Expansion : Alles Keba oder was?

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Der November war ein guter Monat für den Linzer Automatisierungsspezialisten Keba. Auf der SPS konnte eine Übernahme und eine neue Kooperation bekanntgegeben werden, die den Marktauftritt von Keba massiv verändern werden - und quasi zum Drüberstreuen holte es auch noch eine Auszeichnung der Stadt Linz ab. Die Überraschungen auf der Leitmesse waren jedenfalls gelungen: Die Übernahme des deutschen Antriebsherstellers LTI Motion und die Kooperation mit Weidmüller waren bis zuletzt ein gut gehütetes Geheimnis. Mit diesem Schritt wächst das Unternehmen von CEO Gerhard Luftensteiner von bisher 1.200 auf 1.700 Mitarbeiter an und entwickelt sich zum Gesamtanbieter für Industrieautomation - inklusive Antriebstechnik, Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz.

Übernahmevertrag im November 2018

Keba übernimmt die LTI Motion sowie die Heinz Fiege GmbH, Anbieter für Antriebslösungen und Spindeltechnik mit Sitz in Lahnau und Röllbach (Deutschland). Ein entsprechender Vertrag zwischen der Keba AG und dem Verkäufer, der Körber AG aus Hamburg, wurde erst am 15. November 2018 unterzeichnet. Das Closing wird noch bis Ende Dezember dieses Jahres erwartet.

"Die Portfolios von Keba und der LTI Motion ergänzen sich perfekt", erklärte Gerhard Luftensteiner, CEO der Keba AG: "Wir sind Spezialisten im Steuerungs- und Sicherheitsbereich sowie in der Bedienung im industriellen Umfeld, LTI Motion im Bereich der Servo-Antriebstechnik. Für unsere bestehenden und zukünftigen Kunden ist der große Vorteil, dass diese Kompetenzen ab sofort gebündelt sind. Sie erhalten nunmehr Gesamtlösungen aus einer Hand - von der Bedienung über die Steuerung und Sicherheitstechnik bis hin zur Antriebstechnik, und das passend für ihre jeweilige Branche." Zwischen KEBA und LTI Motion besteht seit Jahren eine enge Kooperation.

Der bessere Eigentümer für LTI

"Wir sehen es sehr positiv, mit Keba einen neuen strategischen Eigentümer zu haben, der wie wir den Themen Innovation und Kundennähe verschrieben ist,“ betonte Hartmut Braun, Geschäftsführer LTI Motion. „Der Zusammenschluss ist eine großartige Chance für beide Unternehmen, die Portfolios ergänzen sich ideal. Wir sind überzeugt, dass wir unseren Kunden damit ein Lösungsportfolio bieten, dass ihnen in ihren Branchen klare Wettbewerbsvorteile bringt." Synergien wird es nicht nur in der Technologie und im Produktbaukasten geben, sondern auch im Vertrieb.

LTI Motion wurde 1971 gegründet und war seit 2013 ebenso wie die Heinz Fiege GmbH Teil des Technologiekonzerns Körber. Der Verkauf ist zum einen einer strategischen Neuausrichtung von Körber geschuldet, in dem die Antriebstechnik keine zentrale Rolle spielt, zum anderen der Hartnäckigkeit von Keba: "Es gibt für LTI bessere Eigentümer als Körber", so die gemeinsame Überzeugung, die letztlich zu dem Verkauf geführt hat. Über die Ablösesumme haben die Vertragspartner stillschweigen vereinbart.

Gemeinsamer Name, keine Integration

Die Präsentation der Übernahme erfolgte schon vor dem neuen Logo des gemeinsamen Unternehmens, das als KEBA+LTI auftreten wird. Dennoch ist Gerhard Luftensteiner darauf bedacht, die Eigenständigkeit sowohl des Unternehmens als auch die Kontinuität bei den Standorten zu betonen: "LTI Motion und Heinz Fiege stehen für erfolgreiche Unternehmen, die auf eine langjährige Expertise verweisen können. Sie sind ideal aufgestellt und haben eine erfahrene und hochkompetente Belegschaft. Wir werden natürlich die Synergien und die gemeinsame Kraft nutzen, setzen aber gleichzeitig auf Kontinuität im Management der LTI Motion. Uns ist wichtig, dass die Kunden von LTI Motion wie bisher sowohl technologisch wie persönlich optimal betreut sind und letztlich vom Zusammenschluss und dem damit generierten Gesamtlösungsportfolio profitieren", so Gerhard Luftensteiner. Die rund 500 Mitarbeiter von LTI und Heinz Fiege werden an ihren bisherigen Standorten wie gewohnt weiterarbeiten, auch Hartmut Braun wird weiter die Leitung von LTI Motion innehaben. Die Keba Gruppe wächst durch die Übernahme von 1.200 auf über 1.700 Mitarbeiter.

Partnerschaft mit Weidmüller für Industrie 4.0

Gleichzeitig tut sich Keba mit dem Elektrotechnikunternehmen Weidmüller zusammen, um gegenseitig ihre Digitalisierungs- und Automatisierungs-Portfolios zu ergänzen. Der Schwerpunkt liegt auf gemeinsamen Angeboten mit Schwerpunkt im Bereich Maschinen- und Anlagenbau. Beide Firmen die Nutzbarmachung von künstlicher Intelligenz (KI) in der Automatisierung fördern. Die Partner werden sich wechselseitig relevante Komponenten ihrer Portfolios wechselseitig zur Verfügung stellen. Keba steuert maßgeblich seine offenen Softwarelösungen und Teile seiner Steuerungsarchitektur bei, Weidmüller wird vor allem seine zur SPS 2018 erweiterte u-mation Produktfamilie und seine Industrial Analytics Angebote in die Zusammenarbeit einbringen. Damit gewinnt Keba sowohl neue Absatzmärkte für seine Standardprodukte als auch die Möglichkeit, Industrie 4.0-Lösungen zusätzlich zum dank LTI Motion komplettierten Automatisierungs-Portfolio anzubieten.

Linzer Unternehmen des Jahres 2018

Quasi zum Drüberstreuen gewann Keba im November auch noch die Auszeichnung zum "Linzer Unternehmen des Jahres" in der Kategorie Leitbetriebe. Dieser Wettbewerb wird von der Wirtschaftskammer gemeinsam mit der Stadt Linz und dem Land Oberösterreich durchgeführt. Dass Keba seinen Hauptsitz seit der Gründung vor exakt 50 Jahren durchgehend in der oberösterreichischen Landeshauptstadt hat und hier 1.200 Arbeitsplätze bietet, war für die Auszeichnung ausschlaggebend.