Smart Automation Wien : "Sobald wir einen Konsens innerhalb der Branche gefunden haben"

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Was heißt die Absage der Smart Automation Wien für den Standort, der immer im Schatten der Linzer Smart-Ausgabe gestanden ist? Diese Frage stellen sich derzeit viele in der Branche, mit recht unterschiedlichen Ansichten dazu (wie Sie hier nachlesen können).

AUTlook bietet dazu Information aus erster Hand und hat bei Barbara Leithner nachgefragt. Sie ist Managing Director von Reed Exhibitions Austria, in ihren Verantwortungsbereich als Geschäftsführerin fallen jene Fachmessen, die MItte Mai nun nicht stattfinden werden - die auf Herbst verschobene Intertool sowie die parallel dazu angesetzte, ersatzlos gestrichene Smart Automation gänzlich abgesagt. Dazu gleich in medias res:

Frau Leithner, welche Folgen hat die Absage der Smart Automation Wien 2020 für die nächste Wiener Ausgabe in zwei Jahren?

Barbara Leithner: Ich darf vorausschicken, dass die durch den Coronavirus forcierte Entscheidung, die kommende Smart Automation Wien abzusagen, gemeinsam mit dem Fachbeirat gefällt wurde. Sie wurde einstimmig hinsichtlich unserer Verantwortung für die Sicherheit und Gesundheit der MitarbeiterInnen der Aussteller, aber auch der FachbesucherInnen getroffen. Es hatten bereits viele unserer Aussteller und Besucher seitens ihrer Unternehmensleitung bzw. Konzernzentrale rigide Reise- und Teilnahmebeschränkungen bzw. -verbote auferlegt bekommen und hätten an der Smart/Intertool gar nicht teilnehmen dürfen. Mit dem Erlass der Österreichischen Bundesregierung war die Sachlage ohnedies alternativlos.

In all der Diskussion darf man auch den finanziellen Aspekt nicht außen vorlassen. Jetzt hätte die heiße Finalphase der Messe-Vorbereitungen für die Aussteller begonnen. Die frühzeitige Entscheidung hat die Aussteller vor weiterem unnötigen Aufwand und budgetären Belastungen bewahrt; in einer Zeit, in der die Firmen zwangsläufig mit viel Unsicherheit und wirtschaftlichen Ausfällen konfrontiert sind. Die Entscheidung abzusagen war aus den vorhin aufgezählten Gründen die einzig richtige.

Diese Faktoren sind mittlerweile außer Streit. Dennoch stellen sich viele die Frage: War es das jetzt mit der Smart in Wien?

Leithner: Die zukünftige Positionierung dieser Branchenmesse ist völlig losgelöst von der aktuellen Situation zu betrachten. Wir befinden uns gemeinsam mit dem Fachbeirat mitten in den Überlegungen und der Analyse, welche Rahmenbedingungen, welches Forum die Branche benötigt, wann und wo dieses sein soll und in welcher thematischen Konstellation. Denn die Smart Automation Wien hängt in einem gewissen Maße auch an der kommenden Positionierung der Intertool.

Die Intertool ist auf Herbst 2020 verschoben, es soll eine Jubiläumsausgabe werden: Was ist da geplant, wo wird diese stattfinden, und bedeutet das mittelfristig auch eine Änderung des Intertool-Konzepts für 2022? Soll das Messedoppel mit der Smart danach wieder aufgenommen werden?

Leithner: Der Fachbeirat der Intertool hat analog zum Beschluss des Smart-Fachbeirats mit uns als Veranstalter einstimmig beschlossen, die kommende Intertool im Mai nicht durchzuführen. Wir wollten gleichzeitig die historische Chance nicht vorüberziehen lassen, heuer noch das 40 Jahre-Bestandsjubiläum der Intertool in Form eines Branchenevents zu nutzen. Wie das Konzept inhaltlich aussieht, wo und wann genau, das ist noch Gegenstand unserer intensiven Überlegungen. Sie sehen, wir haben auch abseits der Virusepidemie bewegte und arbeitsreiche Tage und Nächte (lacht).

Unabhängig davon nutzen wir intensiv die Zeit, um mit allen Stakeholdern zu sprechen, deren Ideen und Wünsche zu bündeln und zu verpacken. Kernfragen sind, wo, wann und in welcher konzeptionellen Form die nächste Messe-Edition der Intertool über die Bühne gehen wird. Bei der Bewertung sind natürlich auch die europäischen Branchenleitmessen mit einzubeziehen. Reed ist Dienstleister der Branche und unsere Aufgabe ist es, ein tragfähiges, zukunftsweisendes Format zu entwickeln und zu vermarkten.

Schon vor der Absage der Smart Automation war die Situation für die Messe schwierig, es waren deutlich weniger Aussteller angemeldet als noch 2018. Worauf führen Sie das zurück?

Leithner: Messen, insbesondere Fachmessen fungieren wie ein Konjunkturbarometer und spiegeln die aktuelle Marktsituation wider. Und hier war zu bemerken, dass die wirtschaftliche Lage nicht mehr als wolkenlos eingeschätzt wird. Das führt dazu, dass Marketingbudgets in den Firmen noch gezielter eingesetzt werden. Bei der Smart in Wien kommen zum Teil andere Besucherzielgruppen als in Linz, zum Teil divergieren die Strategien der Aussteller, welche Regionen im Fokus stehen bzw. welche Zielgruppen für ihre Produkte relevant sind.

Die Besucherzahlen der Wiener Smart, insbesondere in Kombination mit der Intertool, mussten keinen Vergleich mit der Linzer Smart scheuen. Warum ist die Wiener Ausgabe in der Branche dennoch immer umstritten?

Leithner: An der Besucherzahl kann es nicht liegen. In Wien wurden im Verbund Intertool/Smart Automation im Jahr 2018 mehr als 20.000 Fachbesucher gezählt. Bei der Smart Linz im Vorjahr 7.500. Ich kann mir vorstellen, dass dies eher auf ein subjektives Gefühl der Aussteller zurückzuführen ist. Die Weitläufigkeit des Wiener Geländes täuscht und das Design Centers ist mit 7.500 Fachbesuchern an seiner Kapazitätsgrenze.

Die neue Messestrategie der Smart Wien rund um C4I und andere Rahmenevents wurde verhalten aufgenommen. Soll das beibehalten oder adaptiert werden?

Leithner: Für die heurige Edition hatten wir eine inhaltliche Offensive geplant. Das Programm war alle Tage mit qualitativ hochwertigem und thematisch breit gefächertem Content vollgepackt, inklusive einer Initiative für Start-Ups. Auch wenn all dies jetzt nicht zur Umsetzung gelangt, die getätigten Vorarbeiten werden für die kommende Smart/Intertool von großem Wert sein.

Wann ist mit einer Entscheidung bezüglich der Smart 2022 zu rechnen?

Leithner: Sobald wir einen Konsens innerhalb der Branche gefunden haben.