Industrie fordert mehr Geld : Wenn 43 Milliarden Euro zu wenig sind

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v.l.n.r.: Wolfgang Hesoun (Vorstandsvorsitzender Siemens AG Österreich), Sabine Herlitschka, (Vorstandsvorsitzende Infineon Technologies Austria), Erwin Raffeiner (Geschäftsführer Sprecher Automation), Andreas Gerstenmayer (Vorstandsvorsitzender AT & S Austria Technologie & Systemtechnik) und Georg List (Vice President, Corporate Strategy AVL List)

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„Ohne Halbleiter geht fast nichts, mit ihnen fast alles – das hat die Corona-Pandemie deutlich gezeigt. Angesichts der wirtschaftlichen und geopolitischen Entwicklungen muss Europa seine bestehenden Stärkefelder weiter stärken, um global wettbewerbsfähig zu sein. Daher muss der Chips Act auf europäischer und nationaler Ebene faire Wettbewerbsbedingungen und Finanzierungsmöglichkeiten – auch für kleine Mitgliedsländer – schaffen“, so Infineon Chefin Sabine Herlitschka.

Die 43 Milliarden Euro, die derzeit im Raum stehen, seien zu wenig, wenn man das angepeilte Ziel von 20 Prozent Halbleiterproduktion in Europa bis 2030 erreichen will, so die Vertreter der österreichischen Elektronikindustrie, die in einem gemeinsamen Positionspapier eine Erhöhung der geplanten Fördersumme auf rund 200 Milliarden Euro fordern. Kleine EU-Mitgliedsländer sollen besonders berücksichtigt werden, damit es zu keiner Wettbewerbsverzerrung durch die großen Industrienationen komme. Insgesamt beziffern die Branchenvertreter den Gesamtinvestitionsbedarf aus öffentlichen und privaten Mitteln mit 500 Milliarden Euro.

  • SIEMENS
    Wolfgang Hesoun, Vorstandsvorsitzender Siemens AG Österreich

    „Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass wir vor einem Scheideweg stehen. Entweder rennen wir sehenden Auges in eine zunehmende Abhängigkeit von mittlerweile stark technologisierten asiatischen Staaten oder den USA oder aber wir investieren ernsthaft und nachhaltig in die dafür notwendigen Kompetenzen in Europa und bauen Schritt für Schritt unsere eigene technologische Souveränität aus.“

Österreich ist Spitzenreiter im Europavergleich

So sollen länderspezifische Industrien gezielt gefördert werden. In Österreich sind das die Leistungselektronik, Sensorik und Sicherheit in der digitalen Welt. Konkret fordern die Branchenvertreter Vorkehrungen für die nationale Co-Finanzierung von Investitionen in Österreich, eine stärkere Einbindung Österreichs in die Verhandlungen zum Chips Act und eine jährliche Subvention von Forschung und Entwicklung von 18-22 Millionen Euro jährlich bis 2027.

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„Technologische Abhängigkeit in kritischen Infrastrukturen gefährdet die Volkswirtschaft. Die Chipkrise hat deutlich gemacht, wie abhängig wir von anderen Machträumen sind. Zur Aufrechterhaltung der kritischen Infrastruktur braucht es die Halbleiterindustrie“, betont Erwin Raffeiner, Geschäftsführer von Sprecher Automation.

Eine zentrale Forderung der FEEI-Obleute und Unternehmer ist zudem, dass Bürokratie reduziert und Verwaltungsprozesse deutlich vereinfacht und beschleunigt werden, um global konkurrenzfähig zu bleiben.