Fachmesse : Analytica-Trends 2022: Digitalisierung, Robotik, Nachhaltigkeit

Beim Gang durch die Hallen wurden immer wieder drei große Trends deutlich: Erstens natürlich die Digitalisierung, die weiter fortschreitet - auch bei der Messe selbst: die Analytica App war eine große Hilfe, die wesentlich funktionaler ist als die früheren Messekataloge. Gerade die Vorbereitung und Orientierung wurden sehr gut unterstützt, und die Option, Notizen und Fotos den Firmen zuzuordnen, ist sehr praktisch. Aber auch die Digitalisierung im Labor geht voran, was nicht zuletzt die Vielzahl der Anbieter von LIMSen (Labor-Informations-Management-Systemen) und Laborsoftware belegt.

Papier ist out - an den Ständen der großen wissenschaftlichen Verlage gab es - ganz anders als früher - kaum noch gedrucktes Lesematerial und viel weniger Besucher:innen, die darin blätterten. Hand in Hand mit der Digitalisierung kommen nun Automatisierung und Robotik mit Riesenschritten: sei es integriert in fertige Applikationen beispielsweise zu Probenvorbereitung und Analytik, sei es in Form des halb- oder vollautomatisierten Liquid Handlings oder aber als flexibel einsetzbare Greifroboter, teilweise mit Wechselhänden.

Analytica
Greifroboter - © Analytica

Robotik und Nachhaltigkeit

Auch mobile Serviceroboter und kollaborative Roboter (Cobots) waren vertreten - noch nie gab es auf der Analytica so viele Roboter zu bestaunen! Gerade den Cobots dürfte eine große Zukunft im Labor bevorstehen, da sie mit Menschen gemeinsam arbeiten können und im Produktionsprozess nicht durch Schutzeinrichtungen von diesen getrennt werden müssen. Und wem das alles noch zu wenig war, der konnte durch die parallel stattfindende Messe Automatica schlendern und die "großen Brüder" bestaunen, nämlich die Industrieroboter.

Der dritte offensichtliche Megatrend ist die Nachhaltigkeit: Immer mehr Anbieter berücksichtigen Nachhaltigkeitsaspekte in ihren Produkten und Dienstleistungen - von der Reduzierung von Verbrauchsmaterial, Lösemitteln und Verpackungen über die Wiederverwendung von Gebrauchtgeräten bis zur Einsparung von Eluenten durch Miniaturisierung in der HPLC. Sogar ein speziell designtes Gerät zur Reinigung und Wiederverwendung von Pipettenspitzen wurde vorgestellt.

Nächste Analytica 2024

Und auch die Messe München folgt dem Trend: auf den Gängen fehlte diesmal der kilometerlange Einwegteppich in der Analyticafarbe - und vielen fiel es gar nicht auf. So können sich infolge Corona höchst willkommene Material- und Kosteneinsparungen sinnvoll mit Nachhaltigkeitsvorteilen verbinden (und begründen) lassen. Und ob der Nachhaltigkeitstrend dazu führt, dass auch Messestände wiederverwendet werden, kann dann erst in 2 Jahren bei der nächsten Analytica beurteilt werden.

Alles in allem war es ein gutes Gefühl, nach vier Jahren wieder eine reale Analytica besuchen zu können. Die Frage, ob Präsenzmessen langfristig durch Digitalisierung und Nachhaltigkeitsdruck bedroht sind oder sich symbiotisch an diese Trends anpassen und damit sogar besser werden, bleibt vorerst offen.

Auf jeden Fall wird das Biergartenwetter bei der nächsten Analytica eher kühler werden, denn sie soll wieder im April stattfinden: vom 23.-26. April 2024!