Linkedin & Co : Wie Spörk zum Social-Media-Vorreiter wurde
Elon Musk kauft Twitter für 47 Milliarden Doller: Spätestens jetzt dürften auch die allerletzten Zweifler verstanden haben, dass digitale soziale Netzwerke einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor darstellen. Das sieht auch Claudia Frei so, die bei Spörk seit etwas mehr als drei Jahren den Bereich Social Media Marketing aufbaut: „Der Trend geht in fast allen Bereichen in Richtung Digitalisierung, so auch hier. In Social Media sehe ich einen neuen und besseren Weg, mit unseren Zielgruppen in Kontakt zu treten.“ Das bedingt aber auch die Notwendigkeit, in den Aufbau von Know-how zu investieren und zumindest jemanden dafür einzustellen. Bisher hätten das viele Unternehmen noch nicht in ausreichendem Maß begriffen. Warum ist das gerade bei Spörk Antriebssysteme, einem familiengeführten mittelständischen Anbieter für Automatisierung und Robotik, gelungen?
Schneller, direkter, nicht so formell
„Spörk möchte hier als Vorreiter agieren und bewusst von den Vorteilen von Social Media profitieren“, sagt Frei. Den entscheidenden Impuls für die Vorreiterrolle war ihr Eintritt ins Unternehmen und das ausgesprochene Ziel, Social Media Marketing einzuführen. Dafür war innerhalb des Unternehmens natürlich einiges an Überzeugungsarbeit zu leisten, wobei vor allem die jüngere Generation und die Unterstützung der Geschäftsführung und der Außendienst-Mitarbeiter wichtig waren. Claudia Frei argumentierte dabei vor allem mit dem Wandel in der Mediennutzung, der auch im Geschäftsleben zu greifen beginnt: „Meine Generation legt nicht mehr so viel Wert auf Face-to-Face-Gespräche wie noch die Generation der Babyboomer. Wir kommunizieren schneller, direkter, nicht so formell, und nutzen dabei vor allem schriftlich Kanäle, um mit Leuten einfach und persönlich in Kontakt zu treten.“
Meine Generation legt nicht mehr so viel Wert auf face-to-face-Gespräche wie noch die Generation der Babyboomer.Claudia Frei, Spörk
Mit Neu- und Stammkunden vernetzt
Diesem Wandel muss auch innerhalb der Unternehmen Rechnung getragen werden. Denn auch wenn die Kommunikationsformen andere sind: Die junge Generation strebt ebenfalls Führungspositionen an, womit sich auch das Kommunikationsverhalten im Geschäftsleben verändert. Darum war auch der Vertrieb als erstes bereit, den neuen Weg zu unterstützen und neue Möglichkeiten zu eröffnen, mit den Kunden in Kontakt zu treten. „Unsere Verkäufer sind mittlerweile nicht nur mit Neukunden, sondern auch mit Stammkunden auf Linkedin vernetzt. Es kommt immer häufiger vor, dass Kunden sich über Linkedin mit ihren Anliegen bei uns melden, nicht via Telefon oder E-mail“, so Frei.
Linkedin als B2B-Marktführer
Linkedin ist für Spörk klar das wichtigste Medium. Diese B2B-Plattform wächst derzeit stark und lässt vergleichbare Angebot wie vor allem Xing mittlerweile weit hinter sich. Eine Rolle spielte dabei die Übernahme durch Microsoft. Der Tech-Gigant hat das 2002 gegründete Start-up 2016 gekauft. Innerhalb der EU galt die Auflage an Microsoft, für 5 Jahre auf seinen Betriebssystemen anderen soziale Netzwerke die gleichen Zugangsrechte zu geben. Dass die Zahl der Nutzer speziell innerhalb Europas im letzten Jahr besonders stark gewachsen ist und die Kurve hier weiter nach oben zeigt, überrascht daher nicht. Global betrachtet ist Linkedin mit einem Umsatz von 3 Mrd. US-Dollar und einer Anwenderzahl, die sich unaufhaltsam der Milliardengrenze nähert, ohnehin längst die wichtigste B2B-Plattform. Auf der Fachhochschule, die Claudia Frei berufsbegleitend besucht, steht Linkedin hoch im Kurs und wird als wichtiges Tool für Karriere und Zukunft empfohlen.
"Es braucht jemanden, der sich kümmert"
Bei Spörk ging Frei Schritt für Schritt vor. Zuallererst stand der Auf- und Ausbau der Spörk Unternehmensseite im Mittelpunkt. In den letzten Monaten verschob sich der Fokus auf den Ausbau der Profile von Vertriebsmitarbeitern, um so generisch Werbung für die Unternehmensseite zu machen und Followerzahl auszubauen. Frei: „Wir pushen unsere Seite durch die eigenen Mitarbeiter und deren Kontakte, nicht durch beworbene Beiträge. Das braucht viel mehr Geduld als wenn man Geld in die Hand nimmt, ist aber langfristig nachhaltiger.“ Die Social Media Verantwortliche hat auch selbst Zugang zu den Mitarbeiterprofilen, sie postet und vernetzt sich in deren Namen: „Im Außendienst haben die Kollegen dafür einfach zu wenig Zeit“. Dafür nutzt sie lediglich ein gekauftes Tool, den Linkedin Sales Navigator, ein mit 800 Euro jährlich sehr günstiges Matchmaking-Werkzeug des Anbieters. Das wichtigste ist der persönliche Einsatz: „Es braucht bei Social Media einfach jemanden, der sich kümmert!“ Sie selbst investiert einen Großteil ihrer Arbeitszeit in das Thema, wobei natürlich immer noch viel mehr möglich wäre. Doch gerade das ist eine der Stärken von Social Media Marketing, sagt Claudia Frei: „Man kann selbst entscheiden, wie viel man machen möchte – es gibt hier keinen Druck und keine einzuhaltenden Fristen.“ Als Faustregel gilt, dass zwei- bis dreimal pro Woche Neues auf den Profilen zu veröffentlichen Sinn macht, will man im Gespräch bleiben und den Algorithmus füttern. Alles darüber hinaus ist die freie Entscheidung jedes einzelnen.
Differenzierung zwischen B2B und B2C
Claudia Frei verbringt auch privat viel Zeit in den sozialen Netzwerken. Auch diese persönliche Erfahrung fließt in ihre Gesamteinschätzung ein. Sie betont dabei vor allem die nötige Differenzierung zwischen B2B und B2C: „Im Konsumbereich sind oftmals Plattformen, wie Instagram und Facebook gefragt, je nachdem welche Generation man als Zielgruppe präferiert. Instagram und Facebook können im B2B-Bereich vor allem für Employer Branding zusätzlich genützt werden. Darüber hinaus bietet Youtube, Tik Tok und Snapchat Möglichkeiten zur Darstellung von Bild- und Videomaterial.“ Aber hier mehr Zeit zu investieren, dazu fehlt genau das: Zeit.
Erfolg lässt sich messen
Die Erfolgsmessung ist im Geschäftsleben immer ein zentraler Aspekt. Auf Linkedin betrifft das bei Spörk etwa die Impressions der Beiträge und die Followerzahlen. Frei: „Darüber hinaus erheben wir anhand eines Funnels von Kontaktanfrage über Kontaktaufnahme bis Angebot und Auftrag, wie effizient die Kundenansprache via LinkedIn funktioniert.“ Ohne genaue Zahlen bekannt zu geben: Der gemessene Erfolg gibt der Strategie recht – vor allem für jüngere Mitarbeiter von Kunden ist das der richtige Weg, kann Claudia Frei nachweisen.
Auf den unaufhaltsamen Zug aufspringen
Der Trend ist unaufhaltsam und wird sich weiter verstärken: „Wenn man die Generation Alpha beobachtet, wenn man sieht wie Babys auf Handys reagieren und bereits mit wenigen Monaten wissen, wie man den Fernseher ein- und ausschaltet, sieht man, dass eine noch technikaffinere Generation heranwächst. Umso wichtiger ist es für österreichische Unternehmen und hier insbesondere für KMUS, auf den Zug von Social Media Marketing aufzuspringen und die Vorteile der Technik und Digitalisierung effizient zu nützen“, schließt Claudia Frei.