Digitalisierung : Ölbohrplattform für 50 Jahre

Equinor ist einer der größten Energiekonzerne der Welt. Bis vor einem Jahr war der norwegische Staatsbetrieb unter dem Namen Statoil bekannt, ehe er nach einer Fusion mit der Öl- und Gas-Sparte von Norsk Hydro einen neuen Namen verpasst bekam. Mit einem Börsenwert von 100 Mrd. US-Dollar und Jahresumsätzen von über 50 Mrd. Euro ist der Konzern, der neben seinem Hauptstandbein in der fossilen Exploration auch im Bereich der erneuerbaren Energien Fuß fassen möchte, auf Platz 91 der Forbes-Liste börsenotierter Unternehmen weltweit. Diesen Großkunden konnte nun der Engineeringsoftware-Entwickler Aucotec gewinnen: Equinor startet seine digitale Transformation mit der datenzentrierten, kooperativen Plattform Engineering Base (EB) und wird in Zukunft seine Anlagen über dieses Tool digitalisieren. Das Projekt startet mit einer neuen Ölbohrplattform vor der norwegischen Küste.

Das Rückgrat der Ölförderung

Auf dem Gebiet der Offshore-Plattformen ist Equinor nicht nur einer der größten, sondern auch einer der führenden Betreiber. Die Daten über die Öl- und Gasförderanlagen sind derzeit aber noch traditionell Dokumenten-orientiert. Im Zuge eines Digitalisierungsprozesses sollen diese zu hochdigitalen Lifecycle-Informationen werden, die zentral aktuell gehalten und für die Wartung einfacher aufbereitet werden. Für diesen Prozess, der das Bild des Unternehmens in den kommenden Jahrzehnten verändern wird, hat sich Equinor für EB von Aucotec entschieden. "Wir sind sehr stolz, mit Engineering Base das Rückgrat für die Daten zu Equinors Anlagen und ihre Wartung zu liefern. Wohl nicht ganz zufällig wurde das EB-Projekt dort ‚Spine‘ genannt", sagt Uwe Vogt, Vorstand bei Aucotec mit Bezugnahme auf den englischen Begriff für Rückgrat. Die Plattform EB wurde erst im Vorjahr auf der Achema vorgestellt. Vogt: "Dass jetzt Equinor zu den großen Neukunden gehört, die wir damit überzeugen konnten, ist eine herausragende Bestätigung für unser Team." Von FEED über Basic- und Detail-Engineering, Leitsystem-Konfiguration und Cause-&-Effect-Unterstützung bis Maintenance deckt das System sämtliche Kerndisziplinen des prozesstechnischen Engineerings ab.

Digitaler Zwilling aus über 350.000 Dokumenten

Equinor startet die Arbeit mit EB am Projekt der neuen Ölbohrplattform Johan Sverdrup, die Ende 2019 mit der Ölförderung beginnt. Sie erschließt ein großes Ölfeld rund 160 km vor Stavanger, dessen Kapazität voraussichtlich für 50 Jahre reichen wird. Entsprechend lange muss auch die aus mehreren Plattformen bestehende Anlage möglichst effizient arbeiten und eine stets aktuelle Dokumentation aufweisen. Equinor rechnet mit einer deutlichen Vereinfachung und damit auch Beschleunigung der Maintenance-Aufwände. Änderungen und die Zusammenarbeit mit den vielen Subkontraktoren, ob im Projektierungsbereich oder im Betrieb, sind mit dieser einzigartigen ‚Master Engineering Database‘ sehr viel einfacher und konsistenter umzusetzen. Dazu werden zurzeit mehr als 350.000 Johan-Sverdrup-Dokumente zu EB migriert und dort digital aufbereitet. Da sämtliche Disziplinen von EBs objektorientierten Anlagenmodell abgedeckt werden, müssen Änderungen nur einmal zentral eingegeben werden. Jede Repräsentanz des geänderten Objekts wird automatisch aktualisiert. Auf diese Weise enthält EB tatsächlich den kompletten digitalen Zwilling mit all seinen Logiken, nicht nur eine Teildisziplin.