Milliarden für Halbleiterindustrie : Rutronik CEO zweifelt an EU-Förderung

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Rutronik CEO Thomas Rudel zweifelt an der Reshoring-Strategie der EU im Bereich der Halbleiterproduktion.

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Rudel äußert geringe Begeisterung für die Pläne zur Stärkung der europäischen Chip-Industrie. Er glaubt, dass letztendlich ausländische Unternehmen von den finanziellen Mitteln profitieren werden. Seiner Meinung nach lohnt es sich nicht, neue Unternehmen zu gründen, da dies erhebliche Investitionen von acht bis zehn Milliarden erfordert. Kleine Unternehmen verfügen nicht über die nötige Eigenkapitalquote. Zudem gibt es in Deutschland derzeit Mangel an Maschinen und Elektroingenieuren. Rudel betont, dass fehlende Patente den Verkauf weiter erschweren.

Das EU-Parlament hat das Europäische Chip-Gesetz verabschiedet, das bis zu 43 Milliarden Euro für die Chip-Industrie mobilisieren soll. Diese Investitionen sollen aus dem EU-Haushalt und der Privatwirtschaft kommen. Dennoch hat Europa im Vergleich zu Asien und Amerika an Markteinfluss verloren, so Rudel. Früher waren die Marktanteile etwa gleich verteilt, doch nun beträgt Europas Anteil lediglich neun bis zehn Prozent. Kunden investieren zunehmend weniger in Europa, und Rudel erklärt, dass man den Kunden folgen müsse, ob man es wolle oder nicht.

Bürokratische Hürden und Fachkräftermangel

Rutronik ist einer von wenigen Halbleiter-Distributoren in Deutschland und fungiert als Vertriebsplattform für Hersteller, vor allem für Mittelständler. Rudel beschreibt dies als eine Art verlängerte Werkbank der Hersteller. In mehr als 80 Niederlassungen weltweit betreut das Unternehmen über 40.000 Kunden und erzielte im Jahr 2022 einen Umsatz von 1,28 Milliarden Euro.

Die Distribution hat sich durch technologischen Fortschritt stark verändert, so Rudel. Ein Mangel an Fachkräften ist eines der Hauptprobleme. Obwohl es in der Region um den Stammsitz Ispringen gute Universitäten und Fachhochschulen gibt, fehlen laut Rudel die Studenten. Fachkräfte wandern in die Schweiz aus, wo sie höhere Gehälter erhalten. Zudem erschweren bürokratische Hürden die Anwerbung von Arbeitskräften nach Deutschland.