Bierbrauen in Zeiten der Digitalisierung : So automatisiert Stiegl die Bierproduktion

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Bildtext: Bereits seit den 1970ern kooperieren Siemens und Stiegl bei der Automatisierung der Brauanlagen. Das Sudhaus wurde 2015 binnen weniger Tage durchgehend digitalisiert.

- © Siemens

Die Unternehmen der Brauindustrie stehen heute vor vielfältigen Herausforderungen. Die Sortenvielfalt nimmt stetig zu, gleichzeitig steigt der Kostendruck im Wettbewerb. Der Weg, die Bierproduktion flexibler und wirtschaftlicher zu gestalten, führt über eine durchgängige Digitalisierung der Brauanlage - und zwar entlang der gesamten Wertschöpfungskette: vom Warenein- und -ausgang über die Produktion bis hin zur unternehmerischen Ressourcenplanung. Denn wenn alle Prozesse optimal ineinandergreifen und alle Anlagenteile zuverlässig miteinander kommunizieren, steigt die Flexibilität und sinken die Kosten.

Nur beste Qualität kommt für die Privatbrauerei Stiegl nicht nur bei der Auswahl der Zutaten in Frage. Den hohen Ansprüchen des Salzburger Unternehmens muss auch die technische Umsetzung des Brauprozesses genügen. Mit Siemens verbindet Stiegl eine langjährige Partnerschaft. Was mit einfachsten Siemens-Komponenten wie Elektromotoren begann, wurde ab den 1970er Jahren mit komplexeren Steuerungen zur Automatisierung der Produktionsprozesse fortgeführt. Auch bei der Umstellung des Sudhauses auf eine neue, maßgeschneiderte Automatisierungslösung setzte Stiegl auf die Kompetenz von Siemens.

2005 eröffnete Stiegl in Salzburg das modernste Sudhaus Europas: Im 18 Tonnen schweren Kessel der Anlage braut Stiegl in traditioneller Weise streng nach dem Reinheitsgebot von 1516.

Rezeptsteuerung ermöglicht Sortenvielfalt

Die Brauerei setzt auf ein maßgeschneidertes Automatisierungssystem von Siemens, um die verschiedenen Biersorten effizienter, kostengünstiger und mit gleichbleibend hoher Geschmacksqualität zu brauen. Das Sudhaus der Stieglbrauerei zu Salzburg wurde auf Basis der Siemens SIMATIC S7-Technologie und der Software WinCC durchgängig digitalisiert. Die Umstellung erfolgte 2015 an einem Wochenende, seitdem läuft der Betrieb ohne Unterbrechung. Dieser nahtlose Übergang war für Stiegl von enormer Bedeutung, da das Sudhaus nur zwei Wochen im Jahr für Wartungs- und Revisionsarbeiten stillsteht. Zu den technischen Herausforderungen zählte neben dem engen Zeitfenster während der Umstellung auch die Erfassung und Neuprogrammierung der Prozesse des alten Systems.

Brauen mit Edge-Computing

Um die Anlagen fit für die Digitalisierung zu machen, setzt Stiegl weiterhin auf die neuesten Themen und Produkte aus dem Hause Siemens. Das Siemens Industrial Edge System, das brandneue System zur anlagennahen Datenvorverarbeitung, bietet neben den bestehenden Automatisierungssystemen weitere Vorteile. Neben der einfachen Anbindung an die Daten aus der Anlage und der anschließenden einfachen Datenverarbeitung kann Stiegl innerhalb kürzester Zeit eigene so genannte Dashboards auf moderner Web-Basis erstellen. Darüber hinaus können die Daten an SQL-Datenbanken übergeben und somit langfristig archiviert werden. Dieses System ist vor Kurzem als Pilotprojekt gestartet und liefert Energiedaten in Echtzeit sowie Dashboards.

Durch die Digitalisierung können alle Prozesse in den verschiedenen Bereichen wie Sudhaus, Gärkeller, Lager und Spezialitätenkeller optimal gesteuert und visualisiert werden. Herzstück des Systems ist eine einfache und effiziente Rezeptsteuerung. Damit kann der Braumeister alle Rezepte individuell zusammenstellen und flexibel anpassen. Dadurch kann die Qualität noch genauer gesteuert und die typischen Geschmacksnoten der Biere hervorgehoben werden. Dennoch ist das Bierbrauen in Österreichs größter Privatbrauerei nach wie vor Handarbeit, allerdings unterstützt durch modernste Technik. „Das hilft uns zum Beispiel, natürliche Schwankungen bei den Rohstoffen besser auszugleichen und eine gleichbleibend hohe Qualität zu erzielen“, erklärt Stiegl-Chefbraumeister Christian Pöpperl, der für die Umstellung auf das Automatisierungssystem verantwortlich war, die Vorteile des digitalisierten Brauhauses.

Stiegl-Chefbraumeister Christian Pöpperl freut sich über die Vorteile der modernen Technik beim Bierbrauen.