Visionär : Mit KI kann man die Zukunft vorhersagen

Bei repath geht es mit den Herausforderungen des Klimawandels um ein besonders relevantes Zukunftsthema. Dafür wurde eine Plattform entwickelt, mit der man weltweit komplexe Systeme wie Lieferketten oder Energienetzwerke hinsichtlich ihrer (zunehmenden) Klimarisiken analysieren kann. Anschließend empfiehlt die Plattform standort- und anlagenspezifische Anpassungsmaßnahmen, um die identifizierten Klimarisiken zu mitigieren.

Inwieweit kommen Klimaprognosen bereits in der Industrie zum Einsatz?

Sebastian Bartels: In der Industrie, und darüber bin ich sehr verwundert, gibt es sehr wenig Know-how in diesem Bereich. Meistens wird das Klima-Thema innerhalb einer sogenannten Nachhaltigkeitsabteilung behandelt, die aber über kein spezialisiertes Wissen verfügt. Deswegen stehen viele Unternehmen vor der Herausforderung, ob sie sich dieses Know-how selber aneignen oder es zukaufen. Das ist ein sehr komplizierter Bereich und es geht um riesige Datenberge, die verarbeitet und aufbereitet werden müssen, bis man zu einer Aussage kommt.

Was ist die Datengrundlage für Ihre Prognosen und was können Sie mit Ihrer Standortanalyse aussagen?

Bartels: Wenn wir von Klimadaten reden, dann handelt es sich um Modelle, die von unterschiedlichen Instituten aus der ganzen Welt gerechnet werden. Das sind Klimarechenzentren, die verschiedene Aspekte einbeziehen und so Szenarien errechnen. Durch diese Vielzahl an unterschiedlichen Modellen muss man sich zunächst einen Überblick verschaffen und die Daten schlussendlich zusammenführen. Wir picken uns also nicht einzelne Modelle heraus, sondern wir betrachten alle verfügbaren Modelle mittels KI. Mit unseren Algorithmen können wir diese Daten mit Höhendaten, Satellitenbildern und anderen Informationen verschneiden. So kann man die Klimabetroffenheit von Standorten feststellen, die Risiken analysieren und Maßnahmen vorschlagen.

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Sebastian Bartels ist Mitgründer und CTO von repath. - © repath
Wir rechnen fünf bis einhundert Jahre in die Zukunft.

Welche Maßnahmen können Sie aus den Daten ableiten?

Bartels: Wenn wir für einen Standort eine Betroffenheit mit Meeresspiegelerhöhung und einer erhöhten Überflutungswahrscheinlichkeit feststellen, dann kann man die Maßnahmen aus einem globalen Katalog entnehmen. Das Ziel ist dabei, dass bauliche Maßnahmen an nahhaltigen Standorten durchgeführt werden. Die Mitigation kann beispielsweise auch eine Flächenversiegelung sein oder ein Gründach, um Starkniederschläge abzufedern. Es betrifft aber auch die Gesundheit der Mitarbeiter und wie sich hohe Temperaturen oder Luftfeuchtigkeit darauf auswirken. Entscheidend ist, dass man nicht nur erfährt, was man tun kann, sondern auch wann.

Wie weit in die Zukunft können Sie schauen?

Bartels: Unsere Modelle können nicht vorhersagen, ob es morgen eine Überflutung geben wird – diese kurzfristigen Auswertungen machen andere. Wir rechnen fünf bis einhundert Jahre in die Zukunft.