Steuerung neu gedacht : Die wirklich offene Alternative
Das Automatisierungsbetriebssystem u-OS basiert auf offenen, etablierten Standards wie Codesys, Linux, Docker-Container oder OPC UA. Es stellt zukünftig die Basis aller IoT- und Automatisierungskomponenten von Weidmüller dar und kann auch andere Anwendungen wie etwa bestehende Software-Routinen von Maschinenbauern einfach einbinden. Das macht Anwender und deren Kunden unabhängig, flexibel und zukunftsfähig, sagt Jürgen Kitzler, Automation Sales Engineer von Weidmüller Österreich: „Wir fangen mit u-OS niemanden in einem Systemgefängnis, sondern bieten eine wirklich offene, standardisierte Lösung für echte Unabhängigkeit!“
u-OS ist im Kern eine Zusammenstellung von Open-Source-Technologien und De-Facto-Standards. So basiert es etwa auf Codesys, dem größten herstellerunabhängigen Ökosystem der Automatisierung. Weidmüller ist dabei bewusst einen anderen Weg gegangen als andere Steuerungsanbieter. Seine Automatisierungsplattform beruht nicht auf einem OEM-spezifischen Derivat, sondern setzt auf natives Codesys. Das bedeutet, dass die Nutzer von u-OS jedes Codesys-Update mitgehen können, ohne den Umweg über Weidmüller gehen zu müssen. Auch können sie das kostenlose Engineering-Tool nutzen, und auch bei der Runtime haben sie die Wahl, diese von Weidmüller oder Codesys zu kaufen.
Linux, Docker-Container und andere Standards
Ähnlich ist es bei der Distribution, wo Linux zum Einsatz kommt. Die große Dienstleister- und Entwicklergemeinde dieses Standards gewährleistet dank des offenen Quellcodes problemlos Optimierungen und Anpassungen je nach individueller Anforderung. Die Container-Technologie erlaubt es wiederum, Anwendungen mit all ihren Abhängigkeiten in einem einzigen Paket zu bündeln. Damit lassen sich zum einen auch komplexe Software-Releases automatisiert und schnell bereitstellen, zum anderen können kundenspezifische Software-Pakete auf der Plattform ausgerollt werden.
Ein Ansporn, gute Hardware zu liefern
„Es ist uns nicht egal, auf welcher Hardware u-OS läuft“, betont Jürgen Kitzler. Aber es ist eben keine bestimmte Hardware zwingend erforderlich, was den Kunden die Freiheit bietet, auch andere Alternativen wie etwa IPCs einzubinden. Ein Bindeglied zum Weidmüller-Portfolio ist beispielsweise u-remote, das bewährte, zuverlässige Remote I/O-System. Ein anderes ist u-create web, die webbasierte Engineering-Software, die bereits mit Docker vorinstalliert ist und geräteunabhängige Programmierung gemäß IEC 61131-3 ermöglicht. Doch das sind nur Optionen, die Weidmüller dem Kunden rund um die bestmögliche Nutzung von u-OS bietet. Kitzler: „Die neue Automatisierungsplattform ist unser offener und flexibler Ansatz für die industrielle Automation, die niemanden dabei einschränkt, genau das zu tun, was er will!“
"Wir wollen Produkt- und Lösungsanbieter sein!"
Wolfgang Weidinger, Geschäftsführer Weidmüller Österreich, über das Bedürfnis des Maschinenbaus nach offenen Lösungen, die Vorteile eines nativen Codesys-Systems und die Zukunft der Hardware.
Wie groß ist die Herausforderung für einen Hardware-Spezialisten, ein Steuerungssystem auf den Markt zu bringen?
Wolfgang Weidinger: Unser Vorteil ist, dass wir bei der Hardware einen sehr guten Ruf haben. Zudem konnten wir 2022 bereits etliche Kunden für unser I/O System begeistern, da wir ein umfangreiches Portfolio an Bus-Kopplern und I/O Scheiben anbieten können. Somit ist Weidmüller bereits sehr erfolgreiche Schritte in diese Richtung gegangen. Der Markt nimmt uns die Kompetenz also ab, ihn auch bei Themen über das klassische Weidmüller-Portfolio hinaus gut beraten zu können.
Was ist aus Ihrer Sicht die größte Stärke von u-OS?
Weidinger: Ich bin von meiner Ausbildung und meiner Berufserfahrung her ja Automatisierer, das war auch ein Grund, warum Weidmüller mir vor über vier Jahren die Verantwortung für Österreich übergeben hat: Das Unternehmen will das Geschäftsfeld Automatisierung weiter entwickeln und dafür jemanden an der Spitze haben, der das auch wirklich versteht. Der Markt will Lösungen, die Unabhängigkeit von proprietären Systemen bringen und bei Bedarf Wechsel ermöglichen. Genau das bieten wir mit u-OS. Wir setzen auf natives Codesys, der Kunde kann so jedes Update mitgehen ohne an die eingesetzte Hardware oder an Weidmüller als Steuerungslieferanten gebunden zu sein.
Wird Weidmüller mit u-OS zum Steuerungsanbieter oder gar zum Software- Haus?
Weidinger: Wir werden unser bestehendes Geschäft nicht vernachlässigen, sondern neben dem Anbieter bewährter Produkte auch Lösungs-Anbieter sein. Wir tauschen unser Portfolio nicht aus, sondern ergänzen es um das, was nachgefragt ist.
Was sind die Zielmärkte für u-OS?
Weidinger: Wir sehen das größte Potenzial dort, wo wir bereits jetzt die Vorteile unseres umfangreichen und robusten I/O Portfolios ausspielen können. Das ist zum einen der klassische Maschinenbau, zum anderen überall dort, wo es um Datenerfassung geht.