Anwendernutzen im Fokus
»NIDays« zum 15. Mal in Österreich Herr Stefan. In der Einladung zu den »NIDays 2012« sprechen Sie von Chancen. Welche Chancen sehen Sie für den österreichischen Markt?
DI Günther Stefan, Geschäftsführer National Instruments Österreich: Die Chancen bestehen generell darin, dass man in der Entwicklung – da spreche ich gezielt den Paradigmenwechsel von hardwarezentrierter Sichtweise zur softwarezentrierten Sichtweise an – auch neue Tools braucht. Nicht so wie früher üblich, als man einfach ein Gerät gekauft hat, das teuer war und die Software »hinten angestanden« ist – mittlerweile ist die Software ins Zentrum gerückt. Und genau in diesem Entwicklungsprozess sehe ich die Chancen.
Wenn man sich beispielsweise die Schweiz ansieht, die in etwa so groß ist wie Österreich, aber dennoch über das doppelte BIP verfügt, sieht man einfach, dass in diesen Märkten schnell Innovationen umgesetzt werden müssen. Da gibt es für den österreichischen Markt sehr viel aufzuholen. Man muss im Embedded-Design-Markt das »designbegleitende Messen« integrieren, sodass man bereits in der Simulation mit Messaufgaben beginnen kann. Da gibt es sicherlich einige Hersteller, die in diese Richtung tendieren, aber National Instruments ist einer der wenigen, der eine gesamte Toolkette aufweisen kann, die in sich schlüssig ist. Und die werden wir bei den NIDays mehr denn je vorstellen. Aber auch das Feedback von Anwendern, die bereits mit dieser Kombination Hardware/Software erfolgreich Projekte umgesetzt haben, wird bei den NIDays vorgestellt.
Es liegt ja auf der Hand, dass man durch virtuelle Prototypen wesentlich schneller und kostengünstiger zu brauchbaren Ergebnissen gelangt. Speziell kleine Firmen – Österreich ist ja ein Land der KMUs – können von diesem Entwicklungsschritt profitieren.
Kann man also sagen, dass auch die Produktpalette von National Instruments eine Veränderung durchläuft?
Stefan: Früher waren wir der klassische Komponentenlieferant, aber der Weg geht ganz klar in Richtung Systemplattformlieferant mit umfassender Beratung. Dafür sind auch mehr Mitarbeiter erforderlich und deshalb hat National Instruments im vergangenen Jahr weltweit gesehen über 1.000 Mitarbeiter aufgenommen. Auch in Österreich werden wir weiter unser Team verstärken.
Die NIDays finden bereits zum 15. Mal in Österreich statt. Was ist das Erfolgsrezept?
Stefan: National Instruments ist besonders die Kommunikation mit den Kunden und zwischen den Kunden wichtig. Dafür bieten die NIDays natürlich die ideale Plattform. Kunden können mit Fachleuten aus unseren Reihen sprechen und mit anderen Anwendern Erfahrungen austauschen. »LabVIEW« beispielsweise ist eine Innovation aus dem Hause National Instruments, wäre aber heute nicht so weit, wenn wir nicht solche Anwendersymposien abhalten würden, bei denen wir viele gute praxisbezogene Tipps und Anregungen erhalten. Das Erfolgsrezept ist also der Erfahrungsaustausch von dem letztendlich unsere Kunden, aber auch unsere Produkte profitieren. Damit verbreitern wir auch die Möglichkeiten unserer Toolchain-Anbindungen.
Ein Beispiel dafür ist, dass man einen Regler in LabVIEW designt und in einem 3D-CAD-Modell bereits sieht, wie er funktioniert, ohne einen Prototypen anzufertigen – virtual Prototyping also. Solange man sich auf der Software-Ebene befindet, muss man keine Investitionskosten für diverse Prototypenfertigungen einplanen.
Dieser Softwarefokus wird auch bei den kommenden NIDays in den Vordergrund gerückt. Stichwort: Graphical System Design.
Stefan: Genau. Als Schlagwort benutzen wir diese Bezeichnung bereits seit fünf Jahren, aber jetzt ist es an der Zeit, es wirklich in den Fokus zu stellen. Der Ausgangspunkt waren virtuelle Instrumente – was vom Begriff her recht messtechniklastig geklungen hat. In Wahrheit sind aber die Möglichkeiten, die wir damit haben wesentlich mehr, denn wir können in das Gerätedesign – in das Embedded-Design – hineingehen, und da haben wir immense Möglichkeiten und Ansätze. Um das besser beschreiben zu können, sprechen wir nun von Graphical System Design.
Können Sie das Graphical System Design genauer beschreiben?
Stefan: Wir haben ein neues Modell entwickelt und werden die sechs Elemente des Graphical System Design im Detail bei den NIDays vorstellen. Unsere Vision ist es, softwaredefinierte Systemplattformen anzubieten. Das bedeutet, wir möchten die Schritte vom reinen Software-Simulationsprozess über den Prototypen bis hin zum Endprodukt möglichst durchgängig gestalten und die Iterationen im Designprozess größtmöglich minimieren.
Es ist ja so: Je mehr Schritte man im Design-Prozess zurückgehen muss, desto teurer wird die Entwicklung. Der worst case sind dann Rückholaktionen wie sie aus der Automobilbranche bekannt sind. Bei den NIDays stellen wir in diesem Bereich die neusten Lösungen unserer weiterentwickelten Toolkette vor. Wir präsentieren, wie sich solche Lösungen am besten umsetzen lassen und wie sich dadurch extrem hohe Kosten sparen lassen. National Instruments nennt das »designbegleitetes Testen«.
Dazu wird Greg Crouch, Medical/Life Science Business Development Director bei National Instruments, eine Keynote halten und speziell auf den Bereich Medizintechnik eingehen – praktisch ein Muss für alle Medizintechniker!
Welcher Markt eröffnet Ihrer Meinung nach generell das größte Potenzial in Zukunft? Ist es der Bereich Medizintechnik oder der Bereich Energie?
Stefan: Diese Frage hat sich National Instruments auch gestellt. Wir sind prinzipiell Generalist – unsere Tools werden in den unterschiedlichsten Branchen eingesetzt und das sind sehr viele. Keine einzige Branche macht bei National Instruments weltweit mehr als 10% des Umsatzes aus. Das heißt, dass wir sehr breit aufgestellt sind.
Kommen wir wieder zurück zu den NIDays 2012. Was erwartet Besucher nun am 28. März?
Stefan: Es wird wieder unsere Technologieshow geben, bei der wir die neuesten Produkte vorstellen. Wir haben zwar alle Produktdatenblätter auf unserer Website, aber wenn man die Produkte live bzw. in einer Applikation integriert erlebt, kann man sich wesentlich mehr darunter vorstellen, welche Möglichkeiten sich ergeben. Von den schnellsten HF-Produkten bis hin zu den robustesten PCs wie »CompactRIO«-Controller mit denen sich schnellere und effektivere Steuerungen und Regelungen als mit herkömmlichen Produkten umsetzen lassen.
Worauf wir besonders stolz sind, sind die acht Anwendervorträge sowie Spezialvorträge in drei parallelen Sälen.
Darüber hinaus kann man im Rahmen der NIDays wie jedes Jahr an der CLAD-Zertifizierung (Certified LabVIEW Associate Developer) teilnehmen. Und auch das wird immer wichtiger für den Anwender um seine Tool-Kenntnisse nachweisen zu können.
Wie sieht der Anmeldestatus zu den NIDays 2012 in Wien derzeit aus?
Stefan: Es sieht sehr gut aus, wir sind bereits ein Monat vor dem Event über den entsprechenden Anmeldezahlen des Vorjahres. Wir sind also guter Dinge und freuen uns auf zahlreiche Besucher und noch weitere Anmeldungen zu den NIDays 2012.
Was erwartet National Instruments von den NIDays in Zukunft?
Stefan: Mit den NIDays möchten wir so viele Interessierte wie nur möglich ansprechen. Der Nutzen für Interessierte liegt nicht nur mit der Präsentation neuer Produkte oder Anwendungsmöglichkeiten auf der Hand, sondern zeigt sich ganz klar im Austausch mit anderen Anwendern.
Herr Stefan, vielen Dank für das Gespräch!