Pilotfabrik Wien : TU Wien sucht neue Partner

Prof. Wilfried Sihn (li.) und Prof. Friedrich Bleicher (re.) mit Phoenix-Contact-Geschäftsführer Thomas Lutzky einem der größten Unterstützer der Pilotfabrik.
© Wolfgang R. Valicek

Die Pilotfabrik Industrie 4.0 der TU Wien sucht spätestens ab Ende 2018 neue Partner aus der Wirtschaft. Denn die Anschubförderung des BMVIT läuft nach drei Jahren aus, die fehlende Summe soll durch Sponsorengelder ersetzt werden. Insgesamt hat das Ministerium über die FFG für den Aufbau der Pilotfabrik und den Start der Produktion, die im Herbst 2017 begonnen hat, seit Anfang 2016 zwei Millionen Euro beigesteuert. Doch diese auf drei Jahre begrenzte Förderung kann nicht verlängert werden, da das Ministerium den bereits laufenden Betrieb des "Living Lab" nicht aus dem Forschungsbudget fördern darf.

Platin, Gold, Silber

Um den Betrieb der Einrichtung sicher zu stellen und neue Impulse zu bekommen, wird die TU Wien im Laufe des Jahres ein abgestuftes Konzept vorlegen. Das soll drei verschiedene Möglichkeiten des Engagements bieten. Platin, Gold und Silber ist der Arbeitstitel für die drei Sponsor-Pakete, die den interessierten Unternehmen je nach finanziellen Möglichkeiten und Interesse offen stehen werden. Offen ist noch die Höhe der Summe, die die verschiedenen Beteiligungsmöglichkeiten kosten werden.

Variantenreiche Serienfertigung

Prof. Friedrich Bleicher (Institut für Fertigungstechnik) und Prof. Wilfried Sihn (Institut für Managementwissenschaften) kündigten dieses zukünftige Kooperationsangebot im Rahmen eines Pressegesprächs an, das von Pilotfabrik-Partner Phoenix Contact organisiert wurde. "Wir sehen die Pilotfabrik als einen mit Innovation durchdrungenen Dauermessestand", erklärt Prof. Bleicher. In der Seestadt Aspern zeigen drei Institute der TU Wien (neben den beiden oben genannten ist auch das Institut für Konstruktionswissenschaften und Technische Logistik dabei) zusammen mit rund 20 Partnern aus der Industrie den Stand der Technik in der variantenreichen Serienfertigung. Eines wollen die Betreiber der Pilotfabrik auf keinen Fall: "Dass daraus am Ende ein Industrie 4.0-Museum wird", sagt Prof. Sihn. Konzeptionell ist sie auf mindestens 10 Jahre angelegt. Auf Basis bestehender Technologien werden hier neue Konzepte und Lösungen entwickelt. Im Mittelpunkt steht die Realisierung von Industrie 4.0 in einem Brownfield, also in bereits existierenden Produktionen, mit Fokus auf KMU - also das ideale Umfeld für Unternehmen der Automatisierungsbranche, die ihren bestehenden Kunden auf ein neues Level helfen wollen.

Breite Palette an Nutzungsmöglichkeiten

"90 Prozent der heimischen Industrie sind noch nicht auf dem Niveau, das in der Pilotfabrik gezeigt wird", so die Einschätzung von Thomas Lutzky, Österreich-Geschäftsführer von Phoenix Contact. Sein Unternehmen versorgt die Pilotfabrik mit industriellen Netzwerken, also mit dem "vegetativen Nervensystem" einer jeden Fabrik, wie Prof. Bleicher es nennt. Vor allem aber streut der Institutsvorstand dem Unternehmen Rosen, was das Engagement für das Projekt angeht: Nur die wenigsten Partner hätten die vielfältigen Möglichkeiten, die ihnen die Pilotfabrik bietet, bisher so gut verstanden wie Phoenix Contact. Von Workshops und Weiterbildungen für der eigene Mitarbeiter und Kunden über Führungen für Partner und Gäste oder Events und Kongressen, die an dem neu gebauten, modernen Standort abgehalten werden können, bis zu Praxistests für neue Produkte und Komponenten reicht die Palette an Nutzungsoptionen, für die sich die Pilotfabrik eignet.

Industrie 4.0 zum Angreifen

Die Kompetenzen, die rund um die Zukunft der Industrieprodukton in der Pilotfabrik aufgebaut werden, sollen der gesamten österreichischen Wirtschaft zugute kommen. Mit knapp 30.000 Studierenden und 4.800 MitarbeiterInnen ist die TU Wien das größte Personal-Reservoir im naturwissenschaftlich-technischen Bereich. Die heimische Industrie soll den technischen Vorsprung auch halten können, den sie gegenüber Mitbewerben aus anderen Weltregionen nach wie vor hat, so das gemeinsame Interesse aller Beteiligten. Konkret gelehrt wird das in der Seestadt Aspern, wo eine Schnittstelle zwischen Universität und Fabrik aufgebaut wurde. Wie genau das Kooperations-Angebot an die Industrie aussehen wird, wird demnächst bekannt gegeben werden.

... Fortsetzung folgt!