"3D-Druck auf Automotive-Niveau" : Bosch steckt knapp sechs Millionen Euro in Metall-3D-Druckzentrum

Neuer Mitarbeiter: Dieser Metall-3D-Drucker werkt jetzt bei Bosch in Nürnberg.
- © BoschMit dem neuen 3D-Drucker sollen besonders die Entwicklungszyklen für Metallteile, die mit konventionellen Herstellungsverfahren viel Zeit in Anspruch nehmen, reduziert werden. „Mit der Neuanschaffung steigern wir unsere Produktivität und Geschwindigkeit in der Herstellung von Metallteilen – und damit unsere Wettbewerbsfähigkeit“, erklärt Alexander Weichsel, kaufmännischer Werkleiter in Nürnberg, zum offiziellen Betriebsstart der Anlage. „Damit setzen wir höchste Maßstäbe im Metall-3D-Druck. Das eröffnet uns komplett neue Möglichkeiten in der Serienfertigung“, ergänzt Jörg Luntz, technischer Werkleiter.
Die Anlage realisiert beispielsweise Bauteile für Wasserstoff-Anwendungen, Gehäuse für Motoren von Elektroautos, E-Achsen-Komponenten oder Motorblöcke für den Rennsport. Auf Basis einer zuvor entwickelten, computergestützten Konstruktionsdatei schmelzen zwölf Laser Metallpulver Schicht für Schicht auf und erstellen so die hochkomplexen Formen. Dabei ist der neue Metall-3D-Drucker laut Bosch bis zu fünfmal schneller als die bisher eingesetzten 3D-Druck-Anlagen.
Aufwändige Strukturen wie innenliegende oder geschwungene Kanäle, die mit herkömmlichen Fräsverfahren nicht machbar sind, lassen sich so umsetzen. Während es herkömmliche Methoden nicht ermöglichen, um die Ecke zu bohren, schafft das ein 3D-Drucker schon. Der Drucker deckt die Herstellung der Rohteile ab, ohne Werkzeug und nach Bedarf. Auch Rohmaterial wird beim 3D-Druck kaum verschwendet. „Die Nutzung des 3D-Druckers zur Herstellung von Bauteilen steigert nicht nur die Nachhaltigkeit in der Produktion, sondern ermöglicht es Bosch, hochflexibel auf volatile Stückzahlen zu reagieren und alles aus einer Hand anzubieten“, erläutert Alexander Weichsel.
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Serienfertigung auf Automotive-Niveau
Am Beispiel eines Motorblocks beschreibt Bosch die neuen Optionen des 3D-Druckverfahrens: "Vom ersten Entwurf bis zur Serienproduktion können hier in der konventionellen Produktion bis zu drei Jahre vergehen. Allein die Fertigstellung der Gussform für den Motorblock kann bis zu 18 Monate in Anspruch nehmen. Im 3D-Druck entfällt dieser Vorgang. Die Konstruktionsdaten werden direkt an den Drucker übermittelt, aufwändige Gussformen sind nicht erforderlich. Bereits nach wenigen Tagen liefert der 3D-Drucker einen fertigen Motorblock, die Entwicklungszeit des gesamten Produktes reduziert sich damit signifikant", erklärt das Unternehmen.
Unter Volllast kann die Anlage demnach innerhalb eines Jahres Metallteile mit einem Gesamtgewicht von etwa 10.000 Kilogramm fertigen und erzielt dabei Geschwindigkeiten von bis zu 1.000 Kubikzentimeter pro Stunde. Vor allem die Zeit bis zur Markteinführung soll durch die schnellere Komponentenfertigung verkürzt werden.
„Wir wollen gegenüber dem klassischen Fertigungsprozess Geschwindigkeit aufnehmen und mit dieser neuen Technologie Produkte schneller auf den Markt bringen“, sagt Jörg Luntz. „Schon heute können nur wenige Unternehmen Technik großindustriell so vom Band laufen lassen wie Bosch. Wir gehen jetzt den nächsten Schritt und bringen die Serienfertigung im Metall 3D-Druck auf Automotive-Niveau.“
