IoT-Kooperation : Mehr Effizienz in der Prozessindustrie

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© Jakub Jirsák - stock.adobe.com

SAP ist Marktführer für ERP-Systeme und Unternehmenssoftware. Pepperl+Fuchs ist eines der führenden Unternehmen im Bereich der industriellen Sensorik. Die beiden werden zukünftig ihre IoT-Kooperation in der Prozessindustrie intensivieren. Das gaben die beiden Unternehmen im Rahmen der Fachmesse ACHEMA in Frankfurt bekannt. Die Kooperation soll sich auf zwei Bereiche fokussieren: Condition Monitoring und Predictive Maintenance für Produktionsanlagen sowie IoT-Lösung für die Logistik von Produkten aus kontinuierlichen Prozessen. Warum die beiden Unternehmen aus unterschiedlichen Welten einander optimal ergänzen und welcher Mehrwert dabei für Kunden entsteht, erläutern Nils Herzberg (SAP) und Benedikt Rauscher (Pepperl+Fuchs).

Seit wann kooperieren SAP und Pepperl+Fuchs miteinander?

Nils Herzberg: Die Firmen kooperieren informell bereits seit mehreren Jahren auf unterschiedlichen Ebenen. Diese Zusammenarbeit haben wir nun auf eine formelle und höhere Ebene gebracht. Die Gründe für die Zusammenarbeit waren und sind vielfältig – Kundennutzen, Internet der Dinge bzw. Industrie 4.0, Zusammenarbeit bei der Plattform Industrie 4.0, aber auch eine lokale Zusammenarbeit von zwei Unternehmen aus der Metropolregion Rhein Neckar.

Was sind die Vorteile und Ziele dieser Kooperation?

Herzberg: Es geht immer um den Mehrwert für den Kunden. Unsere gemeinsamen Kunden treiben signifikante Programme zur Digitalisierung, also auch zur Verbesserung der eigenen Wettbewerbsfähigkeit. Pepperl+Fuchs und SAP haben sehr komplementäre Fähigkeiten, die sich aber auch ergänzen und damit den Kunden auf beiden Seiten zu Gute kommen. Pepperl+Fuchs ist spezialisiert auf die Connectivity von Anlagen in der Prozessindustrie und ermöglicht mit ihrer Hard- und Software Onboarding von Anlagen direkt abgestimmt in die SAP Cloud Plattform. SAP liefert mit der SAP Cloud Plattform die Basis und dem SAP Asset Intelligence Network den Digitalen Zwilling, der eine schnelle Integration in die Instandhaltungsprozesse des Kunden ermöglicht.

DI Benedikt Rauscher: Da beide Unternehmen die gesamte Wertschöpfungskette abdecken, können den Kunden maßgeschneiderte Lösungen vom Sensor bis in die Cloud-Plattform sowie Anwendungen angeboten werden. Alle Unternehmen profitieren von der Expertise und Marktpräsenz der Partner in den verschiedenen Domänen.

Was dürfen Kunden von dieser Zusammenarbeit erwarten? Wer ist bei gemeinsamen Projekten wofür verantwortlich?

Herzberg: Unsere gemeinsamen Kunden erwarten von beiden Firmen Lösungen, die zusammenpassen, sich gegenseitig ergänzen und Mehrwert bieten. Dazu gehören unter anderem die Vereinfachung der Implementierung, die Beschleunigung des Geschäfts oder auch neue Geschäftsmodelle. Wir werden gemeinsames Marketing, gemeinsame Auftritte auf Messen bzw. gemeinsame Vertriebsbemühungen etablieren. Die Verantwortung für die Projekte wird sich dabei nach dem Scope und dem Schwerpunkt des jeweiligen Projektes richten – und natürlich auch nach den Wünschen des Kunden.

Was verstehen Sie in Ihrem Bereich unter „Condition Monitoring“ und „Predictive Maintenance für Produktionsanlagen“?

Rauscher: Unter „Condition Monitoring“ in prozesstechnischen Anlagen verstehen wir das Bereitstellen von Zustandsdaten, quasi eine Art „Gesundheitszustand“ der in der Anlage verbauten Komponenten wie Messgeräte, Pumpen und Stellventile. Anhand solcher Daten können Wartungs- und Serviceeinsätze auf Basis der tatsächlichen Geräte-Zustände durchgeführt werden und nicht nur rein präventiv. Dadurch können unnötige Arbeiten vermieden und ungeplante Stillstände reduziert werden. Bei „Predictive Maintenance“ gehen wir noch einen Schritt weiter und stellen mit Hilfe der Zustandsdaten Vorausberechnungen an, um zukünftige Wartungsarbeiten optimal planen zu können.

Herzberg: Es gibt viele Beispiele, bei denen den Nutzern von Anlagen oder Maschinen das konkrete Datenfundament über den Zustand bzw. die Nutzung fehlt. Dieses Datenfundament kann von SAP und Pepperl+Fuchs erstellt werden.

„IoT-Lösung für die Logistik von Produkten aus kontinuierlichen Prozessen“ – was konkret ist damit gemeint?

Herzberg: Es handelt sich um die Prozessindustrie, dazu gehören Öl und Gas, Chemie, Pharma sowie Nahrungsmittel. Es geht dabei um die Überwachung von Tanks und Containern. Die Kunden produzieren Grundstoffe, Flüssigkeiten und Gase, die von den Endkunden weiterverarbeitet werden. Diese Tanks und Container müssen immer rechtzeitig befüllt und leere Container zurück zum Hersteller gebracht werden. Pepperl+Fuchs liefert hier die Füllstandssensorik und die IoT-Connectivity. SAP stellt mit SAP Connected Goods die Lösung, um die Tanks und Silos zu überwachen sowie die Integration in die Planungsprozesse.

Was bringen die beiden Kooperationspartner jeweils an Know-how mit ein und wie sieht die Integration von IT und OT aus?

Rauscher: Pepperl+Fuchs bringt als Spezialist für Sensorik und Explosionsschutz sowie Infrastruktur-Komponenten langjährige Erfahrung und Know-How in allen Branchen der Fabrik- und Prozessautomation mit. Als Automatisierungs-Hersteller sind wir traditionell im OT-Bereich aktiv und bieten sowohl Sensoren als auch Infrastruktur-Komponenten zur Datenübertragung und maßgeschneiderte Software-Lösungen für die Connectivity an, entwickelt vom Pepperl+Fuchs-Startup Neoception. Damit wird eine durchgängige Kommunikation bis zur SAP Leonardo Plattform, also in die IT-Welt, sichergestellt. Durch die Kooperation können wir durch die langjährigen und reichhaltigen Erfahrungen auf beiden Seiten Lösungen entwickeln und die Welten optimal zusammenführen.

Wie sieht eine abgestimmte IoT-Kommunikation zwischen Feldgeräten und der Innovationsplattform SAP Leonardo in der Praxis aus?

Herzberg: Es gibt bereits Kommunikationsstandards für die Prozessindustrie, die wir nutzen werden. Außerdem werden wir weitere (semantische) nutzen, sobald diese verfügbar sind. Die Feldgeräte liefern die Daten an eine sogenannte Edge, an der eine Vorverarbeitung bzw. Vorveredlung stattfinden wird. Die Daten werden dann in einen sogenannten Tenant in der Cloud weitergeleitet. Wichtig dabei ist: Beide Firmen verstehen sich als Datentreuhänder, die Daten gehören dem Kunden dieser Partnerschaft. SAP bzw. Pepperl+Fuchs helfen den Kunden dabei, die Daten zu verstehen und zu verarbeiten bzw. zu nutzen, um datengetriebene Handlungsempfehlungen daraus abzuleiten.

Rauscher: Sensoren und auch Aktoren liefern neben ihren Messwerten auch Daten über Ihren Zustand und ihre Identität. Apps auf der SAP Leonardo-Plattform für Asset-Management, Condition Monitoring und Predictive Maintenance können diese Daten nutzen und verarbeiten.

Worin besteht der Mehrwert, den moderne Feldgeräte generieren können, auf betriebswirtschaftlicher Ebene?

Herzberg: Annahmen können durch Fakten ersetzt werden, damit schwindet der Unterschied zwischen Soll und Ist. Außerdem sind moderne Feldgeräte semantisch smart und verringern eigenständig und automatisch den Pflegeaufwand für Stammdaten bzw. IoT-Daten.

An wen richtet sich Ihr Angebot? Wer ist die Zielgruppe?

Herzberg: Das Angebot richtet sich an die Verantwortlichen für Anlagen, Werke bzw. Läger. In den meisten Fällen geht es um die Verbesserung bzw. Automatisierung der Prozesse in diesen Anlagen. Ein Kunde der Prozessindustrie möchte beispielsweise die Geschäftsprozesse verbessern, die Verfügbarkeit der Anlage optimieren. Durch entsprechende Maßnahmen wie dem Retrofit von Sensorik, der Verarbeitung der Daten sowie der entsprechenden Analyse können die Ursachen für Ausfälle lokalisiert und eliminiert werden.

Ein Blick in die Zukunft: Was ist geplant? Gibt es neue Ideen/Ziele für die weitere Zusammenarbeit?

Herzberg: Wir sind noch am Anfang und nehmen ein Schritt nach dem anderen – wir werden auf unseren Erfolgen aufbauen und auf der Basis der Erfolge das Angebotsspektrum der Partnerschaft anpassen und weiter ausbauen. Wir starten in Europa, jedoch wird die Partnerschaft global ausgebaut werden, da habe ich keinen Zweifel.