Webcast & Preisverleihung : Das ist die Zukunft der Automatisierungstechnik
Die Gewinner der zweiten Ausgabe des HTL-Wettbewerbs AUTstanding stehen fest: Sie wurden am 9. Juni im Rahmen des AUTstanding Webcasts mit dem Rahmenthema "Zukunft der Automatisierung" gekürt - oder, wie der Titel der hochkarätig besetzten Veranstaltung eigentlich lautete: "Keine Zukunft ohne Automatisierung". Verhandelt wurden die Anforderung an die Automatisierer von morgen, deren Rolle in der Industrie 4.0 weiter aufgewertet werden wird. Darin waren sich alle Diskutanten einig. Doch wo liegen die speziellen Herausforderungen - und wer sind sie, die besten Nachwuchskräfte der Automatisierung?
Der AUTstanding Webcast wurde gemeinsam mit den Partnern Beckhoff Automation, Fraunhofer Austria und Reed Exhibitions durchgeführt. Georg Warsberg, Leiter Industriemessen Reed Exhibitions Österreich, sprach über die Zukunft der Smart Automation und die Wege, mit der Österreichs führender Messeveranstalter die digitale Entscheidergeneration von morgen mit seinen Plattformen ansprechen will. Sebastian Schlund, Leiter des Geschäftsbereichs Advanced Industrial Management Fraunhofer Austria, zeigte zwei Zukunftstrends für die Automatisierung auf: Assistenzsysteme und Cobots sind für ihn im Kommen. Clemens Maier, Beckhoff Automation, führte aus, warum der Automatisierer in einer sich wandelnden Welt zum Generalisten in der Industrie wird: Nur er hat sowohl Überblick als auch technisches Know-how für die Produktion von Morgen. Gernot Mauthner, Institut für Fertigungstechnik der TU Wien, beleuchtete den Wettbewerb um die innovativsten Köpfe. Über 100 Teilnehmer waren dabei, als die Referenten mit Ihren Inputs den Rahmen für die Präsentation der besten HTL-Maturaprojekte bereiteten.
Trotz der Corona-Krise, wegen der heuer kein Maturaprojekt wie geplant fertiggestellt werden konnte, verzeichnete AUTstanding sensationelle 29 Einreichungen. Das zeigt das große Engagement der Schülerinnen und Schüler, die selbst unter widrigsten Umständen ihre Ziele verfolgten. Auch jene Projekte, die es nicht unter die letzten 10 geschafft haben, galt darum der Glückwünsch von Veranstaltern und Jury. Doch wer hat nun gewonnen?
Lukas Bittner, Lorenzo Arturo, Fabian Ortner und Adam Musiejovsky realiserten an der HTL Rennweg in Wien ein Projekt, das sie selbst erdacht und entwickelt haben: Um Zeit beim Löten der Platinen zu sparen, wurde die Dampfphasenlötstation konstruiert, gebaut und bis hin zur Verwendung via App programmiert. Das Projekt ist so gut wie fertig und soll in Zukunft von den Schülern der HTL benutzt werden können: Die vier Projektmitarbeiter stellen "Cosmo - Compact Steam Soldering" auch nach der erfolgreich absolvierten Matura noch fertig, um sie der Schule komplett funktionstüchtig übergeben zu können.
Die Automatisierung des Schleifprozesses von Musterschleifern: Das realisierten Michael Laher, Tim Döllinger, Marcel Auberger, Martin Schaubmeier und Sebastian Hellauer für die Firma Strasser Steine. Die fertige Maschine ist 4 Meter lang, 2,5 Meter hoch, wiegt 1.800kg und wird beim Auftraggeber bis zu 33.000 Steine pro Jahr schleifen können. Das Ziel ist es, die körperliche Arbeit der Mitarbeiter zu erleichtern. Derzeit muss jeder Stein händisch entgratete werden, was mit Staubbelastung und körperlicher Anstrengung bei monotonen Abläufen verbunden ist. Dank der Kombination aus Lineartechnik, Servomotoren, Pneumatikkomponenten und Absauganlage funktioniert das in Zukunft automatisiert.
Nichts weniger als ein Teleoperationssystem hatten Sebastian Neuhofer, Jakob Buchsteiner, Moritz Taferner und Thomas Eibl im Sinn, als sie ihr Diplomarbeitsprojekt starteten. Das ist gelungen: Das System lässt sich mithilfe eines Fernsteuergeräts in der Form eines Handschuhs durch Gesten kontrollieren und steuern. Diese intuitive Fernsteuerung kann zu medizinischen Zwecken, aber auch beim Handling von chemischen Substanzen oder bei Explosionsgefahr und bei der Bombenentschärfung eingesetzt werden. Die Schüler der HTL Salzburg entwickelten und produzierten vom Antriebssystem, dem Akkusystem und dem Fernsteuergerät inklusive Sensorik bis zur Produktion von Einzelteilen via 3D-Druck alles selbst.
Einer Branche, die so gut wie noch gar nicht im digitalen und automatisierten Zeitalter angekommen ist, nahmen sich Ralf Pfefferkorn, Raphael Ott und Bernhard Gantner von der HTL Rankweil vor. Mit Sodex (Software-Driven Excavator) wird die meistverwendete Baumaschine automatisiert, was eine deutliche Steigerung der Produktivität mit sich bringt. Sodex kann einfache Arbeiten wie den Aushub für einen Keller oder einen Graben, selbstständig vornehmen. Dafür sind nur wenige Bauteile nötig, die an einem herkömmlichen Bagger angebaut werden müssen. Das System funktioniert, ist aber nicht nur wegen Corona für die drei Sieger noch nicht abgeschlossen: Eine Firmengründung ist geplant. Sodex soll kommendes Jahr auf den Markt kommen. Sowohl die Idee als auch die Ausführung und das Vorausdenken in die zukünftige Ökonomisierung überzeugten die Jury - der Sieg bei AUTstanding 2020 geht nach Vorarlberg!