Festo auf der Smart Automation : Rainer Ostermann: "Ökologisierung und Nachhaltigkeit stehen ganz oben auf der Agenda"

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Rainer Ostermann, Geschäftsführer Festo Österreich

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Was sind Ihrer Meinung nach im Moment die größten Chancen und Risiken in der Branche?

Rainer Ostermann: Ökologisierung und das Thema Nachhaltigkeit stehen ganz oben auf der Agenda vieler Industrieunternehmen. Es geht darum den Energieverbrauch zu senken und dabei gleichzeitig die Wirtschaftlichkeit zu steigern. Durchdachte Automationslösungen sind der Schlüssel dazu. Das sind Themen, die in der gesamten Branche allgegenwärtig sind. Auch der Druck seitens der Gesetzgebung steigt, denn die auf europäischer Ebene gesetzten Klimaziele sind eine echte Herausforderung, die nur mit neuen Technologien zu lösen ist. Hier schlummern große Chancen. Gleichzeitig steht die Branche immer noch vor Lieferproblemen. Der Chipmangel hat die Automatisierungswelt hart getroffen. Dazu kommen rasant gestiegene Rohstoffpreise, die sich in jüngster Zeit jedoch wieder etwas eingependelt haben. Hohe Lohnkosten und die zweistellige Inflation sind aber nach wie vor aktuell und stellen viele Unternehmen der Branche vor Probleme.

Gibt es eine Entwicklung in der Automatisation, die in den kommenden Jahren revolutionären Charakter hat?

Ostermann: Unmittelbare Mensch-Roboter-Kollaboration rückt immer mehr in den Fokus. Das heißt, dass Mensch und Maschine ohne Schutzzaun zusammenarbeiten können. Das war viele Jahre nur Science Fiction. Mit unserem neuen pneumatischen Cobot wird das Wirklichkeit, denn hier spielt Pneumatik ihre Stärken aus und zeigt sich – wenn notwendig – von ihrer sanften Seite. Eine rasante Entwicklung zeichnet sich auch im Bereich KIs ab, die in der Industrieautomation immer weiter vordringen werden. Wir bieten mit Festo AX (Automation Experience) beispielsweise ein Tool, um KI-unterstützt die Energieeffizienz von Maschinen zu beobachten und bei „energiefressenden“ Abweichungen sofort korrigierend eingreifen zu können. Bei Festo AX Predictive Energy wird von der Produktionslinie ein „Fingerabdruck“ des Energieverbrauchs aufgezeichnet und fortlaufend mit dem Ist-Status verglichen. Dank des Einsatzes von Machine Learning und künstlicher Intelligenz können automatisiert Leckagen ermittelt werden – ohne vorher alle möglichen Fehlerursachen beschreiben und einlernen zu müssen.

Österreichs kreativer Maschinenbau findet immer wieder neue Lösungen.

Die Steigerung der Effizienz in Betrieben, wird mehr und mehr zum Thema. Wie unterstützen Ihre Produkte Unternehmen auf dem Weg zu mehr Effizienz?

Ostermann: Condition Monitoring ist nur einer von vielen Bereichen, in denen der Zusammenhang von Effizienz und Automatisierungslösungen offensichtlich ist. Automation ist im Grunde fast immer ein Effizienzthema. Es geht darum schneller, besser und günstiger zu fertigen – Automatisierung ist der Schlüssel dazu. Österreichs kreativer Maschinenbau findet immer wieder neue Lösungen zur Erreichung dieser Ziele. Die Komponenten und Systeme zur Umsetzung dieser Ideen gibt es bei Festo – und auch die passenden Services, die unseren Kunden helfen, selbst noch effizienter zu werden.

Gibt es eine Service-Dienstleistung, die Sie Ihren Kunden anbieten, auf die Sie besonderen Wert legen?

Ostermann: Kostenfreie Software-Tools zur Auswahl, Auslegung und Inbetriebsetzung der Produkte sind heutzutage selbstverständlich. Manche Lösungen möchte man jedoch vorab selbst ausprobieren und in echt testen – nicht nur in einer Simulation. Bei uns kann man das – das MotionLab in Wien bietet die optimalen Voraussetzungen dafür. Hier können Kunden schon in einer ganz frühen Phase eines Projekts Teststellungen fahren und gemeinsam unseren Experten weiterentwickeln – internationale Unterstützung inklusive. Das MotionLab in Wien ist als „Experience Center“ nämlich Teil eines weltweiten Entwicklungsverbundes. So werden aus Komponenten und Systemen noch schneller laufende Maschinen.

Mit dem Forschungsprojekt PhotoBionicCell zeigen wir einen möglichen Ansatz für die industrielle Biologisierung von morgen.

Blicken wir jetzt auf die Messe. Was sind Ihre Erwartungen an die SMART 2023?

Ostermann: Hohe Besucherzahlen und viele gute Kontakte mit interessanten Fachgesprächen. Schon die Smart 2021 hat gezeigt, wie groß das Interesse an Fachmessen nach der Pandemie ist. Ich gehe davon aus, dass dieser Trend sich fortsetzt. Wir haben wieder spannende Displays im Gepäck, die für neugierige Blicke und viel Gesprächsstoff sorgen werden. Ein Besuch auf unserem Stand lohnt sich!

Auf welche Highlights dürfen sich die Besucher bei Ihnen am Stand freuen?

Ostermann: Neben einem vom Technic & Application Center Wien entwickelten Display zu unserem Remote-I/O-System CPX-AP-I bringen wir auch zum ersten Mal unseren pneumatischen Cobot nach Österreich. Viele seiner Vorteile beruhen auf dem Einsatz von Pneumatik, wie etwa seine Sensitivität, sein Gewicht oder auch sein besonders attraktives Preis-/Leistungsverhältnis. Die Direktantriebe in den Gelenken sind kostengünstiger und besonders leicht, weil im Gegensatz zu elektrischen Lösungen keine schweren Getriebe und teure Kraft-Moment-Sensorik nötig sind. Ein echtes Meisterstück in Sachen „Controlled Pneumatics“. Als weiteres Highlight präsentieren wir einen ungewöhnlichen Bioreaktor. Mit ihm lassen sich Algen automatisiert kultivieren und ihr Wachstum kontrollieren. Mit dem Forschungsprojekt PhotoBionicCell zeigen wir einen möglichen Ansatz für die industrielle Biologisierung von morgen. Algen sind nämlich ausgesprochen gut fürs Klima. Bereits bei ihrer natürlichen Photosynthese im Freien sind sie äußerst effizient und binden zehnmal mehr CO₂ als Landpflanzen. Mit der Hilfe von Bioreaktoren lässt sich das noch weiter steigern. Unser Geschäftsfeld für Aus- und Weiterbildung – Festo Didactic – wird auf der Smart elneos six zeigen ein taktiles Laborgerätesystem von unserem Kooperationspartner Erfi, das berührungslos über Sprache und 3D-Gesten gesteuert werden kann.