Beckhoff Automation : Gesucht: Motivation und Kreativität

Beckhoff Automation unterstützt den HTL-Wettbewerb AUTstanding, denn die Ausbildung zukünftiger Experten ist dem Unternehmen ein wichtiges Anliegen. DI Clemens Maier wird für Beckhoff den Wettbewerb als Juror begleiten. Er unterrichtet selbst an der FH Vorarlberg und weiteren Bildungsinstitutionen, ist also persönlich nah dran am Technikernachwuchs. Maier gibt im Interview Einblicke in die Aus- und Weiterbildungsstrategie von Beckhoff – mit manch überraschenden Erkenntnissen.

Wie erleben Sie bei Beckhoff den vielbeklagten Fachkräftemangel? Gibt es diesen wirklich?

DI Clemens Maier: Sicherlich ist es in manchen Branchen und Regionen schwierig, geeignete Fachkräfte zu finden. Auf der anderen Seite sind es aber auch die Unternehmen selbst, welche es vielfach verabsäumt haben, sich im Rahmen der Personalentwicklung und des Personalmarketings auf die neuen sowie zukünftigen Gegebenheiten des Arbeitsmarktes anzupassen. Es klingt vielleicht ein wenig überspitzt wenn ich sage, dass viele Unternehmen keine Fachkräfte, sondern Spezialisten suchen. Diese sind, sonst wären sie ja keine Speziallisten, nicht einfach zu bekommen und zu halten. Somit könnte hier eher von einem Mangel an Spezialisten gesprochen werden. Einen Fachkräftemangel als solches verspüren wir eher nicht.

Wie kann man dem „Spezialistenmangel“ begegnen?

Maier: Eine wichtige Rolle spielen aus meiner Sicht die externen sowie internen Fortbildungsmaßnahmen sowohl von angehenden als auch langjährigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. An diesen Bereichen sollte in Zukunft intensiver gearbeitet werden. Insbesondere berufsbegleitende Studiengänge bieten hier eine sehr gute Möglichkeit innerhalb von 2-3 Jahren Fachkräfte aufzubauen, welche zu Spezialisten weiterentwickelt werden können. Erfolgsgeschichten von solchen Maßnahmen lassen sich über die geeigneten Kanäle vermarkten und runden jede Stellenausschreibung ab. Ein Allheilmittel ist dies natürlich nicht. Für das Personalmanagement gilt es nach wie vor, eine Welt zu schaffen, an der andere teilhaben möchten. Ein modernes Fortbildungsmanagement mit ehrlich gemeinten Entwicklungspfaden ist ein wichtiger Bestandteil davon.

Was tun Sie selbst für die Nachwuchspflege und die Entwicklung von Fachkräften zu Spezialisten?

Maier: Beckhoff Automation beschäftigt derzeit weltweit rund 4.500 Mitarbeiter, bei einer nahezu nicht vorhandenen Fluktuation. In Österreich sind wir 32 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Einen großen Teil davon haben wir intern, in Kombination mit berufsbegleitenden Studiengängen, aufgebaut und weiterentwickelt. In Österreich haben wir je nach Abteilung unterschiedliche Maßnahmen gesetzt. So bilden wir beispielsweise in der Administration Lehrlinge aus. In den technischen Bereichen beschäftigen wir über die Sommermonate gut ein Dutzend HTL-Praktikanten. Parallel dazu haben wir jedes Jahr Studenten, welche ihre Abschlussarbeiten bei uns schreiben. Dies erfordert einiges an Engagement unserer Stammbelegschaft, trägt über die Jahre hinweg jedoch ihre Früchte. So haben wir einige Praktikanten über Jahre hinweg begleitet, die heute zu unseren „Young Guns“ zählen. Andere Praktikanten arbeiten heute bei unseren Kunden. Es kommt schon mal vor, dass Kunden von uns Applikationstechniker suchen. Hier unterstützen wir gerne mit unserem Schulungsangebot und stellen gegebenenfalls den Kontakt zu Bildungseinrichtungen her. Es erfüllt einen schon mit ein bisschen Stolz zu sehen, wie sich diese weiterentwickelt haben.

In jedem Fall gibt es einen Kampf um die besten Köpfe. Welche Schlüsselkompetenzen,

welche fachlichen Fertigkeiten sind für Beckhoff besonders wichtig?

Maier: Die Automatisierungsbrache ist geprägt von Innovationen und technischem Fortschritt. Dieser Innovationsgedanke wird auch in unserem Unternehmen gelebt, deshalb schätzen wir motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die kreativ sind, über den Tellerrand blicken können und eine gesunde Portion an sozialer Kompetenz mit sich bringen. Bei den fachlichen Fertigkeiten setzen wir auf eine abgeschlossene Lehre mit Berufserfahrung, abgeschlossene HTL-Ausbildung oder abgeschlossenes Studium. Eine zentrale Rolle spielt jedoch, wie in unserer Branche üblich, die Programmiererfahrung. Wer mit einer solchen Basis bei uns im Unternehmen

anfängt hat die Möglichkeit, sich in unterschiedlichsten Bereichen weiterzuentwickeln.

Warum unterstützen Sie einen Wettbewerb wie AUTstanding?

Maier: Für uns als Beckhoff ist die Ausbildung von zukünftigen Experten ein sehr wichtiges Anliegen. Deshalb unterstützen wir gerne junge motivierte Talente, welche mit Leidenschaft, den Weg bis zum Ziel gegangen sind.

Welche Aspekte bei den Einreichungen sind Ihnen als Juror besonders wichtig?

Maier: Ich finde es immer wieder interessant zu sehen, wie zukünftige Ingenieure bereit sind neue Weg zu gehen und nicht einfach den naheliegendsten Lösungsweg einschlagen. Aber auch innovative Arbeiten, die Wissen aus mehrere Fachdisziplinen vereinen, finde ich sehr spannend.

Sie unterrichten ja auch selbst: In welchen Fächern und bei welchen Ausbildungsorganisationen sind Sie aktiv?

Maier: Seit 2013 bin ich an der FH Vorarlberg als externer Lehrbeauftragter tätig und trage in unterschiedlichen Studiengängen und Lehrveranstaltungen vor. Parallel dazu unterrichte ich in weiteren Bildungseinrichtungen. Die Fachbereiche umfassen alle Facetten der Automatisierungstechnik wie etwa SPS-Programmierung und Regelungstechnik. Darüber hinaus hat Beckhoff etliche Kooperationen mit Bildungseinrichtungen. Beispielsweise stellen wir in Deutschland mehrere Stiftungsprofessuren. Hier in Österreich pflegen wir ebenfalls Kontakte zu Hochschulen. In diesem Rahmen sind 4 unserer Mitarbeiter als externe Lehrbeauftragte an 5 Hochschulen tätig. Darüber hinaus veranstalten wir in den Sommermonaten unsere Beckhoff Summer School. Diese, für Schüler und Studenten kostenfreie Veranstaltung bietet jungen Leuten die Möglichkeit Luft, in der Automatisierungstechnik zu schnuppern.

Jetzt sind Sie selber ja auch noch jung, aber dennoch: Sehen Sie Unterschiede in der Herangehensweise heutiger Jugendlicher und junger Erwachsener im Vergleich zu früher?

Maier: „Noch“ trifft es ganz gut :-)). Wenn ich so zurückdenke an meine Zeit an der HTL war damals das WWW schon relativ präsent. Es war die Zeit, wo man sich erstmals hin und wieder zuerst im Internet schlau gemacht hat, bevor eine Aufgabenstellung angegangen wurde. Jedoch gab es noch kein Raspberry Pi, Arduino und Co, wo man schnell mal was ausprobieren konnte. Auch 3D Drucker gab es noch keine, und so endete das schnell-mal-ausprobieren oft in mühseligem Zusammenbauen von mehr oder weniger passenden Teilen. Heutzutage ist es zur Gewohnheit geworden, zuerst im Internet zu recherchieren. Das Ganze hat einen gewissen Beigeschmack, da in erster Linie nicht zuerst nachgedacht, sondern gegoogelt wird. Hier ist ein sinnvoller Umgang mit den gegenwärtigen Möglichkeiten wichtig, der als solches auch intensiver in die Ausbildung mit einfließen sollte.