EU-Projekt : Gaia-X Hub Austria startet Kommunikationsoffensive

Die Teilnehmenden des Gaia-X Hub Austria Workshops in Alpbach (vlnr): Mario Drobics (AIT), Tobias H?llwarth (EuroCloud), Roland Fadrany (Gaia-X AISBL), Thomas Hahn (Siemens AG), Staatssekret?r Florian Tursky (BMF), Sektionschefin Henriette Spyra (BMK), Jochen Borenich (K-Businesscom), Roland Sommer (Industrie Plattform 4.0), Christian Tauber (K-Businesscom), Helmut Leopold (AIT)

Die Teilnehmenden des Gaia-X Hub Austria Workshops in Alpbach (v.l.n.r.): Mario Drobics (AIT), Tobias Höllwarth (EuroCloud), Roland Fadrany (Gaia-X AISBL), Thomas Hahn (Siemens AG), Staatssekretär Florian Tursky (BMF), Sektionschefin Henriette Spyra (BMK), Jochen Borenich (K-Businesscom), Roland Sommer (Industrie Plattform 4.0), Christian Tauber (K-Businesscom), Helmut Leopold (AIT)

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Die steigende Herausforderung für Unternehmen, mit der Digitalisierung in allen Wirtschaftsbereichen Schritt zu halten und damit auch im globalen Maßstab wettbewerbsfähig zu bleiben, bildet den Ausgangspunkt der europäischen Gaia-X Leitinitiative. Mit der rasanten Entwicklung von Cloud- und Edge-Computing zum vorherrschenden, weil kosteneffektiven IT-Bereitstellungsmodell, geriet die europäische Wirtschaft im letzten Jahrzehnt zunehmend in die Abhängigkeit großer internationaler Cloud-Anbieter (Hyperscaler). Keines der großen globalen Internet- oder Datenunternehmen kommt aus Europa. Zusätzlich wird der Wohlstand zukünftiger Generationen zunehmend von datenbasierten Geschäftsmodellen beeinflusst. Europa muss seine wirtschaftliche und technologische Stärke sowie sein politisches Gewicht in den digitalen Raum übertragen. Neue Regulierungsstrategien und Gesetze für den Umgang mit Daten sowie neue am Markt angebotene Fähigkeiten und IT-Dienste müssen bestehende Monopolstrukturen aufbrechen, um Fortschritt in und für Europa zu ermöglichen. Mit der Gaia-X Initiative ist Europa angetreten, größtmögliche Datensouveränität für künftige Daten-getriebene Märkte sicherzustellen. Vertraulichkeit, Datenschutz, Cybersicherheit, Technologieneutralität und Interoperabilität sind dabei europäische Kernwerte. Gaia-X stellt Regelwerke für einen souveränen organisationsübergreifenden Datenaustausch, als auch entsprechende Software-Komponenten nach dem Open Source Prinzip zur Verfügung. Zur Umsetzung der Gaia-X-Vision wurde im Jänner 2021 in Brüssel die Non-Profit-Organisation Gaia-X European Association for Data and Cloud AISBL gegründet.

Auftakt zu Gaia-X Hub Austria Kommunikationsoffensive

Florian Tursky, Staatssekretär für Digitalisierung und Telekommunikation im BMF, betonte die Bedeutung des standardisierten Regelwerks von Gaia-X für einen einfachen Datenaustausch, mit dem auch KMUs die Vorteile von Datenräumen nutzen können, als Basis für eine wettbewerbsfähige Wirtschaft. Henriette Spyra, Sektionsleiterin Innovation & Technologie im BMK, strich die notwendige Kollaboration verschiedener Akteure als Voraussetzung für nachhaltige Wertschöpfungsketten sowie die Notwendigkeit hervor, Datengrundlagen und -schnittstellen für die grüne Transformation zu nutzen.

Roland Fadrany, Chief Operating Officer (COO) der Gaia-X European Association for Data and Cloud AISBL, präsentierte diese strategische Zielsetzung und den Stand der aktuellen Technologieentwicklung. Er attestierte dem österreichischen Hub als etablierte Informationsdrehscheibe auch eine Vorbildwirkung, insbesondere bei der Gestaltung länderübergreifender Kooperationsinitiativen und der klaren Definition von Erfolgskriterien. Thomas Hahn, Siemens AG, Chief Expert Software und Präsident der Data Value Association (BDVA), unterstrich die grundlegende Bedeutung eines effektiven, sicheren und souveränen Datenaustausches für die europäische Industrie anhand bereits existierender Industrieprojekte und leitete daraus grundlegende Anforderungen an Gaia-X ab. Ferner ist aufgrund der globalen Geschäfte eine weltweite Umsetzung nötig. Jochen Borenich, Member of the Executive Board K-Businesscom AG, betonte, dass österreichische IT Unternehmen eine hohe fachliche IT-Kompetenz aufweisen, um die anspruchsvollen Gaia-X Ziele zur Schaffung von modernen Daten-Ökosystemen auch in Österreich umzusetzen. Christof Tschohl, Leiter Research Institute - Digital Human Rights Center, bezeichnete Computersicherheit als verfassungsrechtlich zu schützendes Gut und hob hervor, dass die europäische Datenschutzagenda internationale Vorbildwirkung hat und nicht im Widerspruch zu sinnvollen Daten-Geschäftsmodellen steht. Helmut Leopold hob die grundlegende Wichtigkeit der engen und vertrauensvollen Kooperation von Politik, Verwaltung, Industrie und Forschung hervor, um mit einer gut gestalteten Digitalsierung einen Beitrag zur Lösung der großen Herausforderungen der Zukunft unserer Gesellschaft und Wirtschaft zu leisten.

Vorstellung konkreter Anwendungen für einen modernen Datenaustausch

Mario Drobics, Head of Competence Unit Cooperative Digital Technologies am AIT, demonstrierte mit Christian Tauber, Head of Platform Services, K-Businesscom AG, das Thema “Kreislaufwirtschaft” am Beispiel von Batterien. Sie beleuchteten, wie im Zusammenspiel von OEMs, Suppliern und Nutzern auf Basis des Gaia-X Frameworks in einem gemeinsamen Datenraum Prinzipien der Kreislaufwirtschaft (Herstellung, Nutzung, Wiederverwendung, Re-Design, Nachrüstung, Recycling) über die gesamte Wertschöpfungskette von der Planung, Produktion und Operation bis hin zum „End-of-Life“ ausgerollt und dadurch eine zukunftsfähige Industrie-Entwicklung im Sinne des nachhaltigen Ressourceneinsatzes, eingeleitet und realisiert werden kann.

Roland Sommer, Geschäftsführer Industrie Plattform 4.0 und Tobias Höllwarth, EuroCloud, erörterten die konkrete Anwendung „CO2 Footprint in Manufacturing“ am Beispiel des europäischen Gaia-X-Leuchtturmprojektes EuProGigant. Das Beispiel verdeutlichte, wie das europäische Daten-Ökosystem einerseits für die Ressourcenoptimierung bei der Montage von Bauteilen sorgt und auch Anreize für unternehmensübergreifende Kooperationen durch verlässlichen Datenaustausch schafft. So kann der CO2 Ausstoß in der herstellenden Industrie durch erhöhte Ressourceneffizienz mittels Datenvernetzung und durch den Einsatz entsprechender Software-Tools entlang der gesamten Prozesskette einschneidend reduziert werden.

Resümee der Diskussion war, dass es jetzt entscheidend ist, europaweite Kollaboration zu forcieren und das Gaia-X-Regelwerk als Ausgangspunkt für den Aufbau von Daten-Ökosystemen zu nutzen, um nachhaltige, ressourcenschonende Produktionsprozesse und Kreislaufwirtschaften, modernes Umweltmanagement, CO2-Reduktion, erneuerbare Energiesysteme, effiziente Gesundheitssysteme, etc. zu bauen.