Blog : Spargel, Erbsen, Erdgas - Sonne, Wind, Erdgas
10 Prozent sind nicht viel. Aber immerhin: Ein Zehntel des fossilen Energiebedarfs kann Österreich aus eigener Erzeugung decken. Dass im Marchfeld nicht nur Spargel, Erbsen, Babykarotten und sonstiges tiefkühltaugliches Gemüse produziert wird, sondern auch seit Staatsvertragszeiten Erdöl und Erdgas in gar nicht so unbedeutenden Mengen von unterhalb der Felder hervorgeholt wird, wird gerne übersehen. Das ist durchaus relevant, denn fossile Energieträger werden noch auf Jahrzehnte hinaus das Rückgrat unserer auf hohem Energiekonsum beruhenden Lebensweise bleiben. Doch egal woher sie kommen, bei der Produktion von Öl und Gas gibt es ein gravierendes Problem: Sie sind endlich. (Das andere Problem bei fossilen Energieträgern, nämlich der CO2-Ausstoß samt Klimawandel, ist nur verbraucherseitig zu lösen.)
In der aktuellen Ausgabe von process pur zum Schwerpunktthema Öl/Gas werden zwei Ansätze gezeigt, die eine Verbesserung der Verfügbarkeit von fossilen Energieträgern zum Ziel haben. Da ist zum einen die Optimierung der Öl- und Gasförderung. Wie können die verfügbaren Reserven besser und effizienter aus dem Boden geholt werden? Wie können Quellen angezapft werden, die noch vor wenigen Jahren als unrentabel galten und brach liegen gelassen wurden? Wie können Verluste in der Produktion vermieden werden, indem Sicherheit und Verfügbarkeit der Anlagen erhöht werden? Denn es ist allemal besser, konventionelle Öl- und Gasfelder optimal auszubeuten, als auf ökologisch noch viel kritischere Explorationsformen wie Fracking oder dem Oberflächen-Abbau von Ölsanden zu setzen.
Der zweite Ansatz sind alternative Formen der Öl- und vor allem der Gas-Gewinnung. „Power to Gas“ ist schon über das Entwicklungsstadium hinausgekommen, muss aber noch in langfristig angelegten Pilotprojekten auf Marktfähigkeit hin getrimmt werden. Es ist ein bestechend einfaches Konzept, erneuerbare Stromquellen mittels Elektrolyse und CO2-Verwertung als klimaneutral gewonnenes, künstliches Erdgas-Äquivalent zu speichern und dafür vorhandene Infrastruktur zu nutzen. Während der Weg zu konkurrenzfähigem „Power to Liquid“ noch ein sehr weiter zu sein scheint (auch wenn es hier ebenfalls schon erste kommerzielle Schritte mit österreichischer Beteiligung gibt), könnte bei Solar- und Windgas der Durchbruch in den nächsten Jahren gelingen.
In beiden Fällen kommen neue Herausforderungen auf die Energiewirtschaft und die Zulieferindustrie zu. Neue Technologien und neue Produkte dazu stehen im Mittelpunkt der Berichterstattung dieser Ausgabe von process pur. Interessanterweise ist es das kleine, mit fossilen Rohstoffen nur in geringem Ausmaß gesegnete Österreich, das hier einige
international beachtete Lösungsansätze vorantreibt. Der Gedanke, dass das sonnige und windige Marchfeld die Städte Österreichs nicht nur mit Spargel und Erbsen versorgt, sondern ganzjährig auch mit Gas aus fossilen ebenso wie alternativen Quellen, hat doch etwas. Und vor allem ist die mögliche Umsetzung gar nicht mehr weit weg.