Wave-Trophy : Einstiegsdroge für Elektro-Mobilität

Seit wann Elektromobilität für Phoenix Contact ein heißes Thema ist, lässt sich genau datieren: 2012 hielt Louis Palmer, Erfinder der WAVE-Trophy und Überzeugungstäter in Sachen E-Mobility, einen Vortrag bei Phoenix Contact. Er dürfte sehr überzeugend gewesen sein, denn im Anschluss daran beschloss der Vorstand, ein eigenes Kompetenzzentrum für dieses Thema zu gründen. So erzählt es Oliver Stöckl, und er muss es wissen, denn er ist Geschäftsführer der im Jänner 2013 gegründeten Phoenix Contact E-Mobility GmbH. Sein Unternehmen konzentriert sich auf Komponenten und Lösungen für die Elektromobilität, konkret auf Ladeinfrastruktur: Ladestecksysteme und -steuerungen für das Gleich- und Wechselstromladen, sowohl für stationäre als auch für mobile Ladestationen. Für Phoenix Contact ist dieses Thema in den letzten fünf Jahren zu einem relevanten Geschäftszweig geworden, in dem sich das Unternehmen sichtbar engagiert. Aktuellstes Beispiel ist die WAVE-Trophy, die am 26. September auf Einladung der Wiener Niederlassung am Standort in Wien-Favoriten Station machte.

Bonuspunkte für einen Blog

WAVE steht für "World Advanced Vehicle Expedition" und ist eine Art Wanderzirkus, der die Vorzüge und die Markttauglichkeit der Elektromobilität sichtbar machen möchte. Tourdirector Louis Palmer umrundete vor über 10 Jahren mit einem Solartaxi die ganze Welt und gründete im Anschluss daran die WAVE, die seit acht Jahren in mehreren Ländern unterwegs ist. Die heurige Österreich-Ausgabe führt von Wangen im Allgäu einmal rund durch Österreich bis nach Werfenweng im Pongau, wo nach 1.600 Kilometern und 14.000 Höhenmetern unter den 69 teilnehmenden Fahrzeugen die "Sieger" gekürt werden - wobei der sportliche Aspekt dieser Rally eher im Hintergrund ist. Gewinnen wird am Ende jenes Team, dessen Auto am originellsten lackiert ist, die mit ihrem Blog die meiste Aufmerksamkeit erregen, die auch in Kategorien wie "Team-Spirit" vorne liegen und außerdem noch die meisten Quiz-Fragen richtig beantworten können. Doch das ist nebensächlich, wie bei dem Stop in Wien klar wurde. Entscheidend ist, Aufmerksamkeit für Elektromobilität zu schaffen.

Von Ladeinfrastruktur zu High-Power-Charging

"Es gibt in Österreich bereits 12.477 Ladestandorte", rechnet Heimo Aichmaier, Geschäftsführer von Austrian Mobile Power, vor, wobei fast jeder dieser Ladestandorte mit mehreren Ladepunkten versehen ist. Damit ist, entgegen der vorherrschenden öffentlichen Meinung, schon jetzt eine flächendeckende Ladeinfrastruktur in ganz Österreich gegeben. Keines der knapp 24.000 in Österreich zugelassenen Elektrofahrzeuge muss daher befürchten, ohne Strom auf der Strecke liegen zu bleiben. "Außerdem werden 40 Prozent der Ladungen daheim durchgeführt, 40 Prozent an der Arbeitsstelle, und nur 20 Prozent der Ladungen finden unterwegs auf der Strecke statt", so Aichmaier. Ein weiterer Ausbau sei dennoch nötig, um die Marktnachfrage nach Elektroautos zu stärken. Ein Thema, auf das Phoenix Contact stark setzt, sind Schnellladestationen, die das Nachladen unterwegs zu einem weniger zeitraubenden Thema machen. High-Power-Charging wird das Thema der Zukunft. Schon jetzt ermöglicht es die marktreife HPC-Technik, den Akku in maximal fünf Minuten für 100 km Reichweite aufzuladen. Zentral dabei ist der Ladestecker mit intelligenter Kühlung, der einen Ladestrom von bis zu 500 A erlaubt. Bei 1000 V Systemspannung bedeutet das eine Ladeleistung von 500.000 W.

Automatisierte Batterieproduktion

Neben der Ladeinfrastruktur ist die Batterie selbst der entscheidende Faktor, sagt Christian Chimani vom Austrian Institute of Technoloy. Seine Abteilung "Low Emission Transport" beschäftigt sich massiv mit der Entwicklung leistungsfähiger Speichertechnologien. Doch das Problem hier liegt nicht in der verwendeten Technologie, so Chimani: "Leider wird die Produktion von Batterien in Europa noch sehr klein geschrieben". 97 Prozent aller in Elektroautos verbauten Batterien kommen heute von 13 Produzenten - und alle sind in China, Japan oder Südkorea angesiedelt. Will Europa hier nicht restlos ins Hintertreffen und in Abhängigkeit der wenigen fernöstlichen Produzenten geraten, muss offensiv in Produktionskapazitäten investiert werden. Dafür ist es noch nicht zu spät: Neben dem Know-how, das unter anderem von Organisationen wie dem AIT entwickelt wird, hat Europa nach wie vor Vorsprung in Sachen Automatisierungstechnik. Eine hochautomatisierte Produktionsstraße für Batterien lässt auch europäische Produzenten konkurrenzfähig sein - noch ist das Zeitfenster dafür offen.

Österreich liegt vor Deutschland

Österreich ist bei den Entwicklungen in Sachen E-Mobility derzeit weiter als die Autombil-Produzenten-Nation Deutschland, so Oliver Stöckl. Damit meint er nicht nur die entsprechenden Vertriebsaktivitäten der österreichischen Phoenix Contact-Niederlassung, sondern auch rechtliche Rahmenbedingungen und infrastrukturelles Angebot. Naturgemäß nicht zufrieden mit dem Status Quo ist hingegen Heimo Aichmaier, der beispielsweise eine Ökologisierung der Pendlerpauschale seit Langem fordert und darin einen wichtigen Hebel für die Elektromobilität sieht. Von ganz anderer Seite kommt auf Wien demnächst eine E-Welle zu: In einer gemeinsamen Initiative von ÖAMTC und Insta Drive wird ein E-Scooter-Sharing-Service vorbereitet, bei dem jeder registrierte Nutzer gegen geringes Entgelt einen E-Scooter irgendwo im Stadtgebiet ausleihen und damit durch die Stadt surren können wird. Knackpunkt wird das regelmäßige Einsammeln und Aufladen der Roller sein, doch das ist logistische Kernaufgabe der Betreiber. Für Aichmaier, der sich als Vertreter einer branchenübergreifenden Allianz für Elektromobilität sieht, ist das eine willkommene Ergänzung: "E-Scooter können durchaus eine Einstiegsdroge ins Thema E-Mobility werden."