Katerstimmung in der Elektronikbranche : Wolfgang Hesoun: „Automatisierung sehe ich als große Chance“

Im Bild v.l.n.r.: Ing. Wolfgang Hesoun (FEEI-Obmann); Mag. Marion Mitsch (FEEI-Gesch?ftsf?hrerin)

FEEI-Präsident Wolfgang Hesoun und Geschäftsführerin Marion Mitsch fordern Maßnahmen, um der Inflation, hohen Energie- und Lohnkosten und dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

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Wolfgang Hesoun kritisiert im Zuge der Jahrespressekonferenz des Fachverbands der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI) unzureichende Steuerungsmaßnahmen in Österreich gegen die hohen Energiepreise. Österreich habe zu spät und mit unzureichenden Maßnahmen auf die Kostenexplosion reagiert, dadurch sei ein beträchtlicher Wettbewerbsnachteil entstanden.

Auswirkungen stark unterschätzt

Trotz eines starken Wachstums bei Umsatz und Beschäftigung im letzten Jahr stünden die Unternehmen nun vor Herausforderungen wie steigenden Lohnkosten, hohen Energiepreisen und einem Rückgang der Aufträge. Hinzu kommt die schwächelnde Industrie in Deutschland, die sich auch auf Österreich auswirke, so Hesoun.

„Es war eine Fehleinschätzung der Politik, aber auch der Wirtschaftswissenschaftler und Unternehmen. Man hat die Auswirkungen der hohen Kosten stark unterschätzt“, sagt Verbandschef Hesoun. „Es wurde eine Dynamik in Gang gesetzt, die sich nun schwer wieder einfangen lässt.“

Heimische Unternehmen überlegen auszuwandern

Ein vom FEEI durchgeführtes Stimmungsbarometer unter etwa 300 Unternehmen zeigt, dass fast die Hälfte plant, im kommenden Jahr Mitarbeiter zu reduzieren und inländische Investitionen zu kürzen. Auf längere Sicht ziehen über 40 Prozent der Unternehmen in Betracht, ihre Produktion ins Ausland zu verlegen.

„Die Auswanderungspläne sind noch nicht konkret, aber emotional herrscht in den Unternehmen das Gefühl, dass man bald entsprechende Schritte setzen werden wird müssen“, erklärt FEEI-Geschäftsführerin Marion Mitsch.

„Unternehmen stellen sich die Frage, ob es sich überhaupt noch rentiert, in Österreich zu investieren. Wirtschaftsräume wie die USA oder Asien locken mit enormen Wirtschaftshilfen und haben eine weitaus unternehmensfreundlichere Struktur mit beispielsweise rascheren Genehmigungsverfahren“, ergänzt Hesoun.

Automatisierung als Maßnahme gegen Fachkräftemangel

Durch die Inflation steigt die Bereitschaft in den Unternehmen, harte Maßnahmen zu ergreifen. So geben rund 50 Prozent der Unternehmen an, im Laufe der kommenden zwölf Monate Personal abzubauen und weniger Investitionen im Inland tätigen zu wollen.

In vielen Unternehmen der Branche stehen Automatisierung und Digitalisierung im Fokus. Ein Viertel dieser Unternehmen plant, in diese Bereiche stärker zu investieren. "Je größer die Kostenbelastung an unserem Standort wird, desto dringlicher wird der Bedarf, dies durch Steigerung der Produktivität auszugleichen", so Hesoun. Er betont: „Ich sehe die Automatisierung als große Chance, um global wettbewerbsfähig zu bleiben.“

Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, braucht es laut FEEI zudem mehr Ausbildungsplätze im MINT-Bereich und die Attraktivierung des zweiten Bildungswegs. Wichtig sei der Ausbau von Kinderbetreuungsplätzen, um auch Frauen bzw. Alleinerziehenden die Möglichkeit zu geben, Vollzeit zu arbeiten. Einen weiteren Hebel sieht die Interessenvertretung in der Vereinfachung und Beschleunigung des qualifizierten Zuzugs. Ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer länger im Arbeitsprozess zu halten, wird als kurzfristige Lösung begrüßt.