Blog : Keine Angst vor künstlicher Intelligenz

Künstliche Intelligenz (KI) ist ein Komplex, der aus der Digitalisierungsdiskussion heraussticht und kontrovers diskutiert wird. In zahlreichen Wirtschaftsbereichen gilt die intelligente Computertechnik als Hoffnungsträger für Wachstum und Effizienzsteigerung. Auch im Healthcare-Sektor sind die Ansätze vielfältig und beschäftigen uns im täglichen Beratungs- und Projektgeschäft immens. Dazu gibt es zunehmend mehr Anlässe: Im Januar 2015 wurde in einem Krankenhaus des Tokioter Instituts für Medizinwissenschaften bei einer Patientin eine akute myeloische Leukämie (AML) diagnostiziert. Die Therapie aber schlug nicht an. Der Supercomputer Watson von IBM analysierte innerhalb von zehn Minuten die DNA der Patientin und verglich diese mit Millionen Datensätzen aus Krebsstudien. Watson entdeckte so eine sehr seltene Form von Leukämie, die bisher weltweit nur bei 41 Patienten diagnostiziert wurde. Bei einer herkömmlichen Recherche hätten die Ärzte ein vielfaches der Zeit gebraucht – circa zwei Wochen bei einer Krankheit, wo jede Stunde zählt, so der leitende Professor Arinobu Tojo.

KI-Kompetenzen aufbauen

Das Beispiel zeigt: KI therapiert nicht, aber KI bietet bei richtiger Steuerung eine wertvolle Unterstützung. Auch in der Pharmaindustrie gilt: Deep Learning Systeme helfen, neue Wirkstoffe zu entwickeln und die Time-to-Market für neue Medikamente

und Wirkstoffe signifikant zu verkürzen. Die Suche nach neuen Wirkstoffen ist zeit- und

kostenintensiv, Algorithmen können hier wesentlich helfen. Das haben auch die

ersten Unternehmen erkannt und bauen eigene KI-Kompetenz auf oder kooperieren

mit kleinen, dynamischen Unternehmen.

Sanofi ist eine Partnerschaft mit Exscientia eingegangen, die Algorithmen nutzen, um

neue molekulare Verbindungen zu finden. Potenzielle Wirkstoffe seien so, laut dem Exscientia-CEO Andrew Hopkins, um knapp ein Viertel schneller und günstiger zu identifizieren. Im Erfolgsfall übernimmt Sanofi die Herstellung, Tests und klinischen Versuche des neuen Produkts.

Bekannte Wirkstoffe neu kombinieren

Neben neuen Wirkstoffen stehen jedoch auch neue Kombinationen bekannter Substanzen im Fokus. Pfizer kooperiert dazu ebenso mit IBM, um fünf Millionen medizinische Studien mit über einer Million Artikel medizinischer Journale sowie Akten von vier Millionen Patienten aus der Immuno-Onkologie zu analysieren. Bisher versteckte Zusammenhänge können aufzeigen, wie Krebstherapien zum Wohle der Patienten verändert werden können. Auch Medikamente, die ihren ursprünglichen Einsatzzweck verfehlt haben, können mit KI ein neues Leben bekommen, anstatt unter vollem Verlust abgeschrieben zu werden. Algorithmen erkennen Muster schneller, als je ein Forscher es analysieren könnte.

KI wird Forscher nicht ersetzen

Letztlich bietet künstliche Intelligenz eine der schärfsten Waffen, die je in Forschung

und Industrie zur Verfügung stand. KI wird dabei den Menschen und seine Kompetenz

nicht ersetzen können, aber sie kann die Präzision von Entscheidungsgrundlagen drastisch erhöhen. Damit ist nicht nur der Forschung und Entwicklung geholfen, sondern vor allem dem Patienten. Seltene Krankheiten, die weltweit nur verstreut auftreten, lassen sich so wirtschaftlich sinnvoll erforschen und behandeln. Wettbewerbsfähigkeit wird in Zukunft generell davon abhängen, wer intelligente Tools wie KI nutzt – und vor allem davon, welche Datenmasse und -qualität zur Analyse zur Verfügung steht. Und die wächst täglich: Zwischen acht- bis zehntausend wissenschaftliche Publikationen erscheinen weltweit täglich. Ein hoch spezialisierter Forscher hat keine Chance, in seinem Fachgebiet ständig auf dem neuesten Stand zu sein – der Computer aber kann zu jeder Zeit diesen Input verarbeiten.