Blog : Losgröße 1: Ich mach mir die Welt, widdewidde wie sie mir gefällt

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Vor 12, 13 Jahren hatte ich die geniale Idee, ein paar Hundert individualisierte Playmobil-Maxerln mit einem Firmenlogo auf der Brust produzieren und auf einer Messe verteilen zu lassen. Also versuchte ich, den Spielzeuggiganten mit der Frage zu kontaktieren, ob so etwas denn möglich wäre. Es war gar nicht so einfach, mit denen in Verbindung zu

treten, aber nach einigen vergeblichen Anläufen bekam ich eine Antwort aus der deutschen Zentrale: Ja, so etwas sei möglich. Mindestabnahmemenge wären 20.000 Stück, und der nächste freie Slot in der Produktion, wo man den Auftrag einschieben könne, sei in 10 Monaten. Wir haben auf der Messe dann Kugelschreiber und Traubenzucker verteilt.

In der Zwischenzeit sind Smartphone und Social Media erfunden worden, und mit der Digitalisierung wurde auch Ernst gemacht. Damit hat eine Individualisierung Einzug gehalten, die dem Nutzer tatsächlich die Möglichkeit bietet, sich die Welt so zu machen,widdewidde wie sie ihm gefällt. Der alte Kindertraum von Pippi Langstrumpf ist Wirklichkeit geworden, zumindest im Konsumverhalten: Man könne alle Produkte permanent auf Knopfdruck nach seinen Wünschen gestalten und prompt geliefert bekommen, so das Versprechen der Online-Produktkonfiguratoren an die Amazon-Generation. Die Industrie arbeitet intensiv an wirtschaftlichen Lösungen für die Losgröße 1, mit der massengefertigte Produkte jederzeit individuell an jeden Kundenwunsch angepasst werden und trotzdem zu gleichen Kosten vom Band laufen können – mit zunehmendem Erfolg. Das ist gut so, denn Käufermärkte sind immer innovativer, spannender und wachstumsstärker als Verkäufermärkte. Und was ist die Losgröße 1, was ist die individuelle Produktkonfiguration denn anderes als ein auf die ultimative Spitze getriebener Käufermarkt?

Wir befinden uns also im Jahr 2018 und ganz Industriegallien ist von der Individualisierung besetzt. Ganz Gallien? Nein! Zu Recherchezwecken habe ich nämlich wieder dieselbe Anfrage wie damals an Playmobil gestellt. Quasi Mystery-Shopping. Das war Mitte März – und ich habe noch keine Antwort bekommen. Das finde ich auch gut so. Man muss nicht jedes erfolgreiche Geschäftsmodell auf Teufel komm raus dem Zeitgeist anpassen. Playmobil gibt es unverändert seit 1974. Die Figuren von damals passen noch immer in die Autos von heute. Der Indianerschmuck der 1970er-Jahre lässt sich dem Bauarbeiter der 1990er-Jahre aufs Haupt setzen, der dazu eine Piratenflagge von 2010 in die Hand nehmen kann. Wer schon vor 40 Jahren vorausschauend auf ein modularisiertes System gesetzt hat, der ermöglicht der mittlerweile dritten Generation an Nutzern jede nur denkbare Individualisierung. Ganz ohne digitalisierte Losgröße 1.