gerade in Hinblick auf Effizienz und Ressourcenschonung? Und welchen Beitrag leistet Ihr Unternehmen dazu?

Schellerer: Auch bei dieser Frage möchte ich an der genannten digitalen Transformation der Fabriken anknüpfen. Wer die Transparenz über die Fertigungsprozesse auch noch mit dem präzisen Monitoring der Energieströme verbindet, legt die Basis für Energiemanagement als zukünftige Optimierungs-Größe der Fertigung. Ein großartiges Beispiel dafür ist die smarte Rittal Fabrik in Haiger, die vor kurzem auch den Industrie 4.0 Award gewonnen hat. Rittal und Eplan bieten Lösungen ohne Systembruch. Diese Lösungen können im Ecosystem (Lieferant – Produzent – Anwender) bidirektional, quasi in Echtzeit genutzt werden. So stellen wir sicher, dass alle immer auf Letztstand sind. Arbeitserleichterung und damit Zeit und Geld zu sparen ist ein weiterer großer Vorteil der Automatisierung. Als Beispiel: Das Verdrahten ist im Steuerungs- und Schaltanlagenbau einer der personalintensivsten Arbeitsschritte. Um hier die Automatisierung voranzutreiben, bietet Rittal mit dem Wire Terminal WT C einen kompakten Drahtkonfektionierautomaten. Er kann die Drahtkonfektionierung im Steuerungs- und Schaltanlagenbau um das 10-fache beschleunigen. Ohne Umrüstung können bis zu 24 bzw. 36 unterschiedliche Drähte in den Querschnitten von 0,5 mm² bis 6 mm2 vollautomatisiert produziert werden. Das spart Zeit und Geld.

Das Highlight in diesem Jahr ist eine von Rittal und Eplan errichtete Werkstattstraße direkt am Messestand, die den Schaltschrankbau vom Engineering bis zur Fertigung zeigt.

Blicken wir jetzt auf die Messe. Was sind Ihre Erwartungen an die SMART 2023?

Schellerer: Der oberösterreichische Zentralraum ist ein goldener Boden für Industriemessen, ob das eine Intertool oder SMARTAutomation ist. Messen dienen ja der Präsentation von neuen Produkten. Wir werden im Bereich der Automatisierung und Digitalisierung zeigen, was wir können, aber natürlich auch in unserem Kerngeschäft, dem Schaltschrankbau. Schon seit Jahrzehnten prophezeien verschiedene Entwickler das Ende des Schaltschranks. Dezentrale Automatisierungsbaukästen sollen die immer gleichen Aufbauten der Schaltschränke ablösen. Ja, es wird mit Sicherheit Applikationen geben, wo der Schaltschrank verschwindet. Die hat es bereits in der Vergangenheit immer wieder gegeben. Aber jeden Tag kommen genauso neue Anwendungsfelder für den Schaltschrank dazu. Und für Rittal ist es eine sehr spannende Aufgabe diesen Wandel zu begleiten. Bis jetzt hat sich das immer im Gleichgewicht gehalten. Nachdem jetzt doch eine lange Zeit Messen größtenteils digital oder zwar in Präsenz, aber nur in eingeschränktem Umfang stattgefunden hatten, freuen wir uns heuer wieder ganz besonders auf die SMART. Darauf alte und neue Kunden und Bekannte wieder persönlich zu sehen und natürlich auf einen regen Austausch. Wir erwarten eine Vielzahl von interessierten Fachbesuchern aus allen Altersschichten, Hierarchien und Fachbereichen.

Auf welche Highlights dürfen sich die Besucher bei Ihnen am Stand freuen?

Schellerer: Unser heuriges Thema ist „Smarter Schaltschrankbau – digital und automatisiert“. Gemeinsam mit Eplan zeigt Rittal die Optimierung entlang der Wertschöpfungskette sowie Produkte aus der Welt des klassischen Schaltschrankbaus, der Automatisierung, der Energieverteilung und Energieeffizienz. Aber auch top moderne Tools zur Konfiguration und einen Onlineshop, der mehr ist als ein Shop. Da wird Einkaufen zum Erlebnis. Das Highlight in diesem Jahr ist eine von Rittal und Eplan errichtete Werkstattstraße direkt am Messestand, die den Schaltschrankbau vom Engineering bis zur Fertigung zeigt. Sie ist insgesamt 23m lang und umfasst eine Fläche von 110m². Das gab es so auf der Messe SMART noch nie! Der Star in der Werkstattstraße wird sicher der neue Wire Terminal WT C. Er wurde ja auf der SPS im Herbst in Deutschland vorgestellt und wird nun auf der SMART zum ersten Mal dem österreichischen Publikum präsentiert. Besonders spannend ist das Wirehandling System, die liebevoll benannte „Rohrpost“. Lassen Sie sich überraschen, es ist wirklich großartig. Und: Wir haben dazu auf unserem Messestand eine Reihe spannender Vorträge und Live-Vorführungen für Sie vorbereitet!