Gas-Odorierung : Wie man Biogas nach Gas riechen lässt

Die Einspeisung von Biogas, synthetischem Erdgas und Wasserstoff ins Erdgasnetz steht erst am Anfang. Es sind erst ein paar Handvoll Pilotanlagen, die in Europa Methan oder Wasserstoff aus nicht-konventionellen Quellen produzieren. Neben den Zukunftsmodellen Wind- oder Solargas werden H2 und CH4 derzeit hauptsächlich aus Biomasse oder Kläranlagen gewonnen. In jedem Fall wird der Trend zu alternativen gasförmigen Energieträgern in den nächsten Jahren deutlich zunehmen. Das verändert auch die pro Produktionsstandort zu erwartenden Gasmengen: Im Fall von Biomethan ist etwa mit einer Entwicklung hin zur dezentralen Produktion in Mengen von bis zu 12.500 Nm³/h schon jetzt zu spüren. Die nötige Technik muss sich dieser Entwicklung anpassen.

Flüssige Komponenten hinzugeben

Ein Aspekt sind die Odorieranlagen, die entsprechend dimensioniert sein müssen. Bei der Gasodorierung werden flüssige Komponenten in äußerst geringen Mengen proportional zu der variablen Führungsgröße hinzugegeben. Denn Erd-, Bio- und Flüssiggas sind gleichermaßen geruchlos, aber potenziell gefährlich. Daher wird auf möglichst streng riechende Substanzen wie Mercaptane oder Tetrahydrothiophen zurückgegriffen. Um eine besonders präzise Dosierung dieses Mediums zu ermöglichen, stattet der europäische Marktführer Lewa die eigenen Odorieranlagen mit den hydraulisch angelenkten und elektromagnetisch angetriebenen Mikrodosierpumpen der Baureihen MAH, MBH und MLM aus. Das Portfolio wurde jetzt um das Modell MAH 4 erweitert: Das Aggregat, das eigens für einen Förderbereich von 200 bis 350 ml konzipiert wurde, kann Gase bei einem Druck bis 16 bar odorieren und ist somit eine kosteneffiziente Lösung für Gasnetze bis PN 16.

Zwischengröße entwickelt

„Nachdem wir in den letzten Monaten häufiger Anfragen für Gasmengen von ca. 12.500 Nm³/h erhalten haben, haben wir uns entschieden, diese Zwischengröße für Gasnetze bis PN 16 zu konstruieren“, erklärt Walter Richter, Vertriebsleiter Gasodorierung bei Lewa. „Mit der MAH 4 wird eine Baureihenlücke zwischen der MAH 3 und der MAH 5 geschlossen.“ Dieser Bereich war bislang mit der größeren MLM 15-Pumpe abgedeckt worden, die einen stärkeren Hubmagnet hat, jedoch eine weniger kosteneffiziente Lösung darstellt. Der Rückgriff auf das größere Aggregat war notwendig, da die MAH 3 bei einem erforderlichen Druck von 16 bar nur eine maximale Förderleistung von 175 ml erreicht. Bei der MAH 5 liegt dieser Wert zwar bei 600 ml, hier ist allerdings nur ein maximaler Förderdruck von 10 bar möglich. „Die neu entwickelte MAH 4 dagegen kann die Gase im Förderbereich von 200 – 250 ml mit dem geforderten höheren Druck odorieren“, so Richter weiter.

Steuerung mit zusätzlichen Funktionen

Neben dieser Erweiterung im Bereich Pumpen hat Lewa auch die Steuerung überarbeitet, die die Odorieranlagen vollautomatisch und kontinuierlich überwacht und regelt. Sie verfügt nun über einen zusätzlichen Totalisator für Pumpenhübe, der auch über Modbus RTU abgefragt werde kann. Bei der Kommunikation über dieses Protokoll lässt sich in der neuen Version zudem eine verzögerte Antwort von 0–250 ms einstellen. Damit reagiert der Hersteller auf steigende Anforderungen und ermöglicht zudem eine bessere Integration in Kundensysteme sowie einen erleichterten Datenaustausch zwischen der CPU der Odor-Steuerung und der Steuerungsinfrastruktur vor Ort. Hinzu kommen weitere Features wie eine indirekte Überwachung der Gasfalle bei OD 7- und OD 8-Odorieranlagen mittels einer bereits vorhandenen Füllstandssonde und eine Zusatzsoftware für den Betrieb von zwei bis drei Gaszählern in Reihe. Durch dieses Programm ergeben sich verschiedene Wahlmöglichkeiten: „Die Anzahl der Zähler kann vom Kunden bestimmt werden, sie können parallel oder in Serie betrieben sowie in Serie überwacht werden“, so Richter. „Zeigen die Zähler bei letzterer Option einen gleich hohen Wert – die Abweichung ist bei unserem System in Prozent parametrierbar – wird nur ein Gaszähler als Führungsgröße verwendet.“ Die neue Pumpe und die neue Steuerung wird gemeinsam mit einer neuen ausziehbare Impfdüse diesen Herbst auf den Markt gebracht.