E-Mobilität : Hard- und Software auf der Straße
Die intelligente Stadt ist eine Utopie, die erst langsam Gestalt anzunehmen beginnt. Schneller geht es beim autonomen Fahren und bei der Elektromobilität - die Entwicklung von geräuschlos durch die Welt gleitenden, selbstlenkenden Fahrzeugen hat in den letzten Jahren rapide Fahrt aufgenommen. Beim heurigen Genfer Autosalon, auf dem die Kfz-Hersteller jedes Jahr um Aufmerksamkeit rittern und die Resonanz der Öffentlichkeit auf neue Autokonzepte testen, stach ein Projekt des Schweizer Ideenfabrikanten Rinspeed aus der Masse der Angebote hervor: „Snap“ ist ein autonom fahrendes Elektroauto, das eine Vielzahl an Technologien so verbaut, dass die Lebenszykluskosten des High-Tech-Gefährts gesenkt und die Lebensdauer gesteigert wird. Mit an Bord sind zahlreiche Technologieunternehmen, die Komponenten und Systeme beisteuern – von der Sensortechnik bis zum Ladesystem.
Skateboards und Pods
Snap trennt das Auto in zwei Teile: Die Fahrplattform, das sogenannte „Skateboard“, enthält die alterungsanfällige IT-Ausstattung. Die Fahrgastzelle, der „Pod“, wird oben draufgesetzt – und wenn das Skateboard nach einigen Jahren das Ende seiner Lebenszeit erreicht hat, wird dem Pod einfach ein neues Skateboard mit aktualisierter Technologie untergeschoben. Dieses Konzept des teilbaren Autos sorgte für Aufmerksamkeit, während die Leistungsdaten bei den in Genf versammelten Autoliebhabern eher Stirnrunzeln hervorriefen. Mit einer Spitzengeschwindigkeit von 80 km/h und einer Reichweite von 100 Kilometern ist der Snap selbst für ein E-Auto ein wenig brustschwach. Doch Batterie und Motor standen auch nicht im Fokus von Rinspeed: Die innovative Technologie steckt in Steuerung und Ausstattung.
Tanken wie beim Benziner
Die Harting-Technologiegruppe setzt schon seit einigen Jahren auf Elektromobilität und hat das Know-how in einer eigenen Tochtergesellschaft gebündelt. „Nur mit der E-Mobilität sind die Vorschriften zur Luftreinhaltung vor allem in den Städten zu erfüllen“, erklärt der Geschäftsführer von Harting Automotive, Marco Grinblats, den Grund für diesen Schritt. Sein Unternehmen entwickelt und produziert Fahrzeugladekabel und Ladeequipment für Elektro- und Plug-in-Hybridfahrzeuge. Seit 2016 ist Harting Automotive mit seinen E-Mobility-Lösungen Direktlieferant von VW und inzwischen auch Tier-1-Supplier für BMW. Mit Rinspeed arbeitet Harting Automotive bereits seit 2016 zusammen. Für den Snap wurde eine Variante seines Schnellladesystems entwickelt, das effizientes und rasches Auftanken ermöglicht. Lösungen für die Aufladung der Batterie, die ähnlich rasch und unkompliziert funktionieren wie das Treibstoff-Tanken an der Tankstelle: Das ist nach der Überzeugung von Grinblats der entscheidende Faktor für die flächendeckende Verbreitung der Elektromobilität. Seit 2016, als die Schnellladetechnik erstmals vorgestellt wurde, hat sich die Technologie rasant weiterentwickelt. So gut wie alle neuen E-Auto setzen neben der konventionellen Ladetechnik auf das schnelle Aufladen der Batterie. Harting produziert grundsätzlich Ladekabel und Systeme für alle gängigen Varianten, produziert aber auch kundenspezifische Lösungen.
Ein Kabel für alle
Der Ehrgeiz von Harting ist es, so Grinblats, Fahrzeugladekabel für alle im Einsatz befindlichen Schnittstellen zu bieten. Weltweit gibt es derzeit grundsätzlich drei unterschiedliche Stecksystemversionen, die alle bedient werden. Kein Wunder also, dass er sich intensiv beim Thema Normung engagiert: Eine Vereinheitlichung der Systeme wird der Verbreitung der Elektromobilität gut tun. Sein Engagement für diese Technologie zeigte sich auch auf der Hannover Messe, wo Snap am Harting-Messestand präsentiert wurde. Ob in Zukunft Skatboards und Pods ein Straßen der Städte befahren, wird sich weisen. Doch dass der E-Mobility die Zukunft gehört, davon ist Rinspeed-Boss Frank Rinderknecht überzeugt: „Damit werden die Verkehrsprobleme im städtischen Bereich gelöst werden – und zwar in absehbarer Zeit!“