Industrial Intelligence : Die gewünschte Verpartnerung von Automatisierung und IT
Noch vor wenigen Jahren waren es zwei klar getrennte Bereiche: Automation auf der einen Seite, IT auf der anderen. Diese Grenzen hat die digitale Transformation der Industrie jedoch verschwimmen lassen. Die großen Automatisierer und die großen Maschinenbauer sind als Pioniere in die Digitalisierungwelt vorgedrungen, während auf der anderen Seite große Softwarekonzerne ihr Interesse für die Industrie entdeckt haben. "Auch auf der Hannover Messe wachsen die Bereiche Automation und IT immer weiter zusammen", sagt Arno Reich, bei der Hannover Messe verantwortlich für IAMD und Digital Factory. "Mit dem Leitthema ‚Industrial Intelligence‘ stellen wir 2019 zum einen die digitale Vernetzung von Menschen und Maschinen im Zeitalter der künstlichen Intelligenz in den Mittelpunkt. Zum anderen macht sie deutlich, wo dieses Wissen entsteht: auf Plattformen nämlich, die Menschen, Maschinen und Daten in Austausch bringen."
Hindernisse im gegenseitigen Verständnis
Industrie 4.0 funktioniert nur über eine enge Kooperation von IT und Automation. Dass dies nicht reibungslos geht, liegt auf der Hand. "Die zentrale Herausforderung liegt im gegenseitigen Verstehen", sagt Rainer Glatz, Geschäftsführer im VDMA Elektrische Automation sowie Software und Digitalisierung. "Es treffen unterschiedliche Sprachwelten, Disziplinen und Organisationseinheiten aufeinander, was häufig zu Missverständnissen, gegenläufigen Interessen oder unnötigem Wettbewerb führt."
Zusammenschlüsse bis 5G
Wie eine erfolgreiche Zusammenarbeit aussehen kann, zeigen mittlerweile zahlreiche Beispiele. Adamos etwa, die IIoT-Plattform für den Maschinen- und Anlagenbau in Kooperation mit der Software AG. Dort werden Maschinendaten unterschiedlicher Hersteller aggregiert, um gemeinsam Smart Services für die Kunden zu entwickeln. Den Fokus auf Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen wiederum richten ABB und IBM mit ihrer strategischen Partnerschaft. Eine noch ganz junge Verbindung ist die zwischen Bosch und Huawei: Im Oktober haben die beiden Partner bekanntgegeben, dass IoT-Services von Bosch auf dem strategisch wichtigen Markt China künftig über die Cloud-Plattform von Huawei verfügbar sein werden. Bosch und Huawei hatten sich auch zuvor schon im Industrial Internet Consortium gemeinsam unter anderem für einheitliche Industriestandards stark gemacht. Einen Zusammenschluss klassischer Automatisierer und ITK-Vertreter stellt zudem die vom ZVEI gegründete Arbeitsgemeinschaft „5G Alliance for Connected Industries and Automation“ (5G-ACIA) dar. Ihr Ziel ist es, den kommenden Mobilfunkstandard 5G industriefähig zu gestalten und ihn in der industriellen Produktion zu etablieren, um Industrie 4.0 zukünftig noch schneller umsetzen zu können.
Nähe zu Start-ups suchen
Darüber hinaus bündeln auch IT-Spezialisten untereinander ihre Kräfte, um den Kunden aus der Industrie noch leistungsfähigere Lösungen anbieten zu können: die Software AG und der Hardwareanbieter Dell etwa. Ein anderes Beispiel sind DXS Technology und Amazon Web Services (AWS), die gemeinsam branchenbasierte Lösungen auf Basis der AWS-Cloud-Technologie anbieten werden. Doch auch hier braucht es beide Seiten, die aufeinander zugehen. "Eines der größten Probleme in der Realisierung von Industrie 4.0 liegt bei vielen Unternehmen in der mangelnden Digitalisierungskompetenz und dem Mangel an geeigneten Digitalisierungs-Fachkräften", sagt Rainer Glatz. "Hier sollten die traditionellen Unternehmen noch stärker als bisher die Nähe zu Start-ups suchen." Auf der Hannover Messe 2019 wird es deshalb neben den bekannten Messethemen und dem engeren Zusammenwachsen von IAMD (Integrated Automation, Motion & Drives) und Digital Factory Sonderbereiche für Start-ups und Karrierethemen geben. Den Weg zur erfolgreichen Integration von OT und IT skzizziert der VDMA-Experte so: "Interdisziplinäre Teams aus erfahrenen Automationsexperten und IT-affinen Jungkollegen: Das sind interessante Ansätze auf dem Weg zur Industrie 4.0."