Mechatronik aus einer Hand

© Festo/Draper

Festo baut sein Angebot an elektrischen Antrieben aus Elektrische Antriebstechnik hat Festo schon lange im Programm. In den vergangenen Jahren wurde dieser Bereich allerdings stark forciert. Warum Festo diese Entwicklung nun weiter vorantreibt, erfuhren wir von Leopold Schagl, dem Experten für elektrische Antriebstechnik bei Festo Österreich.

Herr Schagl. Was hat sich in den vergangen Jahren auf dem Sektor elektrische Antriebstechnik bei Festo getan?

Leopold Schagl, Experte für elektrische Antriebstechnik Festo Österreich: Wir haben – mit Blick auf die Mechatronik – den Bereich elektrische Antriebstechnik in den vergangenen fünf Jahren stark ausgebaut. Damit haben wir den Weg vom Anbieter einzelner elektrischer Singleachsen zum Partner für komplette mechatronische Systeme konsequent weiter verfolgt. Unsere Kunden finden in unserem Handlingbaukasten alles, was sie brauchen – alles ist perfekt aufeinander abgestimmt, alles passt perfekt zusammen.

Das wirft die Frage auf, ob die Elektrik die Pneumatik irgendwann ablösen wird.

Schagl: Nein – der Elektroantrieb wird keinesfalls die Pneumatik ablösen. Es ist vielmehr ein sinnvolles Miteinander. Viele Applikationen in der Industrie wären ohne Pneumatik nicht wirtschaftlich realisierbar. Bei Festo gibt’s Elektrik und Pneumatik aus einer Hand – alleine die Anwendung ist entscheidend. Wichtig ist für jeden Kunden die für ihn ganz spezifisch optimale Technologie zu ermitteln – Elektrik, Pneumatik oder eine Kombination aus beiden Bereichen.

E-Antrieb kombiniert mit Pneumatik?

Schagl: Die elektrische Antriebstechnik ist eine optimale Ergänzung zur Pneumatik. Es war daher eine logische Weiterentwicklung, den Baukasten in Richtung Elektrik auszubauen. Sind Funktionen mit Pneumatik wirtschaftlich oder technologisch nicht sinnvoll umzusetzen, zeigen E-Antriebe ihre Stärken – oft im Zusammenspiel mit Pneumatik. Elektrik und Pneumatik sind in vielen Handling-Anwendungen ein unschlagbares Team. Bei Festo gibt’s alles von einem einzigen Ansprechpartner – auf Wunsch auch mit einer einzigen Bestellnummer für ein Package an ausgesuchten Komponenten oder sogar vorgefertigt, geprüft und mit Dokumentation fix und fertig geliefert.

Wo werden die Festo E-Antriebe entwickelt und gefertigt?

Schagl: Festo fertigt das komplette Programm der elektrischen Antriebe in Rohrbach (D) – ein über Jahrzehnte bewährter Produktionsstandort, der für top Qualität steht. Das schätzen unsere Kunden. Zudem sind unsere Elektroantriebe zu 100% Festo Produkte – von der Entwicklung bis zur Fertigung. Dabei kommen viele Anregungen und Erweiterungswünsche direkt von unseren Kunden – das hilft, den Anforderungen des Marktes optimal gerecht zu werden.

In welche Richtung gehen die Entwicklungen am Sektor elektrische Antriebstechnik bei Festo?

Schagl: Die Funktionsintegration schreitet deutlich voran – immer mehr Funktionen sind direkt an Bord bei den einzelnen Komponenten, immer mehr Intelligenz im Feld. Stichwort Condition Monitoring: nur intelligente Komponenten erlauben eine lückenlose Zustandsüberwachung. Das macht sich wiederum bei der Planung von Service und Wartung bezahlt – unerwünschte Stillstandszeiten können so weitgehend vermieden werden. Speziell im Bereich Elektrik sehen wir eine stetig steigende Nachfrage nach Highspeed-Lösungen. Wir bieten elektrische Innovationen, die gegenüber Robotern oft die Nase vorne haben – sowohl preislich also auch in puncto Arbeitsraum. Zum Beispiel unseren Tripod, das H- oder das T-Portal.

Welchen Stellenwert hat der Handlingbereich bei Festo?

Schagl: Alles dreht sich, alles bewegt sich – Handling ist in der Fertigungsautomation eine der zentralen Aufgabenstellungen und eine Kernkompetenz von Festo. Wir bieten alles – vom Greifer über Antrieb, bis zur Bus- und Steuerungstechnik. Greifen, heben, schieben, ziehen, drehen und wieder ablegen – ganz nach den Bedürfnissen des Kunden.

Festo forscht permanent an Antriebslösungen für die Zukunft. Dabei spielt die Bionik – bei der die Natur als Vorbild gilt – eine besondere Rolle, wie beispielsweise beim Pinguin, der Qualle und neuerdings auch beim Vogel. Diese Entwicklungen kommen dann Produkten, wie dem vor Kurzem präsentierten bionischen Handlingassistenten – der einem Elefantenrüssel gleicht – zugute.

Schagl: Unser Bionik Learning Network bringt immer wieder neue Entwicklungen hervor. Besonders spannend ist dabei das Fortschreiten der Ideen, das immer wieder Aufnehmen und ihre Weiterentwicklung. Man kann die Evolution unserer Bionik verfolgen. In den Rüssel und seinen ungewöhnlichen Greifer sind beispielsweise zahlreiche vorangegangene Erfindungen mit eingeflossen. Geht es um variierende runde Formen, ist der »Fingripper« ein unschlagbares Greifersystem. Zahlreiche Anfragen aus der Industrie und anderen Bereichen bestätigen den großen Bedarf an neuartigen Entwicklungen wie dem bionischen Handlingassistenten.

Betrachtet man das Leistungsspektrum, kann man durchaus behaupten, dass Festo auf dem Handling-Sektor ein Alleinstellungsmerkmal hat.

Schagl: Absolut – und darauf sind wir stolz. Geht es um Mechatronik und Bewegung in der Automation, gibt es – unseres Wissens nach – keinen anderen Anbieter mit einem vergleichbaren Lösungsangebot in dieser technologischen Breite. Ein Beispiel: man führt zwei E-Achsen, Controller, die richtige Steuerung und einen pneumatischen Greifer zusammen und schon hat man ein Handling. Alle Bauteile dafür sind in unserem Handhabungsbaukasten.

Wie sieht das in der Praxis aus?

Schagl: Es gibt zum Beispiel Tracking-Applikationen, bei denen Teile wahllos auf ein Förderband geschüttet werden. Unser elektrischer Tripod – der komplett aus Bestandteilen des Handlingbaukastens aufgebaut ist – sucht im Zusammenspiel mit unserer Highspeed-Kamera SBO vordefinierte Teile heraus, nimmt sie in Bewegung auf und legt sie sortiert und lagerichtig ab. Dabei handelt es sich um eine typische mechatronische Anwendung bei der Festo das komplette Produktportfolio bereitstellt – von der Kamera, über die Steuerung und Software, bis zur Mechanik und den Antrieben – wenn gewünscht sogar komplett einbaufertig. Das ist Mechatronik pur!

Herr Schagl, vielen Dank für das Gespräch!