Kommunikation : Bosch und Nokia kooperieren bei Entwicklung von 6G

Bosch bringt seine Expertise und Erfahrung in derzeit fünf öffentlich geförderte Projekte ein. Hierbei zielen die Projekte „6G-ICAS4Mobility“, „KOMSENS-6G“ und „6G-BRAINS“ primär auf die Integration von Kommunikation und sensorbasierter Umfeld-Erkennung. Bei erstgenanntem Projekt hat Bosch die Konsortialführerschaft übernommen. Neben der Betrachtung von relevanten Szenarien für den Straßenverkehr sollen Erkenntnisse aus der Projektarbeit insbesondere auch als technische Grundlage für Anwendungen im Bereich vernetzter Drohnen sowie im Bereich Industrie 4.0 (zum Beispiel für fahrerlose Transportsysteme) dienen.

"6G wird weit mehr sein als eine reine Infrastruktur für Vernetzung, es wird autonom fahrenden Autos, intelligenten Städten und vernetzten Industrien einen enormen Effizienzschub geben. Deswegen ist 6G für Bosch ein strategisch wichtiges Technologiefeld", so Andreas Müller, der bei Bosch 6G-Aktivitäten bündelt und leitet.

Bei den Projekten „6G-ANNA“ und „6G-SHINE“ stehen neue Vernetzungsstrukturen im Fokus. Diese sollen zukünftige E/E-Architekturen in Fahrzeugen oder Roboterzellen in der Industrie effizienter gestalten. Zudem beteiligt sich Bosch aktiv und in leitender Funktion auch an frühen Diskussionen und Aktivitäten zu künftigen Mobilfunkstandards innerhalb verschiedener Industrieallianzen. Bei der „5G Automotive Association (5GAA)“ etwa arbeiten führende Unternehmen aus der Automobil- und Telekommunikationsbranche zusammen, um Lösungen für die Mobilität der Zukunft zu entwickeln. Bei der „5G Alliance for Connected Industries and Automation (5GACIA)“ legen Industrieunternehmen ihren Fokus auf die Vernetzung von Maschinen und Anlagen.

Bosch
Andreas Müller - © Bosch

Netze mit sechstem Sinn

Die nächste Mobilfunkgeneration wird unter anderem neue Funktionalitäten ähnlich zu Radar-Sensoren integrieren. Mit 6G wird es möglich sein, die Position von Objekten im Abdeckungsbereich des Netzes zu erfassen – und zwar ohne, dass diese Objekte mit einem Funkmodul ausgestattet sein müssen. 6G wird extrem hohe Datenraten von bis zu einem Terabit pro Sekunde ermöglichen, bei gleichzeitig sehr geringen Latenzzeiten in der Größenordnung von rund 100 Mikrosekunden – das ist vier Mal schneller als ein Blitzeinschlag. Dadurch wird es beispielsweise mithilfe digitaler Zwillinge möglich sein, Fertigungsabläufe aus der Realität in einer virtuellen Welt ohne zeitliche und räumliche Einschränkung zu überwachen und zu simulieren. Experten gehen davon aus, dass der erste 6G-Standard voraussichtlich im Jahr 2028 fertiggestellt sein wird.

In den vergangenen Monaten haben Deutschland und Europa zahlreiche 6G-Projekte ins Leben gerufen. Ziel hierbei: ihre technologische Souveränität zu stärken. Die deutsche Bundesregierung fördert über das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) 6G-Aktivitäten in den nächsten drei Jahren mit rund 700 Millionen Euro. Zudem sind im EU-Haushalt bis 2027 weitere knapp 900 Millionen Euro eingeplant. Auch Japan und die USA haben entsprechende Investitionsprogramme in Höhe von insgesamt rund 4,5 Milliarden US-Dollar aufgelegt.