Strategische Neuausrichtung : Wienerberger setzt voll auf Industrie 4.0

„Seit Beginn unserer Unternehmensgeschichte haben wir den Anspruch, die Lebensqualität der Menschen zu verbessern und neue Maßstäbe in der Bauindustrie zu setzen. Dazu entwickeln wir klimaneutrale und kreislauforientierte Zukunftslösungen und leisten einen Beitrag, damit nachfolgende Generationen die gleichen Chancen haben wie wir heute. Als Taktgeber der Branche wollen wir auch die Chancen, die uns die Digitalisierung bietet, bestmöglich nutzen. Dank unserer Innovationskraft haben wir bereits zahlreiche Industrie 4.0-Anwendungen in Betrieb, die Lösungen im Bereich des nachhaltigen Bauens ermöglichen und die Kunden, Mitarbeitern, Aktionären und den kommenden Generationen zugutekommen“, so Heimo Scheuch, Vorstandsvorsitzender der Wienerberger AG.

Dazu arbeitet Wienerberger an zahlreichen Projekten, um etwa die Leistung in der Produktion zu optimieren, die Sicherheit zu erhöhen, Prozesse auf der Baustelle zu vereinfachen und Energie und Rohstoffe einzusparen. Sogenannte digitale Zwillinge zählen etwa zu den am schnellsten wachsenden Industrie 4.0-Konzepten, die es als virtuelle Nachbildungen realer Objekte, Systeme oder Prozesse – beispielsweise von Produktionsanlagen – ermöglichen, digital die Leistung und Effizienz zu optimieren. Wienerberger führte bereits 2020 den ersten digitalen Zwilling im Werk Haparanda in Finnland ein, seither folgten mehr als 200 Produktionslinien an zehn Produktionsstätten. Mit Hilfe der gesammelten Betriebsdaten konnten nachhaltige Materialeinsparungen bei gleichbleibend hoher Qualität und besser vorhersehbare Lieferzeiten erzielt werden.

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Heimo Scheuch, Vorstandsvorsitzender der Wienerberger AG - © Wienerberger

3D-Modelle, 3D-Druck und automatisierte Bauroboter

Zusätzlich arbeitet Wienerberger an 3D-Modellen für die Produktentwicklung und Visualisierung, der optimierten Herstellung durch automatisierte 3D-Drucke und dem Einsatz von automatisierten Baurobotern in der Bauindustrie. Seit der Einführung des automatisierten 3D-Drucks wurde die Technologie kontinuierlich weiterentwickelt. Der 3D-Druck trägt zur Erleichterung der Entwicklungsprozesse und der internen Kommunikation bei. Anhand dreidimensionaler Prototypen lassen sich Design, Produkteigenschaften und -funktionen wesentlich einfacher abstimmen. Um den aktuellen Herausforderungen in der Bauindustrie (von Fachkräftemangel bis zu effizienter Fertigung) zu begegnen, setzt Wienerberger unter anderem auf Automatisierung. 2022 baute ein Bauroboter erstmals ein komplettes Hintermauerziegel-Haus für Wienerberger.

Der Roboter beschleunigt dabei nicht nur den Prozess der Verarbeitung, sondern punktet auch mit seiner Präzision, mit der Ziegel millimetergenau verarbeitet werden. Wind und Erschütterungen werden zudem in Echtzeit gemessen und austariert. Mit dieser zukunftsweisenden Technologie kann Wohnraum daher zukünftig schneller, kostengünstiger und effizienter in einem hohen Qualitätsstandard realisiert werden. Zusätzlich werden auch die einzelnen Ziegel ressourcenschonend geschnitten und verringern so die dabei entstehenden Materialreste.

Produktivitätssteigerung durch Automatisierung

Als international führender Anbieter von Baustoff- und Infrastrukturlösungen hat Wienerberger den Anspruch, nicht nur Produkte von höchster Qualität herzustellen, sondern dabei auch bestmöglich ressourcenschonend zu arbeiten. Dazu trägt auch die Automatisierung und der Einsatz von Robotern in Ziegelproduktionslinien bei. Dadurch werden Mitarbeiter bei ergonomisch anspruchsvollen Tätigkeiten entlastet und die Sicherheit sowie die Produktionsleistung gesteigert.

So hat das Unternehmen in Denver, im US-Bundesstaat Colorado, im Jahr 2007 ein Dünnwandziegel-Werk übernommen, bei dem mittels Ton-Sägemaschinen aus den 1990er Jahren eine Produktionsleistung von weniger als 400 Stück Ziegel je Stunde und Säge erzielt werden konnte. 2009 wurde die Produktionsstätte komplett neu errichtet, und dank einer modifizierten Sägekonstruktion konnte die Produktionsleistung inklusive eines zusätzlichen Trocknungsprozesses mehr als verdreifacht werden. Im Jahr 2021 erfolgte schließlich die vollständige Automatisierung der aus zwei Sägen bestehenden Produktionslinie. Dadurch konnte eine Verdoppelung des Absatzes von Dünnschichtziegeln alle fünf Jahre erreicht werden, und gleichzeitig kommen die eingesparten Ressourcen dieser Arbeitskräfte heute in höherwertigen Bereichen zum Einsatz.

Ebenso ist man in Rome, im US-Bundesstaat Georgia, dazu übergegangen sich ständig wiederholende anspruchsvolle körperliche Tätigkeiten der Werksmitarbeiter durch Automatisation und Robotik zu ersetzen. Dabei wird nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität des Ergebnisses optimiert: Anstelle von rund 2.000 Ziegeln je Stunde, für die es bis zu 12 Personen benötigte, entlädt heute ein von nur einem Mitarbeiter via Tablet gesteuerter Roboter, ausgestattet mit Entlademaschine, bis zu 38.500 Ziegel je Stunde aus drei Ofenwägen gleichzeitig. Zusätzlich findet dabei auch eine automatisierte Sortierung statt, die eine gleichmäßigere Farbverteilung je Packungseinheit gewährleistet.

Dank Automatisierung und dem Einsatz von Robotern können in der Verpackung darüber hinaus nachhaltig Ressourcen und zusätzliche Lieferfahrten eingespart werden. Damit unterstützt das Unternehmen auch den European Green Deal und hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis spätestens 2050 mittels Dekarbonisierung der Produktionsprozesse, innovativem Produktportfolio und neuen Technologien klimaneutral zu sein. Damit will Wienerberger, ganz im Sinne der Unternehmenswerte Respekt und Vertrauen, auch die Voraussetzungen dafür schaffen, den wertschaffenden Wachstumskurs in den kommenden Jahren weiter fortzusetzen.