Made in Austria 2023 : Produktionsstandort Österreich blickt pessimistisch in die Zukunft

EIT Manufacturing East

Die Studienautoren Sebastian Schlund (l.) und Walter Mayrhofer (r.) mit Katharina Hölzle (Universität Stuttgart), die in einer Keynote bei der Studienpräsention über die "Produktionsarbeit im Wandel" und die Innovation durch die Symbiose von Mensch und Maschine sprach.

- © EIT Manufacturing East

Auch wenn die weltweite Geschäftslage der Unternehmen verhalten positiv wahrgenommen wird, bestätigen die aktuellen Studienergebnisse eine schwächelnde Wettbewerbsfähigkeit des produzierenden Sektors in Österreich – ein Trend aus dem Vorjahr, der sich im 5. IndustriePANEL "Made in Austria: Zukunft Produktionsarbeit Österreich" beschleunigt hat. An der seit 2019 jährlich durchgeführten Befragung nahmen wieder mehr als 100 Führungskräfte aus produzierenden Unternehmen teil. Erstmals wurden auch bestehende und geplante Initiativen in Richtung Kreislaufwirtschaft erhoben. Die Ergebnisse zeigen, dass bereits 75 Prozent der befragten Unternehmen Maßnahmen für nachhaltige Wertschöpfung setzen.

"Als wichtige Ansätze der Kreislaufwirtschaft wurden Materialrecycling, Ressourcenreduktion, nachhaltige Energieformen sowie Reparatur und Wiederverwendung genannt“, so Sebastian Schlund, Vorstand des Instituts für Managementwissenschaften (IMW) der TU Wien, bei der Präsentation der Studie. "Neben der wirtschaftlichen Relevanz durch geringere Produktionskosten erwarten die Befragten von ihren Kreislaufinitiativen vor allem eine geringere Umweltbelastung und ein nachhaltigeres Image. Darüber hinaus werden durch diese Maßnahmen zur Nachhaltigkeit bereits durchschnittlich 14 Prozent des Gesamtumsatzes bei den im Panel vertretenen Unternehmen erwirtschaftet."

Die Einschätzung der Wettbewerbsfähigkeit in Österreich erreicht ein Allzeittief.

Der Hype um Cobots ist vorbei

Der in der Befragung erhobene Automatisierungsgrad hat einen neuen Höchststand erreicht. "Trotz durchschnittlich 407 Robotern pro 10.000 Industriearbeitsplätzen ebbt aber der Trend zu Cobots, Assistenzsystemen und maschinellem Lernen etwas ab", ergänzt Walter Mayrhofer, Forschungsleiter an der FHWien der WKW. "Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass der große Hype vorbei ist und die ehemaligen Trendthemen mittlerweile in der betrieblichen Praxis angekommen sind."

Für Johannes Hunschofsky, den Geschäftsführer von EIT Manufacturing East, "genießt der Faktor Mensch in der österreichischen Produktionsarbeit trotz zunehmender Automatisierung weiterhin einen hohen Stellenwert. Im Vergleich zum bereits hohen Niveau des Vorjahres ist die Wertschätzung der menschlichen Arbeit in den befragten Unternehmen auf 99 Prozent gestiegen." Während bei der internationalen Personalentwicklung die optimistische Stimmung überwiegt, sind die Erwartungen für die österreichischen Standorte etwas gedämpfter, aber immer noch positiv. "Neu ist, dass mittlerweile Personal auf allen Qualifikationsstufen gesucht wird. Insofern ist aus dem Fachkräftemangel ein Arbeitskräftemangel geworden." Die damit verbundenen Herausforderungen reichen laut den StudienautorInnen von den Aus- und Weiterbildungssystemen über Kinderbetreuungseinrichtungen und Migrationspolitik bis hin zur Gestaltung der Arbeitsverhältnisse.

Weiters wurde auf anhaltende Probleme in den Lieferketten hingewiesen, die bei 65 Prozent der befragten Unternehmen zu längeren Lieferzeiten führten. Die österreichischen Unternehmen begegnen diesen Verzögerungen mit einer klaren Ausrichtung auf eine komplexe und variantenreiche Produktion, was die Flexibilität der österreichischen Produktionsstandorte unterstreicht.

Der Automatisierungsgrad in Österreich ist um rund 27 Prozent gestiegen.

Über das IndustriePANEL "Made in Austria: Zukunft Produktionsarbeit Österreich"

Im Frühjahr 2023 wurden zum fünften Mal mehr als 100 Führungspersönlichkeiten österreichischer Industrieunternehmen zur Situation des eigenen Unternehmens, zum Markt, zur Wettbewerbsfähigkeit und zum Einsatz von Robotik und Assistenzsystemen befragt. Ziel der Befragung ist eine regelmäßige und methodisch fundierte Darstellung des Status quo sowie der Zukunftserwartungen der heimischen Industrie. Die Themen Automatisierung, Digitalisierung und Assistenzsysteme spielen dabei eine zentrale Rolle. Über 60 Prozent der MitarbeiterInnen der am Panel teilnehmenden Unternehmen sind direkt in der Produktion oder in produktionsnahen Bereichen tätig. Die durchschnittliche Anzahl der MitarbeiterInnen der befragten Unternehmen lag im Jahr 2022 weltweit bei 10.370 und in Österreich bei 1.066. Der Anteil der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) im Industriepanel ist in diesem Jahr von 21 auf 29 Prozent gestiegen.

Die aktuelle Studie sowie die bisherigen Ausgaben stehen auf der Made in Austria Webseite zum Download zur Verfügung.