Automatisierung : Wie ROWA Automation Klein- und Kleinstunternehmen automatisieren will

Hermann Wallner hat sein Unternehmen 2013 gegründet, damals noch als Freelancer im Bereich Roboter-Programmierung. Anfangs war er noch rein im Automobilsektor tätig, u.a. für Daimler, BWM und VW, bevor er 2018 seinen ersten Mitarbeiter aufgenommen hat. Mittlerweile beschäftigt das Unternehmen 16 Mitarbeiter vor Ort in Neustift im Mühlviertel sowie sechs externe Mitarbeiter. Dementsprechend entwickelte sich auch das Portfolio weiter: „Wir machen nicht nur reine Dienstleistung, sondern bieten von der Konstruktion, bis hin zu Elektroplanung, Schaltschrankbau, Elektroinstallation, Roboterprogrammierung und SPS-Programmierung alles an, was im Anlagenbau notwendig ist – aus einer Hand. Das Einzige, was wir nicht selber machen, ist die mechanische Fertigung, da haben wir regionale Unternehmen, die uns dabei unterstützen“, erklärt Wallner. „Wir kaufen keine Billigunternehmen aus dem Osten etc. zu, wie es viele Unternehmen machen, sondern werden hier von den örtlichen Unternehmen unterstützt. Das ist mir ganz wichtig. Wir wollen nicht nur selbst regional wachsen, sondern auch, dass die Unternehmen in der Region mit uns mitwachsen.“

ROWA fußt auf drei Säulen

Die erste Säule ist Dienstleistung Automotive, ROWA ist hier im Bereich Roboter- und SPS-Programmierung tätig. Die zweite Säule ist Automatisierung Sondermaschinenbau, wo das Unternehmen die komplette Palette, beginnend bei der Elektroplanung, über Schaltschrankbau, Elektroinstallation, bis hin zur Roboterprogrammierung und SPS-Programmierung anbietet. Ein aktuelles Projekt ist z.B. die Automatisierung für die Großsaugeranlage der Voest in Kapfenberg. Für Klein- und Kleinstunternehmen ist aber vor allem die dritte Säule interessant, die künftig noch stärker verfolgt wird: der Kleinanlagenbau. „Da haben wir auch bereits mehrere Aufträge an Land ziehen können“, freut sich Wallner. „Das freut uns natürlich sehr, dass die Unternehmen in der Region auf uns aufmerksam geworden sind. Da wird auch viel automatisiert und wir dürfen das eigentlich alles machen und umsetzen.“

Die modulare Roboterbox

Wallner will Automatisierung aber auch für Klein- und Kleinstunternehmen zum Thema machen. „Die meisten glauben, dass Automatisierung nur sinnvoll ist, wenn man große Stückzahlen hat. Ich hab‘ einen anderen Zugang. Die großen Stückzahlen sind nicht zwingend notwendig, wenn man z.B. eine breite Produktpalette hat – da kann man genauso automatisieren“, sagt Wallner. Hier kommt die Roboterbox ins Spiel: „Das ist eine Box, wie man sie sich im wahrsten Sinne des Wortes vorstellt, mit einem Roboter, der an der Decke montiert ist und verschiedene Technologien umsetzen soll, wie schleifen, fräsen, polieren oder Ultraschalltechnologien – wir sind da komplett offen. Unsere Standardbox ist technologiefrei. Der Kunde entscheidet, welche Technologie wir für ihn umsetzen sollen. Damit können wir einen größeren Kundenkreis ansprechen“, so Wallner. In der Box befindet sich ein Rundtisch mit einem Durchmesser von 1400 Millimetern, den der Mitarbeiter von außen bestückt. „Es dreht sich rein, der Roboter bearbeitet das, dreht es wieder raus und der Mitarbeiter nimmt das bearbeitete Teil und legt es dann in eine Kiste, auf eine Palette etc.“ Die Werkzeuge können zudem relativ schnell und einfach gewechselt werden, somit kann eine breite Produktpalette abgedeckt werden.

Eine für alle

Von der Box gibt es einen Standardtyp in den Abmaßen 1300x1600 und 2100 Millimeter Höhe. Auf Kundenwunsch sei natürlich alles möglich. Die Standardmaße haben aber natürlich einen Grund, denn für jede Box wird ein digitaler Zwilling erstellt. „Und jetzt kommt der Ober-Clou“, sagt Wallner stolz. „Dadurch, dass es die Box nur in einer Größe gibt, steht natürlich auch bei uns im Haus dieselbe Box und wir können vorab alles testen. Der Kunde bekommt dann die fertige Ablage und Programme zugeschickt, muss es nur mehr montieren, die Programme reinspielen, auf Start drücken und kann mit der Produktion weitermachen. Er braucht keine teure Dienstleistung kaufen, damit wir das vor Ort in Betrieb nehmen, das wird alles bei uns im Haus gemacht und ist damit eine kostengünstige Geschichte.“ Zudem bietet ROWA eine kontaktlose Inbetriebnahme an – in Zeiten wie diesen auch nicht unwichtig.

Automatisierung für alle – auch für die Kleinsten

„Ein kleiner Unternehmer mit fünf, sechs Mitarbeitern kann sich eine Anlage um 100.000 Euro und mehr in Wahrheit nicht leisten“, sagt Wallner. „Und da hab‘ ich mir gesagt, dass wir etwas für diese Klein- und Kleinstunternehmen finden müssen – in diese Kategorie fall ich in Wahrheit ja auch hinein. Und sein tut’s im Endeffekt so: automatisieren müssen alle, das bleibt keinem aus. Wenn die Kleinen aber nicht mitkönnen, dann bleiben sie übrig, es gibt nur noch große Unternehmen und dass will auch kein Mensch.“ Also haben Wallner und sein Team herumgetüftelt, wie man das Automatisieren für kleine Unternehmen interessant, weil preislich erschwinglich, machen kann. „Und dann bin ich auf die Idee gekommen, dass wir die Roboterbox so konzipieren müssen, dass breite Produktpaletten möglich sind und sich das dann auch rentiert. Und eine unserer Roboterboxen rentiert sich innerhalb eines halben Jahres oder Jahres – das ist der springende Punkt, warum es für einen Kleinen auch interessant ist.“

Zukunftspläne

Momentan läuft es gut für ROWA: „Wir sind bis Mitte 2022 mit Aufträgen ausgebucht, das ist auch nicht selbstverständlich in diesen Zeiten“, freut sich Wallner. Mit Ende Juni dieses Jahres wird dann der Prototyp der Roboterbox fertig sein. „Wir werden den Prototyp mit einer fixen Technologie ausstatten – eh ganz klar, man will ja auch ein bisschen was herzeigen – und diese Technologie wird Ultraschallschneiden sein. Der Produktlaunch soll im Frühherbst starten, sodass wir mit Oktober/November in die Produktion gehen können. Mein persönliches Ziel ist, dass wir schon zehn Boxen verkauft haben, bevor wir überhaupt mit der Produktion starten und im Jahr 2022 wollen wir mindestens 60 Boxen verkaufen“, so Wallner. An der modulare Roboterbox wird außerdem stetig weitergetüftelt: „Wir nennen das Ganze ‚modulare Roboterbox‘, weil wir in weiterer Folge noch andere Boxentypen entwickeln. Jetzt erfolgt die Bestückung der Technologiebox manuell durch einen Mitarbeiter. In späterer Folge soll es so sein, dass es auch Entlade- und Belade-Boxen gibt, damit man sich ein richtiges Boxensystem nach dem Baukastenprinzip zusammenstoppeln kann.“