Dekarbonisierung : Nach der Digitalisierung kommt die Klimaneutralisierung
Der Druck auf Unternehmen, die Dekarbonisierung voranzutreiben, steigt. Nicht nur um den EU-Klimazielen bis 2030 zu entsprechen, sondern schlichtweg um wettbewerbsfähig zu bleiben. Grund ist der stetige Preisanstieg für die von der EU ausgegebenen Emissionszertifikate, denn für eine ausgestoßene Tonne CO2 fallen mittlerweile rund 50 Euro an. Grundlegend werden Emissionen nach den Kategorien Scope 1, Scope 2 und Scope 3 gegliedert. Während Scope 1 und 2 die unternehmenseigene Inhouse-Verbrennung umfasst (Energieverbrauch der Gebäude, Produktion etc.), betrifft Scope 3 nachgelagerte Lieferketten, eingekaufte Güter und Leistungen, etc. Gerade diese Scope 3 Emissionen machen den größten Teil der Gesamtemissionen aus und müssen reduziert werden, sind für Unternehmen aber oft schwer zu berechnen. Das Softwareunternehmen Carbmee hat eine Lösung entwickelt, die diese Prozesse automatisiert: das Environmental Intelligence System (EIS). Denn: „Nach der Digitalisierung kommt die Klimaneutralisierung“, sagt Christian Heinrich, CO-Founder von Carbmee. „Das kriegt man natürlich nicht mit einem Zauberstab hin, sondern durch Digitalisierung und Automatisierung.“
Environmental Intelligence System
Die Software ist ein Workflow-Management-System, das Prozesse automatisiert, Daten einspielt und verarbeitet, und wieder als Output in den jeweiligen, digitalen Prozessschritten abgibt. „Wir nennen das ganze System Environmental Intelligence System, also EIS“, erklärt Heinrich. „Im ersten Schritt machen wir eine Transparenzanalyse im sogenannten Heat-Mapping und schauen uns an, welche Warengruppen, Lieferanten und Materialien die CO2-Treiber sind.“ Im zweiten Schritt folgt die Analyse. Müssen Lieferanten ausgetauscht oder vielleicht sogar das Material gewechselt werden? Oder müssen die Logistik-Anbieter und Warehouse-Struktur, bzw. die Supply Chain überdacht werden? Nach diesen Überlegungen folgt der dritte Schritt, die Kollaboration. Dabei können Unternehmen ihre externen Lieferanten auf die Mehrkosten aufmerksam machen, die diese aufgrund von Emissionen verursachen, und ihnen verdeutlichen, dass sie diese Kosten gerne auf die übertragen würden. „Nach dem Motto: ‚Entweder reduziert ihr euren CO2-Ausstoß, indem ihr kooperativ arbeitet, oder ihr wehrt euch dagegen. Aber dann müssen wir leider Preisreduktionen einfordern, weil wir die CO2-Strafen zahlen müssen‘“, sagt Heinrich. Ziel ist in der Regel aber nicht die Lieferanten zu ersetzen, sondern kollaborativ Lösungen zur Reduktion zu erarbeiten.
Guten Willen zeigen und zementieren
Beim letzten Schritt, der Reduktion, werden Rahmenverträge ausgehandelt, in denen die CO2-Reduktionsziele verankert sind. Der Effekt stelle sich aber natürlich nicht über Nacht ein, wie Heinrich erklärt: „Es wird keiner von heute auf morgen seine ganze Logistikflotte auf Elektro-Trucks umstellen können, dann wäre jede Logistikspedition pleite. Was aber definitiv gemacht werden muss, ist einen guten Willen zu zeigen und den auch zu zementieren.“ Beispielsweise könne festgelegt werden, dass eine Spedition jedes Jahr 5 Prozent ihrer Diesel-Trucks austauscht. Heinrich resümiert: „Fakt ist: Unternehmen, die damit werben 2030 klimaneutral sein zu wollen, werden ab 2025 daran gemessen werden, inwiefern sie das Ziel erreichen können. Und wenn sie das nur gesagt haben und es ist dann nicht so, dann wird’s eng.“