Standards : Autonomes Fahren: IAMTS verlegt Sitz von Pennsylvania nach Wien
Die International Alliance for Mobility Testing and Standardization (IAMTS) hat ihren Sitz von Pennsylvania (USA) nach Wien verlegt und forciert ihre weltweiten Aktivitäten zur Koordination und Förderung zertifizierter Testverfahren und einheitlicher Standards für autonomes Fahren nun vom neuen Standort aus. Zu diesem Anlass lud die IAMTS am 24. und 25. Oktober zum feierlichen Opening. In den Räumlichkeiten von Austrian Standards stand der 24. Oktober ganz im Zeichen des fachlichen Austausches mit Vorträgen und Diskussionen zu urbaner Mobilität, Herausforderungen und Chancen hoch- und vollautomatisierten Fahrens im globalen Kontext sowie Perspektiven zur Schaffung und (Weiter-)Entwicklung einheitlicher Standards und hochqualitativer Testumgebungen für autonomes Fahren.
Am 25. Oktober fand zudem eine gemeinsame Besichtigung des Smart Urban Logistics Lab des Hafen Wien mit innovativen Live-Demonstrationen vor Ort statt. Neben zahlreichen nationalen und internationalen Vertreter von IAMTS-Mitgliedsbetrieben und -organisationen beteiligten sich auch Ehrengäste des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK), der Stadt Wien sowie des Hafen Wien am Expertendiskurs.
„Wien genießt höchstes Ansehen als attraktiver Standort für renommierte internationale Organisationen. Darüber hinaus überzeugen die österreichische Bundeshauptstadt und ihre Umgebung durch zahlreiche innovative Betriebe, die schon jetzt maßgeblich die Zukunft des sicheren, autonomen Fahrens vorantreiben. Es freut uns sehr, dass IAMTS die Förderung einheitlicher Richtlinien für die Industrie, die Harmonisierung von Zulassungsvoraussetzungen und damit auch die Entwicklung automatisierter Mobilität von Wien aus, im Herzen Europas, weiter forcieren wird“, erklärt Prof. Dr. Joachim Taiber, Geschäftsführer von IAMTS und Chief Technology Officer des International Transportation Innovation Center (ITIC). Gemeinsam mit IAMTS-Co-Geschäftsführer Christian Lausmann, Head of Division Mobility bei TÜV SÜD Österreich, verantwortet er den weiteren Ausbau der weltweiten IAMTS-Aktivitäten von Wien aus.
Technologie-Demonstrationen zeigen die Zukunft
Im Zentrum der Technologie-Demonstrationen österreichischer Unternehmen am 25. Oktober standen der Schutz von Verkehrsteilnehmern, Möglichkeiten von Homologation mit Fokus auf Verkehrsregeln sowie die virtuelle Simulation von Fahrszenarien und Sicherheitsbewertungen. 4activeSystems, Marktführer für fortschrittliche Prüftechnologien für aktive Fahrzeugsicherheit, präsentierte innovative Lösungen zur Verringerung von Straßenverkehrsopfern und Gewährleistung höchster internationaler Standards. Hierzu diente ein reales Live-Szenario. Es zeigt auf, welchen Beitrag innovative Plattformen und der Einsatz von Dummies (Made in Austria) leisten, um Straßen sicherer zu machen.
Virtual Vehicle, mit über 300 Mitarbeitern Europas größtes Forschungszentrum für virtuelle Fahrzeugentwicklung im Bahn- und Automobilbereich, fokussiert auf bereichsübergreifende Forschung klimaneutraler Mobilität und nimmt eine führende Stellung zur Forschung für automatisiertes Fahren ein. Durch Entwicklung Software-definierter Systeme sollen nachhaltig Fortschritte und Zukunftsarbeitsplätze gesichert werden. Bereits 2015 brachte Virtual Vehicle das erste automatisierte Testfahrzeug auf Österreichs Straßen, mittlerweile sind vier Automated Drive Demonstratoren (ADD) im Einsatz. Im Rahmen der Live-Demonstration wurde den Teilnehmern vor Augen geführt, welche Leistungen automatisierte Fahrzeuge im Zusammenspiel mit Verkehrssicherheit bereits jetzt erbringen können.
Smarte Technologie für Verkehrssicherheit
Test und Validierung automatisierter Fahrzeuge ist eine hochkomplexe Aufgabe. Dies liegt vor allem an einer schier unendlichen Anzahl möglicher Situationen, in denen sicheres Verhalten von Fahrzeugen bewertet werden muss. AVL ist eines der weltweit größten, unabhängigen Unternehmen für Entwicklung, Simulation und Tests in der Automobilbranche. Im Rahmen der Technologie-Demonstration stellte AVL die ganzheitliche, wegweisende Lösung AVL SCENIUS™ für Szenario-basierte ADAS/AD-Verifizierung und -Validierung vor. AVL SCENIUS™ umfasst dabei vom Design eines Szenarios über dessen Management, die Erstellung von Testfällen und der Validierungsstrategie bis hin zur Ergebnisberichterstattung alle zur unabhängigen Unterstützung der Sicherheitsargumentation erforderlichen Prozesse.
Seit dem 15. September 2022 müssen Automobilhersteller sicherstellen, dass komplexe Software, die das Fahren unterstützt, mit lokalen Verkehrsgesetzen, Normen, Standards und rechtlichen Entscheidungen konform ist. Kontrol mit Sitz in Linz verfolgt das Ziel, globale Produktkonformität in die Cloud zu übertragen und ermöglicht bereits heute, komplexe Verkehrsgesetze, einschließlich deren rechtlich zertifizierter Auslegung, mittels smarter Software und Cloud-Bibliotheken abzudecken. Die Requirements-as-a-Service (RaaS)-Lösung von Kontrol hilft Unternehmen, sich an verschiedenen Märkten unterscheidende Compliance-Anforderungen verlässlich zu erfüllen. Im Rahmen der Technologie-Demonstration kam die innovative End-to-End-Lösung zum Einsatz und bot den Teilnehmern Einblick in erforderliche Prozesse und Funktionsweisen.
IAMTS fördert weltweite Zusammenarbeit für Fortschritt
Die Verlegung des IAMTS-Sitzes nach Wien bedeutet zudem eine Öffnung für neue Mitglieder – beispielsweise Automobilhersteller (OEMs), Chip-Hersteller, Forschungseinrichtungen und Behörden. Denn obwohl im Bereich autonomen Fahrens seit Jahren große technologische Fortschritte erzielt werden, steht die notwendige weltweite Zusammenarbeit bezüglich Homologation von hoch- und vollautomatisierten Fahrzeugen noch in den Anfängen.
Es gibt jedoch auch erste Erfolge zu berichten – beispielsweise die Norm UNECE 157 für einen automatischen Spurassistenten. UNECE 157 ist die erste Norm für eine automatisierte Fahrfunktion (SAE-Level 3), auf die sich 2020 insgesamt 42 Staaten geeinigt haben. Der Bedarf nach zuverlässigen, vorhersehbaren und reproduzierbaren Tests für autonome Fahrzeuge über geografische und regulatorische Grenzen hinweg wächst weiter, insbesondere durch die hohe Komplexität der nächsten SAE-Level 4 und 5. Dieser Entwicklung trägt die Erweiterung und Öffnung von IAMTS am neuen Sitz in Wien Rechnung.